Wir sind natürlich zeitig am Airport. Drei Stunden vorher sollen wir da sein, 2,5 reichen unserer Meinung um die Uhrzeit auch aus – und das stimmt. Die Schlange am Schalter ist nicht lang, doch dann kommt die Überraschung: Wir brauchen entgegen der Aussagen auf dem Hinflug doch ein Visum für Australien. Jeder, der den Flugplatz verläßt, braucht eines. Aber, kein Problem, drüben am Schalter können wir eines besorgen. Gut, dass wir so früh sind! Wir müssen uns danach auch nicht wieder anstellen, sind nur um 150$ ärmer. Einen Tag später lese im Internet, dass es online kostenlos ist….
Bald sind wir eingecheckt und trinken noch einen letzten Cappuccino auf neuseeländischem Boden. Ich bin aufgeregt, ich gebe es zu. Ich nehme eine Valium, eine „Scheiß-Egal-Pille“. Irgendwie muss ich es doch lernen, dass Fliegen ungefährlich ist. Doch selbst, wenn ich es schreibe, glaube ich nicht wirklich daran, obwohl ich doch den letzten Flug schon wieder überlebt habe…
Immerhin bin ich schon mal bei der Sicherheitskontrolle ruhiger, normalerweise finde ich meine Sachen nicht, und vertütel mich, wenn ich alles mögliche wie Schlüssel oder handy daneben legen soll. Gut, die Pille wirkt schon mal. Dann dauert es auch gar nicht mehr so lange, bis wir im Flugzeug sind. Noch geht alles – und ich mache es gut, muss mich wirklich ein wenig selber loben. Den Start mag ich sowieso, aber auch als wir oben sind, bleibe ich recht ruhig. Erst so nach einer Stunde werde ich etwas nervös. Und mache mir noch einmal bewußt, woher diese Sch…Flugangst kommt. Ausgeliefert sein, das war ich, als ich als Kind im Krankenhaus war, hier bin ich freiwillig! Und als Kind wußte ich nicht, dass ich in Sicherheit bin, hier weiß ich es! Ich bekomme es gut geregelt, es tauchen viele Bilder von damals in meinem geistigen Auge auf, Untersuchungen, viele gemeine Dinge – aber heute ist nicht damals, und heute habe ich mich bewußt für dieses Flug entschieden. Keiner zwingt mich – und dass ich nicht aussteigen kann, ist kein Ausgeliefertsein, sondern doch glatt ein Schutz! Fein, so schaffe ich die nächste Stunde! Und zwar gut, entspannt, ohne Tränen. Dann kommt eine Wolkenschicht, in der Höhe. Das Flugzeug fängt gut an zu rappeln, aber wir müssen uns nicht einmal anschnallen. Kurz bekomme ich Panik, aber nur kurz. Dann singe ich innerlich immerzu zu diversen Melodien „I am safe“ – und das wirkt wie ein Mantra. Wenn es zu doll wackelt, bilde ich mir einfach ein, dass die Flügel uns doch halten und alles ausgleichen. Tun sie ja auch! Und in der ganzen Fluggeschichte ist noch nie ein Flügel abgebrochen, hab ich gelesen. Und ich glaub einfach mal, das unser wohl nicht der erste sein wird.
Nach 3,5 Stunden hab ich es geschafft, und zwar richtig gut! Beim Landen hatte ich zwar nicht das volle Vertrauen, aber wir sind ja heile auf australischem Boden angekommen.
Es dauert auch nicht so lange, bis wir den Flugplatz verlassen dürfen. Ein kleines Problem gibt es, weil wir in NZ Pflanzensamen gekauft haben und die angeben müssen. Wir wollen lieber ehrlich sein, nicht dass wir gefilzt werden und dann entdecken sie etwas. Doch die Samentüten sind verschlossen und im schlimmsten Fall würde der nette Zollbeamter sie dabehalten, bis wir wieder nach Deutschland fliegen. Aber erst einmal sieht er im Computr nach – alle drei Sorten, die wir gekauft haben, wachsen sowieso auch in Australien, also kein Problem.
Mit einer U-Bahn fahren wir 4 Stationen, dann müssen wir noch 16 Minuten laut Google zum Hotel laufen. Das Hotel hatte ich gebucht, nachdem zwei Jungs auf einem freedom Campingplatz erzählt hatten, was für schreckliche Hostels sie in Australien hatten, gerade in Sydney. Darauf hatte ich nun gar keine Lust und suchte ein Zimmer, in dem wir auf jeden Fall ein eigenes Bad haben. Für 100$ die Nacht, das sind ca. 60€, das fand ich gut, und eine Küchenzeile sollte auch drin sein.
Die 16 Minuten sind lang mit den schweren Rucksäcken und der erdrückenden Wärme. Der Schweiß läuft uns runter, und wir sind glücklich, als wir in die kühle Hotelhalle kommen. Wir können auch schon in unser Zimmer, der Concierge bringt uns hin – einmal aus dem Gebäudeh hinaus, um die Ecke und dann – er öffnet eine komplette Wohnung! Vorne gleich eine kleine Sofaecke mit Fernseher, dahinter ein Esstisch mit einer Küchenzeile. Er erklärt uns noch Kleinigkeiten und läßt uns dann alleine. Wir erkunden das Reich und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus: hinter der Küchenzeile ist noch ein mittelgroßes Büro, mit einer Glaswand vom Rest abtrennbar, dann geht ein langer schaler Flur zu den übrigen Räumen: ein großes modernes Badezimmer mit einer Badewanne und einer großen Dusche, ein kleiner Raum mit einer Waschmaschine und einem Trockner, ein kleiner Raum mit Regalen, und dann ein großes Schlafzimmer, von dem aus eine Art Balkon abgeht. Ein riesiger bespiegelter Kleiderschrank ist ebenfalls vorhanden, ebenso wie ein Fernseher. Die Küche hat einen anständigen Herd, außerdem einen Geschirrspüler! Alles ist da, ganz abgesehen davon, dass die Wohnung voll klimatisiert ist! Bei der schwülen Hitze ein Traum! Und geschmackvoll eingerichtet, dazu hohe Decken – so kann ich mir vorstellen, einmal zu wohnen, wenn uns das Haus zu groß ist.
Wir nutzen erst einmal die Dusche und ruhen uns ein wenig aus.
Da wir noch nichts weiter gefrühstückt haben, suchen wir uns in der Nähe erst einmal ein Café, in dem wir auch eine Kleinigkeit essen können, ich nehme wieder ein Brot mit Avocado.
Dann machen wir uns wieder auf in die Stadt, etwas wollen wir heute noch sehen. Mit dem Bus fahren wir bis fast an den Hafen, bis der Fahrer sagt, dass hier die Endstation ist. Schon blöd, wenn die Namen nicht angesagt werden. Wir gehen an den Hafen. Es ist alles wunderschön, die Skyline, der Hafen, ein Kreuzfahrtschiff – und plötzlich, ich habe damit nicht gerechnet, ist die Opera vor uns!! Ich bin so überwältigt, auch wenn ich sie mir größer vorgestellt habe. Wir laufen hoch, die Ausblicke werden immer schöner! Ich kann mich nicht sattsehen, habe sicherlich auch noch den Flug-Flash!
Wir gehen noch ein wenig weiter in die „Rocks“ und trinken dort ein kleines Bier. Gemütlich in einem Innenhof auf einem Balkon. Allmählich bin ich müde und wir machen uns auf den Weg.

Wir kommen wieder an den Hafen und sehen, wie das Kreuzfahrtschiff ablegt. Es ist aus Norwegen. Recht schnell laufen wir auf einen Aussichtspunkt, von dem wir das Schiff gut im Blick haben. Es ist schon enorm, diesen Riesen so zu wenden, dass er nirgends gegen haut. Und so fährt er hinter der Oper den Hafen hinaus.

Langsam wird es dunkel und ich überlege noch kurz, ob ich nicht doch noch bis neun Uhr durchhalte, doch meine Beine sind anderer Meinung, und so suchen wir nun die Bahn zum Hotel. Um 21:00 gibt es an einem Dach der Oper eine Lichtinstellation – aber zu der können wir ja auch morgen noch gehen!
In einem Supermarkt kurz vor dem Hotel können wir noch ein wenig einkaufen, so dass uns etwas zu essen bereiten können, Brot und Müsli jedenfalls. Kochen haben wir hier keine Lust.
Und so sind wir nicht zu spät im Bett – wir haben Schlaf nachzuholen!