20.12. — Mount Cook
Sandflys überall, lästige Viecher. Aus dem Grunde sitze ich jetzt auch schon im Auto anstatt schön davor. Warm genug wäre es, aber mich jetzt noch wieder komplett einzuölen, dazu habe ich keine Lust.
Es ist bewölkt, aber trocken, als wir aufwachen. Kleine Sonnenstrahlen versuchen schon durchzukommen, also heißt es zurück zum Mt. Cook. Ohne zu frühstücken fahren wir los, und der Himmel klart weiter auf. Es ist so schön und läßt hoffen, dass wir etwas sehen werden. Wir haben und die gleiche Wanderung rausgesucht, die ich schon gemacht habe. 3 Stunden retour, das ist ein schöner Gang.
Unser Café im Village, in dem wir uns eigentlich mit einem Cappuccino wandertauglich machen wollen, hat leider noch geschlossen, also machen wir uns am Visitor Center etwas frisch, erkundigen uns gleich noch, ob der Weg begehbar ist und frühstücken eine Kleinigkeit am Auto. Dann den Rucksack geschultert und auf geht’s.
Der Weg ist leicht zu gehen, zwar relativ voll, und bietet wunderschöne Ausblicke. Gleich anfangs zeigt sich ein hoher Berg in seiner schneebedeckten Schönheit- bald darauf ist er auch schon wieder in dunklen Wolken verschwunden.
Über drei lange Hängebrücken geht es, eigentlich müssten sie Schwingbrücken heißen. Mir bringen sie unglaublich Spaß, andere kommen mit viel Mühe darüber. Ich fühle mit ihnen – wenn die wüßten, wie gut ich sie verstehe! Allerdings steigen die bestimmt locker in ein Flugzeug… so hat jeder sein Päckchen bzw. Paket…
Nach genau 1,5 Stunden sind wir am Hooker Valley Lake angekommen, der See am Ende des Gletschers. Richtig schön ist er nicht, das Wasser sieht schlammig aus, und es schwimmen leider auch keine Eisbrocken drin wie beschrieben und wie Inches auch gesehen habe, schade. Trotzdem, der Gang ist wunderschön, die Pflanzenwelt beeindruckend und überall singen Vögel.
Fast 12 km zeigt meine brav mitzählende Uhr an, nun haben wir uns einen Kaffee verdient, und wir wollen ihn hier im Mt.Cook Village zu uns nehmen. Jetzt haben sie zwar geöffnet – aber es findet sich kein freier Parkplatz in einer Reichweite, in der wir nicht gleich wieder eine Wanderung machen müssen. Pah, dann nicht, wir klemmen uns hinters Steuer und fahren die erste Strecke zurück – nach Twizel in unser Lieblingscafé! Wir haben nachgerechnet, dass wir mindestens vier mal hier waren. Einen leckeren Scone (Hefeteilchen mit Butter), je zwei Cappuccini (richtiger Plural??) und 2l Wasser später machen wir uns dann auf die nächste Etappe unserer Weiterfahrt. Wanaka ist das Ziel, dort werden wir tanken und ein wenig einkaufen, ein Abendbrot-Picknick machen und anschließend sehen, wie weit wir noch an die Westküste schaffen.
Wir sind glücklich, als wir meine derzeitige Lieblingsstadt erreicht haben, stellen uns nach dem Tanken an den See und picknicken, richtig schön! Der Himmel ist aufgerissen, das Wasser tiefblau, einige schwimmen , manche spazieren.
Ich überlege kurz, ob wir nicht doch noch die Nacht dort verbringen sollen, aber das Wetter und das Abendlicht sind so schön- und somit wird die erste Strecke zur Westküste ein Traum. Ich erinnere mich gut an diese Strecke vor drei Jahren: da bin ich die auch bis in den Abend gefahren und konnte so viel Schönheit kaum aushalten. Damals wollte ich auf jeden Fall bis Wanaka kommen, weil ich dort Netz- Empfang hatte und meine ganze gesammelte Freude einfach teilen musste. Daher bin ich auch an diesem Campingplatz, auf dem wir jetzt stehen, vorbei gefahren- kein Empfang weit und breit. Dabei liegt er traumhaft- direkt am Lake Wanaka, ein Doc-Campground, also keine Duschen, dafür günstig. Es ist fast Vollmond, der See ruhig und idyllisch, die Vögel singen ihre Abendlieder- geht es schöner? Ja- ohne Sandflys…. Denn inzwischen haben wir die Autotüren wieder geöffnet, es ist einfach noch zu warm sonst hier drinnen und hauen ständig um uns. Diese kleinen Biester hört man nämlich nicht, anders als Mücken, sondern merkt sie erst, wenn sie sich auf die Haut setzen oder schon zubeißen….
21.12.18
Um halb sieben waren so viele Sadflys durch die kleine offene Fensterluke, die dafür sorgt, dass wir nicht gänzlich nachts ersticken, gekommen, dass die Nacht zu Ende war. Schön, so sind wir zumindest früh unterwegs – aber ich bin echt noch müde. Ich habe sowieso nicht so gut geschlafen, aber dass es nicht regnet und sogar manchmal die Sonne herauskommt, muntert mich auf. Wieder machen wir uns ohne Frühstück auf den Weg und erreichen bald den kurzen Track zu den „Blue Pools“. Die hatte ich beim letzten Mal nicht gesehen und bin glücklich, dass es heute klappen wird. Und sie sind wirklich wunderschön!
Der Gang dorthin ist mit 15 min moderat und die Farben des Wassers erfreuen das Herz! Das beste ist wieder eine lange Schwingbrücke, die man so richtig in Wallung bringen kann! Hurra!
Anschließend gibt es noch zwei recht kurze Gänge zu jeweils einem schönen Wasserfall, dann fahren wir durch bis Haarst, wo es den ersten Kaffee gibt. Nun befinden wir uns also an der Westküste. Nach einer kurzen Absprache mit dem Reiseführer entscheiden wir, die 50 km einfache Fahrt an die südlichste bewohnte Stelle auf uns zu nehmen, die als „unglaublich bezaubernd“ beschrieben wird.
Okay, sie ist wirklich schön, anfangs zumindest, nachher wird’s dann auch langsam langweilig. Im Nachhinein sind wir später auf ebensolchen Strassen gefahren, die zwar etwas befahrener sind, aber auch nicht zu viel.
Beeindruckend ist allerdings ein Gespräch mit einem Fischer, bei dem zunächst das Auffälligste ist, dass vorne alle oberen Schneidezähne fehlen, dabei ist er noch gar nicht sooo alt. Er repariert seine Reusen und wir kommen ins Gespräch. Dabei fragt Bernd ihn, wieviele Leute denn hier in der Jackson Bay wohnen – und er antwortet „2“, ihn mitgezählt! Klar Touristen kommen immer mal wieder, es gäbe da auch Ferienhäuser, aber fest wohnen hier eben nur zwei. Zum Einkaufen fahre er alle drei Wochen nach Wanaka (das sind mindestens 2 Stunden Fahrt, dazu noch über einen Pass!!) weil er dort nur frische Sachen bekommt! Was für ein Leben, für mich unvorstellbar! In einer kleinen Art Bauwagen kann man Fisch essen – doch wir möchten weder Zeit noch Geld investieren, sondern lieber wieder weiterfahren. Ob sich die 100 km gelohnt haben? Eigentlich nicht, aber zu erfahren, dass es dort ein Leben mit zwei Einwohnern gibt, wo sich laut Stelltafeln vor langer Zeit 400 Menschen unterschiedlichster Nationen angesiedelt hatten, weil sie viel von der Fischerei erhofften, es aber mit den ganzen schweren Bedingungen nicht aushielten, beeindruckt mich. Auf der Rückfahrt habe ich dann gelesen, einmal reicht es, diese „bezaubernde“ Strasse zu sehen.
Bis wir am Fox-Glacier landen, nehmen wir noch ein paar besondere Aussichtspunkte mit, machen einen kleinen Strandspaziergang und checken dann endlich auf einem guten Campingplatz ein. Auf dem gleichen wie vor 3 Jahren!
Nach drei duschfreien Tagen fühlt man sich nach der heissen Brause wie neugeboren, und kochen können wir hier auch unkompliziert. Wie schnell doch Nudeln mit Olivenöl, Knoblauch und Tomaten neben einem Salat mit Schafskäse zu Luxus erster Klasse werden! Dazu gibt es einen Schluck Rotwein – fast wie Weihnachten!
Nun muss ich nur noch schnelleres Internet finden, um dieses auch in den Blog zu bekommen, das hier auf dem Gelände ist so langsam, dass es die Seite gar nicht erst lädt….
Wieder so schön geschrieben und beschrieben. Ich wünsche Euch weiterhin tolle Erlebnisse. Und wie ist das dort eigentlich mit Weihnachten?
Ganz herzliche Grüße aus dem milden, grauen, verregneten Worpswede von Rose
Hallo Siilke, hallo Bernd! Wir folgen mit Spannung eurer Reise. Übrigens in Worpswede gibt es jetzt auch Scons , im neuen Cafe an der Insel! Ihr Lieben wir wünschen euch ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr 2019!! Kehrt ja gesund wieder in den Luck zurück! Alles Liebe von den Henkis. Übrigens tolle Fotos,danke das wir daran teilhaben dürfen!