Auckland
Wir schlafen aus und machen uns nach einer kurzen Dusche auf den Weg nach Auckland, erst einmal frühstücken. Hier haben wir ja nichts, und so richtig mögen wir die Küche auch nicht benutzen. Es ist noch alles still im Haus, die Terassentüren noch zu. Offenbar ist noch keiner aufgestanden.
Die Fahrt geht mit Bus – Bahn – Bus nach Auckland, insgesamt sind wir eine gute Stunde unterwegs. Wir haben noch wenig Plan, außer in die I-Site zu gehen, vielleicht in die Bibliothek gehen, außerdem nach einem zusätzlichen Koffer zu gucken, damit es mit dem Gepäck einfacher wird.
Die Suche nach einem geeignetem Frühstückscafé gestaltet sich schwierig, Entweder gibt es bereits Lunch oder es ist ungemütlich oder teuer oder beides. Endlich finden wir eines, in dem wir uns richtig wohlfühlen, in dem wir ein Bagette kaufen können, das sie uns gleich in Scheiben schneidet und mit Butter serviert. Genau das richtige für mich heute morgen! Wir bleiben lange hier – Bernd liest, ich schreibe und flirte mit einem jungen Mann – etwas sehr jung – fast 54 Jahre jünger als ich, so süß! Der Kleine war in meinem Bann, er guckte nur noch rüber, seine Nudeln hingen ihm aus dem Mund. Ich schätze, in 20 Jahren findet es keiner mehr niedlich, jetzt hätte ich in seine Wange beißen können. Wenn ich zu lange zurckguckte, wurde es ihm manchmal zu viel, die Mundwinkel gingen herunter – da guckte ich natürlich weg, hätte ihn aber noch mehr abknutschen können. Ich habe die Eltern um Erlaubnis gefragt, ob ich ein Foto machen darf!
Irgendwann machen wir uns dann wieder auf den Weg, gehen erst noch in den angrenzenden Park, weil wir mit der Behörde telefonieren wollen, um das Auto von meinem Namen abzumelden. Leider klappt es nicht, sie haben schon Feierabend. Also werde ich doch versuchen, einen Briefumschlag zu kaufen und den Schein zum Amt zu schicken, so steht es auch auf der Rückseite drauf.
Unser nächstes Ziel ist die I-Site, um uns zu informieren, was wir diese Tage noch in Auckland ansehen möchten. Die Informationen sind schnell eingeholt – aber es gibt einen schönen Shop, in dem wir ein paar Mitbringsel besorgen. Darüber kann ich mich natürlich hier nicht auslassen. Wir sind auf jeden Fall über unsere Käufe glücklich und hoffen, dass es die Betreffenden dann auch sind. Während wir suchen, ruft Sven mich an – und gerade habe ich Wifi – in den Info-Centern hat man meistens Internet-Verbindung. Oh fein, Bernd guckt weiter, ich schnacke eine Runde mit meinem Sohn.
Auckland ist eine beeindruckende Großstadt, laut und lebendig. Die Stadt ist am Wachsen, an mehreren Stellen entstehen weitere Hochbauten, die meisten sicherlich von großen Firmen oder Banken. Auf diversen riesigen Gebäuden lesen wir entweder Microsoft oder Huawai, Sparks oder eben die Namen der Banken. Oft stehen vor den modernen Bauten die alten Häuser, sicherlich unter einer Art Denkmalschutz. Der Kontrast macht eine tolle Atmosphäre und erinnert mich an New York.
Wie schon in Wellington stehen hier an vielen Ecken die Elektro-Roller, die man sich mieten kann, das wollen wir später auch noch machen.
Doch erst gehen wir in die Bücherei, Geräte aufladen und Internet nutzen. Ich gucke dabei ein wenig ARD, für mich Entspannung pur. Wir sitzen in einem Maori-Raum, der auch für Vorführungen genutzt wird, zwar keine Fenser hat, aber ruhig und gemütlich ist – und an jedem Tisch eine Steckdose besitzt!
Leider schließt die Bibliothek um 17:00, außerdem haben wir Hunger. In einem Supermarkt kaufen wir Brötchen, ein paar Scheiben Kassler-Aufschnitt und 2 Bananen und machen auf einer Bank ein kleines Picknick. Sehr lecker und wir sind satt.
Nun heißt es Roller fahren: Also App öffnen, Roller suchen, die sind dort drin vermerkt und auf geht‘s. Es bringt ja soviel Spaß! Auf geradem Weg ist es einfach Spaß pur, bergauf muss man schon mal ein wenig mitrollern, sonst schafft der Akku das nicht, bergab wird’s sogar etwas gefährlich. Zum Glück sind die Bremsen gut, aber ein Berg ist so unglaublich steil, dass ich richtig ein wenig Angst habe. Da ich nicht aus dem Hospital schreibe, ist also alles gut gegangen. Man kann sich manchmal nicht vorstellen, wie steil die Straßen hier sind! Eigentlich sollte man mit einem Helm fahren, aber den haben wir natürlich nicht – und während ich so fahre, denke ich, dass heutzutage eigentlich die Fußgänger besser einen Schutz tragen sollten…
Aber wir sind vorsichtig, und freuen uns einfach. Und wieder merke ich, dass das, was ich ausstrahle, zurückkommt. So einige Fußgänger können gar nicht anders als zurückstrahlen, so lache ich sie an! Ich könnte einfach immer nur Quieken!
Zwischendurch landen wir wieder bei dem Hostel, bei dem wir uns mit den beiden jungen Kaufinteressenten getroffen haben und ich mit dem Künstler gesprochen hatte. Der Maori steht wieder auf seinem Balkon und ist am Schnitzen. Ich halte zu Bernds Erstaunen an und frage nach, ob ich vielleicht ein Foto von dem Gemälde machen darf. Kaufen könne ich es nicht, weil ich wieder nach Deutschland fahren würde. Klar darf ich und wenn ich ihm auch meine Mailadresse lassen würde, würde er mir das Bild zusenden, wenn es ganz fertig ist. Hurra, ich freue mich. Gleichzeitig bittet er mich, eine Maori-Petition mit zu unterschreiben und den Gefallen tue ich ihm gerne. Nun freut er sich noch mehr! Bernd hingegen wird langsam ungeduldig, weil wir nach Minuten bezahlen… Als ich ihm anschließend aber erzähle, dass ich morgens schon den Gedanken gehegt habe, genau das zu machen und nun mich so doll freue, ist er versöhnt.
Wieder in der City lassen wir die Roller stehen – man kann sie einfach irgendwo abstellen, und dann mit der App abmelden – und gehen zu Fuß weiter. Gleich dort ist ein Platz, an dem „homeless people“ sich aufhalten, in kleinen Beeten Kräuter anbauen können und auch einen Kühlschrank haben. Dort ist heute ein Stand aufgebaut, der Essen verteilt. Das finde ich so toll, dass ich etwas spenden möchte und gehe mit ein paar „golden coins“ hin. Ich werde mit der Frage begrüßt, ob ich Hunger hätte, aber nein! Statt dessen lasse ich mir die Vermutung bestätigen, und möchte der netten Frau das Geld geben, doch sie lehnt kategorisch ab. Sie dürften keine Spenden annehmen, sie bekämen Spenden, alles in Ordnung, nein, ich solle das Geld lieber jemandem anderen geben. Na gut… Doch wir haben Durst und sie einen Wasserspender, also gehen wir noch einmal hin. Na klar, gerne, und ob wir wirklich keinen Hunger hätten. Nein, selbst wenn, ehrlich – wir würden den Obdachlosen das ganz sicher nicht wegnehmen. Das denken wir aber nur. Sie fragen nach, ob wir Touristen seien, und drücken uns zwei abgepackte Mahlzeiten in die Hand. Das sollten wir doch bitte nehmen, zwei Gabeln dazu und Servierten obendrein. So nett! Es ist Chili con Carne und auch noch warm!
Wieder gehen wir an den Platz, an dem wir eben schon gegessen haben und lassen es uns noch einmal munden – aber eine Portion reicht.
Währenddessen gucke ich mich um und sehe witzigerweise auf der Bank neben uns den jungen Kerl, der mit seiner Freundin das Auto kaufen wollte. Ich gehe zu ihm und biete ihm die zweite Portion an – er freut sich und setzt sich zu uns rüber. Wir schnacken noch eine Weile nett. Er ist schon merkwürdig, aber auf eine Weise, dass man das Gefühl hat, das er in seinen 20 Jahren schon viel mitgemacht hat.
Während wir da sitzen, geht ein Gruppe herum und verteilt Essen – die gleichen, bei denen wir auch etwas bekommen haben. WIr lehnen ab, zeigen auf unser Mahl und sagen ihnen, wie gut es uns schmeckt! Ich frage auch nach, woher sie sind und sie nennen uns den Namen und erzählen dass sie einmal im Monat hier Essen verteilen, einfach so, am alle. Wirklich cool!
Viertel vor Acht mahnt Bernd zum Aufbruch, denn wir wollen ja noch einen Koffer kaufen. Ausgeguckt haben wir bereits einen, und den müssen wir kaufen, bevor der Laden schließt.
Es ist dunkel, als wir im Zimmer ankommen, aber was macht das schon? Wir sind mehr als satt, brauchen kein Bett zu bauen, sondern setzen uns drauf, und planen den nächsten Tag.
Darüber dann morgen!