Sonntag, 13.03.2016
Wieder zu Hause
Nun bin ich wieder Hause, freue mich und genieße das Ankommen, bin noch unerwarteterweise völlig entspannt. Die Rucksäcke sind ausgepackt, es fliegt nicht mehr alles herum, allerdings noch genug.
Der Rückflug war alles andere als entspannend und dementsprechend anstrengend. Nein, nicht falsch verstehen: eigentlich waren es richtig ruhige Flüge, ohne irgendwelche echten Probleme – aber ich hatte einfach Angst, Panik. Mein Kopf wusste alles: Turbulenzen sind normal, es gibt keine Flüge ohne Bewegungen, noch nie ist ein Flieger wegen dieser Luftunregelmässigkeiten aus der Bahn geworfen worden…. Trotzdem, ich hatte Angst.
Um elf geht mein Bus von Orewa nach Auckland. Ich werde zusammen mit einem Backpacker aus Frankreich zur Bushaltestelle gefahren, von einem ebenfalls im Hostel wohnenden jungen Mann. Super, denn der Rucksack ist schwer und die Haltestelle da. 1,5 km entfernt.
20 min müssen wir noch warten, der Bus ist ein Überlandbus und da ist es schon verständlich, dass der Fahrplan nicht immer so exakt eingehalten werden kann. Da ich sicher bin, an der richtigen Stelle zu stehen, habe ich im Gegensatz zu meinem Mitreisendem keine Sorge.
In Auckland habe ich dann statt zwei Stunden noch ein und eine halte Stunde Aufenthalt und verbringe sie im Wartesaal des Busunternehmens, alles andere ist mir mit dem Gepäck zu kompliziert. Ich lese ein wenig, beobachte ab und an die andren Wartenden- und plötzlich geht die Tür auf, und Melanie, die Frau, die ich auf dem Campingplatz besucht hatte, kommt hinein. Ich hatte nicht damit gerechnet, sie hier zu treffen, sie hatte eigentlich einen anderen Bus geplant, zu nehmen, und nun vergeht die Zeit mit Schnacken ruckzuck.
Auf dem Flugplatz dann trinken wir dann noch gemeinsam einen Kaffee, dann muss sie langsam aber sicher durch die Sicherheitskontrolle, denn ihr Flieger geht drei Stunden vor meinem. Die restliche Zeit langweile ich mich, gehe noch, nachdem ich meinen Rucksack endlich aufgeben konnte, durch ein paar Shops. Endlich dann sitze ich auf meinem Sitz – und bin alles andere als gelassen und ruhig. Panik macht sich breit und begleitet mich fast vollständig die vier Stunden bis Melbourne, wo ich dann zum ersten Mal umsteigen werde.
Ein Mann hinter mir bekommt meine Angst mit, erzählt mir von seinen Prüfungsängsten und macht es sich zur Aufgabe, völlig für mich da zu sein, hilft mir, indem ich ihm bei zu dollen Panikattacken fast die Finger brechen darf. „Drück zu, das schaffst du nicht, die zu brechen, ich kann was aushalten….“ immer wieder versichert er und auch die Stewardessen mir, dass alles in Ordnung und völlig normal sei. Es hilft, doch zur Ruhe komme ich nicht. Die Flugbegleiterinnen bieten mir auch an, zu ihnen nach hinten in den Küchenbereich zu kommen, wenn die Angst zu dolle wird, und das Angebot nehme ich auch an. Da sitze ich bei ihnen, schnacke ein wenig oder bin einfach nur da und sehr in ihre entspannten Gesichter. Nach vier Stunden ist dieser erste Flug beendet, ich habe ihn zwar geschafft, aber in meinen Augen nicht wirklich gut. Nun sollen 14 weitere folgen, aber in einer wesentlich größeren Maschine. Ich nehme eine weitere Valium und kann nun auch ein wenig entspannen, sogar dösen. Trotzdem nimmt die Zeit fast kein Ende… Netterweise bekomme ich immer mal wieder Besuch von dem netten Typen, der mir auf der ersten Strecke so zur Seite stand und der nun mit seiner auch sehr netten Frau ganz woanders sitzt.
In Dubai treffe ich dann unerwarteterweise Melanie wieder. Welche Überraschung, auf der Damentoiletten in der Warteschlange mit meinem Namen gerufen zu werden, ich dachte ja, sie wäre schon wieder in der Luft, stattdessen sitzt sie mit in meiner Maschine.
Die sieben Stunden nach Hause, ein ruhiger Flug, überlebe dann ich auch noch und komme glücklich in Hamburg an, wo Bernd mich erwartet.
Nun habe ich wieder einmal nicht gleich weitergeschrieben, und beende meinen Blog also nun heute, zwei Wochen später.
Das Ankommen hier war gigantisch! Überall treffe ich Freunde und Bekannte, die sich freuen, mich wieder zu sehen, die den Blog gelesen und mich dementsprechend begleitet hatten. Ich kann nicht beschreiben, wie dankbar ich für mein Umfeld bin!
Nun heisst es Bilder sortieren – ich plane einen öffentlichen Fotoabend – und den Blog so aufzuarbeiten, dass ich ihn veröffentlichen kann. Wie es mir gelingt, weiß ich noch nicht genau, nur dass ich es machen und irgendwie schaffen werde. Schließlich bin ich heute nicht mehr auf das Wohlwollen der Verlage angewiesen, sondern kann das in Eigenregie machen.
Die Wochen in Neuseeland wollen verdaut werden. Ich hoffe und bemühe mich darum, dass meine Entspannung noch lange weiterhin anhält. Den Jetlag hab ich langsam überwunden und ich falle nicht mehr um 21:00 tot ins Bett, um dann um halb sechs ausgeschlafen zu sein. Langsam kehrt der Alltag wieder ein. Die Tage verfliegen schon wieder. Doch ich genieße die Frühlingsluft, die jedes Jahr wieder ganz besonders ist- sogar wenn man keinen Winter hatte! Die ersten Störche sind da, die Sonne wärmt schon, wenn sie denn scheint!
Ich lebe mich wieder ein, freue mich, meine Familie und eine Freundinnen/Freunde wieder um mich zu haben, in meiner „Moorrübe“ einkaufen zu können und mich wieder wesentlich abwechslungsreicher ernähren zu können. Die warme Dusche ist schon längst wieder selbstverständlich, ebenso wie der Strom aus der Steckdose! Trotzdem: ein wenig Wehmut ist da:
Schade, dass die Zeit des Reisens zu Ende ist, schade, dass ich nicht mehr regelmäßig morgens oder Abend schreiben werde, von Dingen, die ich neu erlebt habe oder die mir bei langen Wanderungen durch die Kopf gingen.
Aber: irgendwann gibt es eine neue Reise und dann einen neuen Blog!
Eure Silke