11. – 24. Februar

Donnerstag, 11.02.2016

Freilaufende Schweine….Auf dem Weg in den Norden

Mit meinem Auto fahre ich direkt an die Küche und kann so ganz unkompliziert mein Frühstück zubereiten. Da ich eh gleich danach weiterfahre, und genügend Platz ist, ist das alles unkompliziert. Heute will ich nun meine Reise fortsetzen und über Coremandel die Halbinsel verlassen. Einen kleinen Abstecher zu einem Wasserfall und zu Kauri-Bäumen werde ich zwischendurch einlegen.

Doch bevor ich richtig loslege, mache ich im nächsten Ort eine kleine Rast in der Bibliothek, um meinen letzten Blog reinzusetzen. Anschließend gibt am Hafen noch einen Tee und eigentlich ist es hier so schön, dass ich gar nicht weiter möchte.

Aber mir bleiben ja nicht mehr so viele Tage, und wenn ich die Nordspitze auch noch ausführlich besuchen möchte, sollte ich weiter.

In Corelmandel mache ich eine kleine Mittagspause, schön am Wasser mit frisch gekochtem Tee und einem Brötchen. Der Ort ist nett, aber nicht so, dass ich unbedingt bleiben muss.

Hinter diesem kleinen Örtchen beginnt eine alternative Querstraße zwischen Ost und West, die nahezu komplett unbefestigt ist. Doch mein Reiseführer beschreibt nach bereits 7 km einen netten Wasserfall und weiter 500 m weiter einen kleine Kauri-Lichtung. Und wirklich, nach 1,5 km hört der Asphalt auf und es geht über eine mir schon sehr vertraute Schotterstraße weiter.

Zwischendurch laufen mir Schweine mit ihren Ferkeln über den Weg. Ja, richtig gelesen: nicht frei laufende Hühner, wirklich frei laufende Schweine. Mitten auf der Straße! Das Tor ist offen, sie können dahin, wo sie möchten- ein sautolles Leben haben die! Und so süß, gerade die kleinen Ferkel.

   

Nach 5 km erreiche ich auch den Wasserfall. Er ist wunderschön, irgendwie sind ja doch alle unterschiedlich. Leider interpretiere ich das mit den 500 m falsch und setze den Weg direkt am Wasserfall zu Fuß fort, bis es nicht mehr weitergeht.

Durch Matsch hoch und runter, der Weg so eng und ohne Ausschilderung – ich hätte eigentlich schon eher skeptisch werden müssen. Aber nein, erst als der Weg geht noch mal in seiner Enge steil bergauf geht und so rutschig ist, dass ich mich einfach nicht weiter traue, gebe ich auf. Und finde es sehr schade!

Dann lese ich im Auto noch mal nach und merke, dass man das auch anders verstehen kann, und setze also die 500 m mit dem Wagen fort. Und siehe da, da sind auch ein Schild und ein wunderbar ausgebauter Weg, der mich zu den unglaublich alten Bäumen führt. Der älteste, der hier steht, ist 600 Jahre alt – bekannt ist einer, der 4000 Jahre war, als er gefällt wurde.

Die Abfahrt hierhin hat sich gelohnt, nicht nur der Schweine wegen, die ich auf dem Rückweg noch einmal fotografieren kann. Leider regnet es inzwischen ein wenig und ich bleibe lieber im Auto. Wieder einmal hat es sich gelohnt, vom Wege abzufahren.

Die Strecke, die nun auf der normalen Landstraße folgt, ist wieder einmal so, dass es mir schwer fällt, Auto zu fahren und gleichzeitig raus zu gucken. Es ist so unglaublich schön! Die Straße führt direkt am Wasser entlang, und auf der anderen Seite sind die Berge. Durch die viele Kurverei sowie durch auf dem Wege liegende Steinbrocken kann ich daher längst nicht so viel staunen und genießen, wie ich es gerne möchte.

In Miranda bin ich fürs erste am Ziel. Eigentlich hab ich vor, einen kostenlosen campground aufzusuchen, aber eine Dusche ist angebracht und so lande ich auf dem einzigen kommerziellen, ziemlich teuren. Egal, immerhin hat er wunderbaren Pool mit heißem Wasser. Den steuere ich dann auch in der späten Dämmerung an und bleibe fast eine Stunde drin. Entspannung pur, und das bei klarem Himmel mit einer schon fast kitschigen Mondsichel.

Freitag, 12.02.2016

Auf der Hälfte des Nordens der Nordinsel

Der heutige Tag besteht aus viel Autofahrt. Von Miranda geht es in Richtung Auckland, da mit viel Geduld dran vorbei und weiter ins Nordland. Um Auckland herum ist es ätzend, der Highway ist grauenhaft voll. Viel Konzentration und teilweise nur Schritttempo, das ist anstrengend! Ich bin froh, als die meisten die Stadtausfahrten genommen haben, und die Straßen sind nun wieder leerer geworden sind, trotzdem hab ich allmählich keine Lust mehr. Ich mache regelmäßig kleine Pausen, um nicht zu fertig zu sein, versuche aber auch, mich nicht zu verzetteln. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen…. Denn eigentlich möchte ich ja doch alles sehen…

Also nicht in jede kleine Bucht einbiegen und nicht jeden Wasserfall mitnehmen. Mein Ziel ist Whangarei, das liegt auf der Hälfte im Westen an der Küste. Als ich die Stadt erreiche, ist zunächst eine Kauri-Factory ausgeschildert, und die suche ich auf. Ich meine mich zu erinnern, dass Sven mir davon erzählt hat und erwarte wunderschöne Kunstwerke aus edlem Holz der Kauri-Bäume. Aber weit gefehlt: dick lackierte Kauri-Uhren, Tische und andere Hässlichkeiten sind ausgestellt. Aber so viel Kitsch ist auch ein Besuch wert.

Ein wenig unangenehm ist es mir schon, wie schnell ich wieder verschwinde. In der Touri-info lasse ich mich kurz beraten, und trinke im zugehörigen Café einen Cappuccino. Hier habe ich auch ein wenig Wifi, seit gestern funktionieren nämlich meine geliebten Wifi-Boxen nicht. Sparks hat eine Problem, dafür bin ich extra in Auckland abgefahren und habe einen Sparks-Laden aufgesucht, der mir das bestätigte. Immerhin liegt es nicht an meinem iPhone.

Ich suche mir  einen Top 10 Campingplatz, parke mein Auto und freue mich, dass hier gleich die Wanderwege starten. Erst einmal muss ich mich bewegen, soviel steht fest. Zu den Wasserfällen ist es nicht zu weit, und auch nicht sonderlich anspruchsvoll, also los. Mal wieder verzichte ich darauf, eine Karte mitzunehmen, in diesem Punkt lerne ich selbst durch ungute Erfahrungen nichts dazu. So Hauch heute. Der Weg ist ausgeschrieben, hat aber einen Namen, den ich nicht kenne. Also nehme ich den, und wundere mich, dass es nur noch bergauf geht. Es ist wohl doch nicht so ganz der richtige. Ab und an werde ich von ein paar Joggern überholt- meine Güte, sind die fit! Ich bin froh, dass ich eine große Wasserflasche mitgenommen habe, der Schweiß läuft aus allen Poren. Es geht über Treppen und steile Wege in die Höhe und ich tröste mich immer damit, dass ich irgendwann oben sein sollte. Und es ist gesund! Und macht fit! Jawoll! Und braucht Wasser!

Dann erreiche ich den Gipfel, ein Memorial zum ersten Weltkrieg. Der wird hier, wie ich ja schon öfter feststellen musste, sehr hoch gehalten. Überall stehen Denkmäler. Und der Ausblick auf die Stadt ist grandios. Noch schöner wäre er allerdings, wenn es Flut wäre! Ich überlege noch, den Wasserfall-Weg dranzuhängen, lasse aber davon ab, es reicht und wer weiß, ob ich dieses Mal finden würde und nicht wieder sonst wo lande. Also gehe ich wieder bergab, den ganzen Weg! Etwas angenehmer, aber bei den Treppenstufen nimmt es sich nicht viel.

Auf dem Campingplatz geht’s dann erst einmal unter die Dusche und anschließend gibt es Nudeln mit Gemüse. Ich bin noch am Essen, als neben mir drei junge deutsche Backpacker sich darüber unterhalten, wo man am besten ein Auto kauft. Christchurch? Auckland? Ich will ihnen gerade Christchurch nahelegen, da macht mein Gehirn sich selbstständig und sagt, dass sie in zwei Wochen auch meines kaufen könnten. Hey, guter Schachzug, liebes Hirn! Christoph ist sofort interessiert und fragt nach Einzelheiten. Ich beschreibe meinen geliebten Bus so gut es geht, aber er steht dahinten, ihr könnt ihn euch gleich ansehen! Die Schwachstellen verheimliche ich auch nicht. Es sind ja nicht so viele! Es ist genau so ein Wagen, wie er sich vorstellt! Und der Preis ist auch völlig in Ordnung. Als nächstes machen zwei von ihnen eine Probefahrt, den dritten behalte ich als Pfand hier.

Die Neuseeländer neben mir bringen mich erst auf den Gedanken, dass die doch wohl nicht einfach wegfahren. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Als dann aber mein Pfand auch noch ein wenig an der Straße spazieren geht, werde ich doch ein wenig unruhig. Ich laufe ihm hinterher, mache einen Scherz, aber er durchschaut mich. Na, hast du doch Sorge, wir könnten die Biege machen? Äähhm, ertappt, aber ich gebe es nicht zu.

Schon kommen die anderen beiden wieder und sind auch sehr zufrieden. Das einzige, was sie beunruhigt, sei ein Quietschen, wenn man zu hart einschlägt. Jo, das ist schon da, hat mich aber nie beunruhigt. Überlegt es euch, schlaft eine Nacht drüber. Inzwischen ist es dunkel geworden. Wir machen aus, dass wir morgen darüber schnacken.

Ich mache mich bettfertig und sitze dann noch ein wenig in meinem Bus – dauernd quietscht es hinten, habe gar keine Ahnung warum. Das würde mich mehr beunruhigen, aber das werde ich ihnen nicht erzählen. Denn wahrscheinlich ist mein Auto einfach müde und lässt seine Gelenke ein wenig sich entspannen. Bei dem Alter kann es da schon mal quietschen…

Samstag, 13.02.2016

ein weiterer Tag in Whangarei

Inzwischen ist mein Weg weiter in den Norden gezogen, ich sitze draußen eines Cafés direkt an der Bay of Islands. Leider ist es etwas bewölkt, und ziemlich windig. Offenbar hat sich meine Friseurin etwas verrechnet, als ich sagte, sie solle drei Monate abschneiden, die Haare wehen immerzu in mein Gesicht, trotz Haarband.

Den gestrigen Vormittag verbringe ich mit Christoph, der sich nach wie vor sehr für mein Auto interessiert. Er möchte gerne einen Mechaniker-ChecInzwischen ist mein Weg weiter in den Norden gezogen, ich sitze draußen eines Cafés direkt an der Bay of Islands. Leider ist es etwas bewölkt, und ziemlich windig. Offenbar hat sich meine Friseurin etwas verrechnet, als ich sagte, sie solle drei Monate abschneiden, die Haare wehen immerzu in mein Gesicht, trotz Haarband.

Den gestrigen Vormittag verbringe ich mit Christoph, der sich nach wie vor sehr für mein Auto interessiert. Er möchte gerne einen Mechaniker-Check machen lassen, doch das erweist sich am Samstag als nahezu unmöglich. Nach diversen erfolglosen Anläufen verabreden wir, dass ich einen Tag vorher nach Auckland komme, und er einen Mechaniker aufsuchen kann. Wir trinken noch gemeinsam einen Kaffee, treffen dabei die anderen beiden und haben es noch sehr gemütlich.

Gegen Mittag breche ich dann auf, ich möchte gerne die Wasserfälle ansehen und zu den Kauri Bäumen wandern. Bevor ich mich aber auf den Weg mache, bemerke ich, dass ich mein iPad in der Küche zum Aufladen gelassen habe. Durch die Jungs war ich unkonzentriert, sagen wir mal ehrlicher, durch mein Auto. Ich rufe den Campingplatz an und bitte die Inhaberin, es in Ihr Büro zu nehmen. Und dass ich eine weitere Nacht bleiben würde, in ca. 2 Stunden wäre ich da. Alles kein Problem, sie habe sich schon gewundert, wer sein Gerät einfach unbeaufsichtigt in der Küche lassen würde.

Für beide Wege zusammen benötige ich eineinhalb Stunden, und es ist eine sehr schöne Strecke, beginnend am Wasserfall, dann wunderschön am Fluss entlang und in den Wald zu den Kauris. An dem See oberhalb des Wasserfalls haben ein paar Kinder eine Menge Spaß: Sie klettern auf einen Baum und springen von dort ins Wasser. Auch das Zusehen ist schon eine reine Freude!

Der Weg verläuft lange am Wasser entlang, dann mal wieder durch den angrenzenden Wald und wieder am Fluss. Wieder einmal fällt mir auf, dass es hier eine Pflanze gibt, die penetrant nach Männerschweiß, nach altem Männerschweiß riecht, stinkt. Ich weiß leider nicht, welche es ist. Anfangs hatte ich vermutet, dass irgendein ungewaschene Kerl vor mir wandern würde, aber als sich das häufte, tippte ich doch mehr auf eine Pflanze. (Den Gedanken an eine Leiche im Gebüsch verwarf ich auch schnell angesichts der Menge der Leichen, die dann hier liegen müssten!)

Es ist schon komisch, dass mir nur noch sechs Tage bleiben, Auckland zähle ich irgendwie nicht mehr richtig dazu. Sechs Tage, dann ist meine Reise vorbei, meine Reise, die anfangs so lang erschien. Noch ziehe ich kein Resümee, das kommt erst ganz zum Schluss. Ich weiß allerdings dass es sehr positiv sein wird.

Hinter den Kauris, die mich immer wieder aufs Neue begeistern, und die auch ausgiebig von mit bewundert und auch, sofern es möglich ist, umarmt werden, treffe ich auf ein britisch-vietnamesisches Ehepaar, mit denen ich Reiseerfahrungen austausche. Sie trauen offenbar meinen Englischkenntnissen nicht, als ich berichte, dass ich in Christchurch „bought a car“. Die Frau sieht mich an und verbessert mich: „you hired a car“ – “no, I bought one” – “it’s your own?” – “yes, it is!” – “you payed it with money?” Jep, jetzt hatten sie es verstanden. Und konnten es nicht fassen, als ich dann den Preis nannte, und dass ich nahezu das gleiche Geld wieder bekommen würde. Das wäre ja viel günstiger als eines zu mieten. Jo!

Wieder am Auto meldet sich mein Hunger. Ich fahre zum Campground, vor allem, um mein iPad zu holen, denn sonst macht für mich ein Besuch in einem Café keinen Sinn, weil ich schreiben möchte. Wo ich schon mal da bin, springe ich erst einmal unter die Dusche und mache mir dann ein dickes Müsli. Erst anschließend begebe ich mich ins Zentrum, kaufe kurz ein und bekomme dann den überfälligen Cappuccino – direkt an der wieder funktionierenden Wifi-Zelle.

Erst gegen 19:00 Uhr fahre ich wieder zum Campground, bin immer noch gut gesättigt von meinem Müsli. Eine Wäsche setze ich an, dann ist das auch fertig, und suche nun mit dem iPad die ideale Stelle, um den Berg zu fotografieren, den ich gestern bestiegen habe. Als ich nämlich gestern Abend erkannt habe, dass ich das Memorial-Mal von hier aus sehen konnte, kapierte ich erst, wie hoch ich eigentlich gestiegen war!

Ich komme mit einem Paar ins Gespräch, denen das Gleiche heute wie mir gestern passiert war: sie wollten zum Wasserfall und fanden sich am Gipfel des Berges wieder. Ich bekomme ein Glas Rotwein hingestellt, und wir verbringen einen netten gemeinsamen Abend. Zwischendurch fällt mir meine Wäsche ein, die dann kurz in den Trockner wechselt, dann folgt ein weiteres Glas Wein. Leicht angefröstelt und, nachdem wir Mail-Adressen ausgetauscht haben, gehe ich meine Wäsche holen, stelle fest, dass der Trockner doof und die Wäsche feucht ist. Gut, kein Inlett heute Nacht, nicht so schlimm, ansonsten warte ich bis zum nächsten Morgen, die leicht feuchten Klamotten im Auto an allen möglichen Stellen aufzuhängen und auszubreiten.

Sonntag, 14.02.2016

Hundertwasser in Neuseeland

Ich hasse Sonntage in Neuseeland, immer muss man sich langweilen, immer ist nichts los…

Ganz so schlimm ist es eigentlich heute nicht, aber Sonntage sind hier einfach anders. Kleine Städte, die nicht so touristisch sind, sind leer und tot und in keiner Weise ansprechend.

Ich weiß, dass ich heute wieder recht viel Auto fahren werde. Die Nordspitze ist einfach noch eine ganze Ecke entfernt und so langsam hochdackeln wie ich es sonst gerne gemacht habe, kann ich nicht, sonst läuft mir einfach die Zeit weg. Und

immer habe ich das Gefühl, ganz viel zu verpassen, die besten Stellen auszulassen. Aber es gibt hier eben nur „beste Stellen“ und weiterhin fällt es mir schwer, es hinzunehmen, dass nicht alles machbar ist, auch nicht in 13 Wochen. Nach dem Frühstück und einem mittellangen Telefonat mit Bernd mache ich mich auf den Weg. Erst einmal einige Kilometer schaffen, insgesamt werden es so 150 – 180 km heute, denke ich. Aber es sind halt neuseeländische Kilometer, die sind manchmal dreimal so lang, wenn nicht noch länger. Weil es oft bergmässig langsam voran geht, und weil ich immer wieder häufig anhalten muss, um Fotos zu machen. In Kawakawa lege ich eine Zwangspause ein: In diesem eigentlich ganz normalen Ort wurden die öffentlichen Toiletten von F. Hundertwasser entworfen! Ich erfahre aus den Reiseführer, dass er von 1973 bis zu seinem Tod (2000) hier gelebt hat, in einem abgeschiedenen Haus ohne Stromanschluss! Und es sind nicht nur die Toiletten, auch sonst ist der kleine Ort von diesem Künstler geprägt.

      

Meine erste ausgiebige Rast mache ich bei einem Kaffee in Paihia, einer kleinen ziemlich touristischen Stadt an der Küste, nach ca. 80 km. Zum Glück ist das Zentrum weiter innen, so dass ich erst mal von den Menschenmengen gar nicht viel mitbekomme. Ich sitze gemütlich draußen auf der Terrasse, schreibe und genieße Cappuccino und Wasser sowie einen Scone. Zum Café gehört ein Golden Retriever, der erst an der Seite schläft, sich aber bald direkt an den Eingang setzt und so von jedem gestreichelt wird, der rein oder raus kommt. Es ist wirklich niedlich! Danach legt er sich an meinen Tisch, ich fühle mich geehrt. Zwischendurch blicke ich immer wieder zu Maori-Kindern, die im und am Wasser spielen und Treibholz herausholen. Kein Erwachsener passt auf, dabei ist es sicherlich nicht ungefährlich.

Als ich meinen Blog für den gestrigen Tag fertig habe, fahre ich weiter – schweren Herzens an vielen braunen Hinweisschildern vorbei. Diese weisen immer zu irgendwelchen schönen Städten, historische Stellen oder Naturschönheiten, Höhlen oder Wälder. Nach wie vor hat sich bei mir keine Lockerheit breit gemacht, wenn ich nicht genau weiß, wie lange – und wohin ich fahre. So auch heute: Ich weiß ungefähr, bis wohin ich es schaffen will, aber in dieses oder jenes Städtchen oder an den Strand o.ä., genaues habe ich nicht im Sinn. Um jeglichen Frust vorzubeugen, höre ich während der Fahrt ein Hörbuch von Martin Suter. Das fesselt mich und macht mir Spaß. Ich beschließe, heute mal wieder einen Natur-Campground anzupeilen und wähle einen an einer Bucht, die wirklich wunderschön ist. Der Platz für die Camper ist sehr weitläufig, er ist gut besucht, aber es verläuft sich. Das Office ist nicht besetzt, als ich komme, und die bekannten Tütchen mit Zetteln, wie ich es sonst kenne, sind auch nicht mehr da. Der Wille zum Bezahlen war da, die Möglichkeiten jedoch nicht. Ich werde morgen früh einen weiteren Versuch unternehmen, aber wenn dann immer noch keiner ist, haben die Pech! Allerdings werde ich mich nicht extra früh wecken, um man gerade 10 $ zu sparen!

Nach einem Rundgang am Wasser und über den Platz inklusive Besuch auf einer Pferdeweide, breite ich meine Yogamatte aus und mache meine Übungen.

Es kostet mich ein wenig Überwindung, weil ich natürlich weiß, dass diverse Leute gucken, aber ich schaffe es und es tut mir gut. Draußen ist es inzwischen kühl und in einer halben Stunde wird es dunkel sein. Gerade fängt es auch noch an zu regnen. Daher sitze ich gemütlich in meinem Bus und freue mich mal wieder, wie schön warm und trocken ich es habe. Und dass das iPad beleuchtet ist und auch noch genug Strom hat, denn sonst wäre es bald mit der Beschäftigung vorbei.

Maori-Kinder holen Treibholz aus dem Wasser- gegenüber meines Cafés

 

Montag, 15.02.2016

Tagesausflug zum nördlichsten Punkt

„Bei dir einfach die Luft raus“, sagt Bernd zu mir heute Morgen am Telefon. Ich bin nicht ganz schlecht drauf, aber auch nicht richtig gut. Mir fehlt das Ziel, einfach nur in den hohen Norden zu fahren, den ich ja fast erreicht habe, ist es irgendwie nicht. Was soll ich da? Und was mach ich dann?

Wir schnacken eine Weile, dann sehe ich weiter. Erst einmal das Wetter checken. Okay, das bleibt schlecht für die nächsten Tage. Heute noch Schauer, dann wird es langsam mehr mit dem Regen. Plötzlich habe ich es: ich werde heute nur einen Tagesausflug nach oben machen und dann bereits Richtung Auckland fahren, eventuell noch einmal weiter nach unten, dorthin, wo die Sonne scheint. Plötzlich ist die Luft wieder drinnen, Bernd hat gezaubert! Ich teile ihm das noch kurz mit und mache mich dann gut gelaunt auf den Weg. Die Energie, die Freude, das Gefühl der Selbstständigkeit ist wieder da.

Der hat seine Herde verloren…

Den ersten Abstecher mach ich zur ninty-miles-beach, einen zwar nicht 90 Meilen, sondern eher 90 Kilometer langen Strand, der auch als Straße dient. Möglichst aber nur für Autos mit 4-Rad-Antrieb, sonst kann es schon mal bös ausgehen….

Ich gucke nur ein wenig hin, es ist eh Ebbe, somit zu wenig Strand zu sehen, und schon gar keine Autos, sie kommen erst später. Ganze Busse solle da durch den Sand und auch durch das Wasser fahren, allerdings mit erfahrenen Fahrern. Nach einem netten Gespräch mit einer Brasilianerin geht es nun weiter bis ganz nach oben. Ich werde nun erst mal keine Zwischenstopps mehr einlegen und erreichte nach einer Stunde das Cape Reinga, der nördlichste Punkt Neuseelands, an dem das Tasmanische Meer und der Pazifik auf einander stoßen. Man sieht die Stelle genau, denn dort sind Schaumkronen und Wirbel.

Zunächst wandere ich den einen Kilometer zu dem Leuchtturm. Zum Glück ist gerade ein ganzer Menschenauflauf dabei, sich auf den Rückweg zu machen und ich bin mit zwei Pärchen alleine. So kann ich sogar Bilder vom Turm ohne Menschen machen!

  

An diesem Felsen gehen die Seelen der Maori an den Wurzeln des dort stehenden Baumes ins Totenreich. Man wird deshalb auch gebeten, ihn nicht zu betreten und in der Nähe nichts zu essen oder zu trinken. Ich freue mich immer wieder, dass die heiligen Stätten der Maori weiterhin gewürdigt werden.

Schon vorher habe ich einen Weg auf einen angrenzenden Hügel gesehen, der ebenfalls gut besucht ist und nehme die Abkürzung vom Leuchtturm hinauf. Langsam aber sicher merke ich wirklich, dass ich zunehmend fitter werde, diese Steigungen haben mir vor 12 Wochen arge Probleme bereitet. Wie kann ich das in unserem platten Norddeutschland bloß aufrechterhalten?? Oben angekommen mache ich natürlich ordentlich Fotos, und muss schon gut aufpassen, dass der starke Wind mich nicht die Klippen hinunter weht. Wie gut, dass ich nicht zu viel Angriffsfläche habe…. Nicht dass ich noch bei „YouTube“ lande, so viele Kameras, die am Laufen waren und meinen Flug aufgezeichnet hätten.

Auf dem nächsten Pfad, ein Wanderweg, der zum nächsten Strand führt und ebenfalls noch an den Klippen langgeht, bin ich dann alleine, endlich! Ich genieße den Gang, freue mich, dass die Sonne noch wieder durchkommt, ärgere mich ein kleines Bisschen, dass ich mich nicht eingecremt habe. Zum Glück ist meine Haut aber nicht so empfindlich.

  

Mein Auto hatte einen der letzten Parkplätze bekommen und hat sich in der wenigen Sonne doch ziemlich aufgeheizt. Leider ist es unmöglich, ihn einmal durchzulüften, der Wind würde alles Mögliche rauspusten. So steige ich ein und will losfahren.

Ein wenig wundere ich mich schon, als eine Frau in gelber Weste, offenbar eine Ordnungshüterin, zu meinem Auto kommt und mir, als ich losfahre, Handzeichen macht. Ich bin mir überhaupt keiner Schuld bewusst, denke, sie will mich vielleicht auf die kaputte Bremsleuchte hinweisen, und öffne meine Tür. Ob ich das Papier nicht gesehen hätte. … Welches Papier?? War da ein Strafzettel, durfte ich hier nicht stehen? Und warum war der dann nicht an der Windschutzscheibe, sondern offenbar an den Lampen? Und wie? Denn da geht sie gerade hin und zeigte drauf. Ich kapiere natürlich immer noch nichts und steige aus, um zu sehen, was sie mir zeigen möchte. Oh, sie hebt eine Rolle Klopapier auf, völlig auseinander gerollt, und fragt mich, ob das meine sei. Die muss rausgehüpft sein, als ich die Kamera schnell reinlegte. Und definitiv habe ich eine Rolle dort liegen gehabt, und die ist nun weg, bzw. wieder da. Die Frau merkt, wie erschrocken und unwissend ich bin. Ich, die wirklich nie irgendwelchen Müll hier wissentlich in die Gegend schmeißt. Ich versichere ihr das glaubhaft, und sie entschuldigt sich für ihre groben Anschuldigungen, weil sie dachte, ich würde hier einfach meinen Müll entsorgen wollte. Ich glaube, wir sind beide froh – sie, weil ich wirklich das nicht mit Absicht gemacht und damit ihr Menschenbild nicht verschlechtert habe, und ich, weil ich ja wirklich keinen Müll in der Natur lassen will, auch nicht unwissentlich.

Je weiter ich nach unten fahre, desto schlechter wird das Wetter. Ich verzichte wieder auf Abstecher, besuche nur noch eine Factory, die aus 45.000 Jahre alten Kauri Kunstwerke herstellt. Nein, die werden nicht gefällt, die wurden im Boden konserviert gefunden. Mit verschiedenen Methoden wurde das Alter nachgewiesen, das beschreiben sie auf einer Tafel. Zum Teil verkaufen sie richtig schöne Stücke, zum Teil auch viel Kitsch, frei nach dem Motto „was der Mensch nicht braucht“. Witzig ist ein superdicker Baumstamm im Innenraum, in dem eine Treppe eingeschnitzt wurde, die in den ersten Stock führt. Dort hängen dann noch ein paar Bilder und stehen einige Möbelstücke. Eigentlich hätte ich gerne noch einen Kaffee hier getrunken, aber da hat gerade eine Buslandung die Kasse erreicht….

Am Ende dieser Landzunge bin ich dort, wo ich heute Morgen begonnen habe. Ich suche mir in meinem Reiseführer eine Strecke gen Süden, auf der ich noch einiges Wasser, aber auch kleine Dörfer und später dann noch den Kauri-Forest sehen werde. Wo ich übernachte, weiß ich noch nicht, aber da wird sich schon etwas finden. An der ersten Tankstelle tanke ich voll, überlege auch, Wasser nachzufüllen, denke aber, dass es noch reichen wird und fahre los.

Es dauert gerade mal so lange, bis ich außerhalb jeglicher menschlichen Siedlungen bin, und dann noch in einem bergigem Gebiet, wo sich mein Auto richtig anstrengen muss, mit tollen Aussichten!, da geht die Temperaturanzeige nach oben. Gerade habe ich den Summit, die höchste Stelle hinter mir, und in engen Kurven geht es wieder bergab. Keine Haltebucht weit und breit, zum Glück aber reguliert sich die Temperatur dabei zumindest.

Endlich findet sich ein Platz, an dem ich halten kann. Ich muss ein paar kräftige Schauer abwarten, so lange traue ich mich nicht, die Motorhaube zu öffnen. Wer weiß, wie es die Batterie findet, nass zu werden… Das will ich lieber nicht ausprobieren. So nehme ich mir mein iPad und schreibe den Anfang dieses Blogs. Der Motor kann ja währenddessen schon mal ein wenig abkühlen, muss er ja sowieso, ehe ich Wasser einfülle. Dass hin und wieder ein Auto vorbei kommt, tröstet mich, so fühle ich mich nicht ganz einsam.

Irgendwann lassen die Schauer nach und ich füttere mein Auto. Trotzdem macht der Wagen zunächst noch ein paar komische Geräusche und mir ist unwohl bei dem Gedanken, in einsamere Gebiete zu fahren. Kurzentschlossen ändere ich meine Pläne und peile nicht mehr die Kauri-Forest-Cost an, sondern bleibe auf dem Highway. Ich bin erst einmal etwas verwundert, dass sich meine Laune eintrübt, so schlimm ist das doch alles nicht. Doch dann wird mir klar, dass mein Unterbewusstsein mir einreden will, dass ich versagt habe. Ne, ne, nicht mit mir! Von wegen! Ich mache ihm klar, dass ich es genau richtig mache und mich nicht irgendwelchen Auto-Abenteuern hingeben muss. Ich habe keine Lust, irgendwo in der Pampa ohne Empfang und dementsprechend ohne Möglichkeit, den ADAC anzurufen, zu übernachten. Das hat weniger mit Mut als mit „will ich nicht!“ zu tun! Es gibt sowieso viele Stellen in Neuseeland, die ich nicht gesehen habe, da kommt es auf die eine nun auch nicht an.

An der nächsten Tankstelle fülle ich, nun wieder gut gelaunt, aber immer noch unsicher, wie weit ich noch komme, meine große Wasserflasche wieder auf und fahre dann weiter bis zu dem Städtchen, aus dem ich vorgestern losgefahren bin. Und da hocke ich nun wieder im dunklen Bus und bin glücklich.

Morgens beim Verlassen der Mai Tai Bay

Dienstag, 16.02.2016

Countdown in aller Ruhe- und Schock über das neue Erdbeben

Wenn ich viele solcher Tage wie heute verbracht hätte, wäre ich niemals durch Neuseeland gekommen. Ich hab einfach gar nichts gemacht. So was von gar nichts. Gut, witzigerweise bin ich dabei immer noch über 20.000 Schritte gelaufen, zeigte mir mein Phonie an.

Heute gönne ich meinem Auto auch einen Ruhetag und habe es auf dem Campingplatz stehen lassen. Nach einem gemütlichen Frühstück gehe ich an den Hafen, nehme meinen ersten Cappuccino zu mir und sorge dafür, dass euch der Lesestoff nicht ausgeht. Ein kleiner Gang durch die Innenstadt, ein kleiner Lunch in Form von Spaghetti mit einer Gemüsesauce, einen weiteren Tee als Nachtisch mit einem Cookie, dann den richtigen Weg zurück zum Zeltplatz gefunden, ein richtig netter Wanderweg- so sieht vorwiegend mein Tag heute aus. Dabei höre meist ein Hörbuch – denke also noch nicht mal irgendwas Schlaues, worüber ich nun schreiben könnte.

Mittags höre ich dann von dem erneuten Erdbeben in Christchurch. Das geht mir wirklich nahe und ich simse meine neuen Freunde an, ob bei ihnen und ihren Freunden alles in Ordnung ist. Sie selbst sind in Invercargill, das weiß ich. Das Beben hatte eine Stärke von 5,8, allerdings in 15 km Tiefe, das vor 5 Jahren von 6,3, aber nur 5 km tief. Passiert ist zum Glück sehr wenig, einige Regale umgekippt, ein Teil einer Klippe ins Meer gestürzt, leider ein weiteres Teil der Kathedrale zusammengebrochen, aber nur wenige Menschen leicht verletzt. Eine Frau erlebt einen Herzinfarkt, wird aber von einem Jugendlichen wiederbelebt. Öffentliche Gebäude und Geschäfte wurden geräumt und geschlossen, Strom und Telefon fiel für eine Zeit aus. Verständlich, dass viele panisch geworden sind.

Ich gestehe, dass ich gerne da gewesen wäre und es live erlebt hätte. Ich verbuche diesen Wunsch nicht unter „Neugierde“ sondern unter „Wegfall von Ängsten“ – hört sich auf jeden Fall besser an! Ich gucke mir viele Seiten im Internet an und muss feststellen, dass es immer wieder die gleichen Bilder und Videos sind, die gezeigt werden. Und die sind zum Glück wirklich harmlos. Sie faszinieren mich, die Beben mit ihrer Unberechenbarkeit. Übrigens wussten schon die ersten Maori-Siedler, dass man hier nicht bauen sollte, die Engländer haben es dann trotzdem getan.

 

Nächster Tag:

Heute ist nun Mittwoch, in genau einer Woche fliege ich nach Hause. Allmählich macht sich Aufregung breit, Flug und Organisation betreffend. Klappt es alles so mit meinem Autoverkauf? Schaffe ich, alles wieder in meinem Rucksack zu verstauen? Wie wird es die letzten Tage bei der mir unbekannten Familie?

Heute verbringe ich auch noch den Tag hier in Whangarei. Mein erster Gang geht zur Autowerkstatt, die Glühbirnen der Bremsen auswechseln zu lassen. Nun kann ich auch wieder bremsen, wenn die Polizei hinter mir fährt…

Während ich auf meinen Wagen warte, komme ich mit einer sehr netten Maori-Frau ins Gespräch. Auch ihre Kinder gehen gerade aus dem Haus und so haben unsere doch so unterschiedlichen Kulturen einen Schnittpunkt: Wie schwer es für uns Mütter doch ist. Sie berichtet, dass sie von ihrer 20-jährigen Tochter bereits einen Enkel hat und sie oft auf ihn aufpasst. Das sei für sie immerhin ein Grund aufzustehen. Ich bin gerührt, wie offen sie mir gleich gegenüber ist und erzähle ihr, dass es mir auch schwer fällt, dass die Kinder nun erwachsen sind, und dass das auch ein Grund mit für meine Reise war – zu gucken, wie ich mein Leben nun weiterhin gestalte. Wir haben vollstes Verständnis füreinander. Müttergefühle sind kulturübergreifend, und das nicht nur, wenn die Kinder klein sind. Wie es in Neuseeland üblich ist, wenn man sich sympathisch ist, nehmen wir uns beim Abschied fest in den Arm. Ich bin einmal mehr dankbar, sie angesprochen zu haben, sie hat meinen Tag bereichert!

Mittwoch, 17.02.2016

Abbey-Caves und Yoga in Whangarei

Meine Bremsleuchten funktionieren wieder, ich fühle mich gerüstet und gönne mir hier am Hafen einen Cappuccino. Irgendetwas möchte ich heute aber auch noch machen, mich in irgendeiner Form bewegen. Das Wetter ist, gelinde geht, gruselig! Es schauert immer wieder heftig, und somit fällt ein flotter Gang auf den Berg aus, der ist mir zu rutschig! Im Internet finde ich einen Yoga-Kurs am späten Nachmittag, den ich mir schon mal innerlich notiere. In der Touristeninformation lasse ich mich beraten und entscheide mich für die Abbey-Höhlen, drei an der Zahl, dicht am Ort und voller Wasser und Glühwürmchen. Hm, es ist nicht so sehr das Wasser, das mich abhält. Aber so eine enge Höhle? Ich entscheide mich, erst einmal hinzufahren, mich mit Taschenlampe und kurzer Hose auszurüsten und es mir offen zu lassen, rein zu gehen oder eben nicht. Ich glaube, das wird noch etwas dauern, dass ich mir zugestehen kann, dass es einfach gar nicht schlimm ist, wenn ich mich das ein oder andere nicht traue. Ich muss mich auch nicht immer überwinden. So sei es.

Zu den Höhlen führt ein schöner Weg und ich treffe recht schnell auf eine ebenfalls allein reisende Frau, die unschlüssig ist, wie weit sie geht. Sie hat allerdings noch nicht einmal eine Taschenlampe dabei. Schon die erste Höhle stellt eine Herausforderung dar, die ich nicht angehe, sie ist furchtbar rutschig, und es geht steil bergab. Eine Woche vor Abreise möchte ich mir aber kein Bein brechen, was natürlich nur eine Ausrede für die Tatsache ist, dass der Eingang grässlich eng ist. Ich lasse es und wir wandern weiter, zur zweiten. Die dort ebenfalls grauenhafte Rutschigkeit umgehen wir, indem wir die Schuhe ausziehen und in Socken weiterlaufen. Aber auch diese ist sehr tief und wir brechen ab. Und laufen in Socken weiter. Nummer drei schaffen wir. Der Eingang ist erreichbar, und so gehen wir zumindest ein Stückchen hinein. Und sehen Glühwürmchen! Es ist schon spannend, in solch einer Höhle zu sein, aber auch hier traue ich mich nicht richtig weit hinein. Aber es ist okay für mich- step by step!

Der Weg führt weiter über eine Kuhweide. Mein Begleiterin hat zunächst Angst, dass die Jungbullen und –kühe angreifen könnten, aber ich bin ganz pragmatisch: wenn der Wanderweg hier entlang geht, kann es nicht gefährlich sein. Wir ziehen allerdings unsere Schuhe wieder an – so viele Kuhfladen! Gleich zu Beginn kommt eine neugierige Jungkuh auf mich zu mit ganz großen Augen! Nein, ist die süß! Wie soll ich da Angst haben? Um der Claudia zu beweisen, dass es wirklich nicht gefährlich ist, gehe ich auf das Augentier zu und spreche es an. Sofort nimmt es Reißaus, aber nicht zu weit, so dass ich noch ein schönes Foto machen kann.

Nun hat Claudia Mut und begibt sich zwecks Fotos mitten in die Herde, und wirklich, es passiert nichts, außer dass die Tiere sich von uns entfernen. Lang ist der Weg nicht und schon bald sind wir wieder am Eingang. Unsere Wege trennen sich und das ist für mich völlig in Ordnung. Sie ist nett, aber mehr auch nicht. Ich fahre nun noch einkaufen und gleich danach zum Yoga.

Der typische esoterische Geruch von Räucherstäbchen kommt mir entgegen, als ich das alte Haus betrete. Ich erkläre der Leiterin, wer ich bin und woher ich komme und sie freut sich, dass ich einfach mitmachen möchte. Es ist eine neue Form des Yogas, die mehr auf das Halten der Asanas achtet als eine Übung nach der nächsten macht. Dementsprechend anstrengend, aber nicht schweißtreibend. Es tut total gut, besonders die anschließende Meditation. Bevor wir gehen, bekommen wir noch eine kleine Tasse Tee im Stehen serviert. Den hat sie während der Meditation gekocht. Eine nette Geste!

Auf dem Campingplatz koche ich mir Nudeln mit einer Sauce aus Olivenöl, Knoblauch und einer ganzen Paprika. Frisch geduscht, sogar mit gewaschenen und geföhnten Haaren sitze ich nun schon länger in meinem Bus, habe mir ein Bier aus meinem Kühlschrank geholt und freue mich mal wieder, dass ich nicht zelten muss. Und hoffe, dass der Van überall dicht ist. Es schüttet „cats and dogs“….. Der schlechteste Sommer seit Jahren, sagen die Neuseeländer.

Donnerstag, 18.02.2016

letzte Nacht vor Auckland…. in Orewa

Ich weiß jetzt, warum es heißt „es regnet Katzen und Hunde“ – ein ganzes Tierheim ist heute Nacht auf meinem Autodach gelandet! Der letzte Gang zur Toilette wird genau in die schauerarmen 10 Sekunden gelegt, ich schaffe es trotzdem nicht ganz trocken hin. Dort warte ich dann wieder, bis etwas weniger wird, und dann klappt es – relativ trocken komme ich wieder an.

Morgens sieht es nicht viel besser aus und so fahre ich mit dem Wagen wieder einmal direkt zur Küche und habe so kürzere Wege. Durch meinen Einkauf gestern fällt mein Frühstück fürstlich aus – zu Hause wäre daran nichts Besonderes, aber hier ist es anders. Nach wie vor kann ich mich mit dem englischen Breakfast nicht anfreunden und bleibe daher meinem „Frischkäse mit Marmeladen-Brot“ treu. Dazu zwei Eier und etwas Obst, das hält lange vor!

Ich fahre Richtung Auckland, bin noch unentschlossen, ob ich noch eine weitere Camping-Nacht einlege oder direkt in die Großstadt fahre. Wäre das Wetter besser, bräuchte ich nicht zu überlagen, da wäre klar: ab ans Meer. Aber so? Als es endlich mal trockener ist, halte ich unterwegs dort an, wo eine Wanderung von 1 Std. ausgeschildert ist und laufe einen recht steilen Berg hinauf. Leider habe ich die zahlreichen Treppenstufen nicht gezählt, habe immer nur gedacht „gesund, gesund!“ Meine Beine haben durchaus noch Nachwirkungen vom gestrigen Yoga! Die Aussicht von oben ist schön, aber ohne Wolken wäre sie schöner. Trotzdem: die Bewegung tut gut und ich sitze anschließend gemütlich in einem Café am Fuß des Berges und trinke einen Tee.

Wenn ich in Auckland ankomme, bin ich mittlerweile fast 9000 km gefahren, unzählige Kilometer gewandert, Massen an Stufen hoch und runter gestiegen, habe über 1200 Bilder in meinen Blog gestellt und dazu ( habe den Text separat aneinander gereiht) bisher 116 Seiten geschrieben (gezählt ohne Bilder), außerdem ca. 150 Cappuccinos und dabei schätzungsweise 100 l Wasser getrunken! Schon ziemlich cool!

Nachdem ich mein iPad weggepackt habe, noch beim Tee, rufe ich den John an, der mich nach Auckland eingeladen hatte. Ich erreiche nur den Anrufbeantworter und erkläre dem mein Anliegen. Der erste Gedanke kommt, was ich denn mache, wenn das gar nicht klappt. Aber warum soll es nicht klappen, er hat es ja in Wellington gesagt. Ich esse am Auto eine Kleinigkeit und fahre dann weiter. Kurz darauf ist ein Kauri Museum ausgeschildert mit einem kleinen Kauri-Park und ich fahre hin. Gerade als ich den 800-Jahre alten, riesigen Baum bewundere, klingelt mein iPhone und John ist dran. Sie seien gerade am Flughafen und holen eine Französin ab, daher ginge es doch nicht, zwei Besucher wären zu viel. Oh, ich muss ganz schön schlucken.

Reiße mich aber am Riemen und sage, kein Problem, ich gehe dann auf den Campground oder ins Hostel. Und beende ziemlich schnell das Gespräch. Mist, ich bin schon ziemlich angefressen, sauer, enttäuscht und überhaupt! Hatte mich doch total darauf verlassen, er hatte es ja auch ganz klar gesagt: „Wenn du in Auckland bist, ruf mich kurz an, du kannst bei uns wohnen, kein Problem!“ Und beim Abschied noch mal mich daran erinnert!

Wer weiß, wofür es gut ist, meldet sich ganz zaghaft eine Stimme in mir, das hat bestimmt einen Sinn, nur welchen? Also nicht verzagen, keinen fragen, erst einmal den kleinen Weg durch den netten Wald gehen, dann sehen wir weiter. Ich kann diesen Weg durchaus genießen, lasse wieder einmal die verschiedenen Grüntöne, die Gerüche und die Geräusche auf mich wirken.

Noch bin ich darauf fixiert, trotzdem nach Auckland zu fahren, nehme aber anstatt der kostenpflichtigen Toll-Route (total günstig) die Nebenstraße, die an zwei Orten am Meer vorbei geht. Nun möchte ich zumindest noch mal ans Wasser, auch wenn das Wetter nach wie vor gruselig ist! Es schüttet zum Teil so, dass ich nicht mal Bilder der tosenden See machen kann. Der nächste Ort, Orewa, erinnert mich stark an Grömitz und er hat einen Top 10-Platz. Gut, die letzten 30 km bis zu den Jungs, die meinen Wagen wahrscheinlich kaufen wollen, kann ich auch morgen früh fahren. Ich checke ein und denke, dass ich das schon mal gut gemacht habe. Ich stelle mich auf den mir angewiesenen Platz und mag vor lauter Regen nicht aussteigen. Aber nur sitzen ist es eben auch nicht. Inzwischen ist mein Bewegungsdrang doch recht groß geworden, und ich beschließe, mir Jogging-Klamotten anzuziehen und trotz Regen loszulaufen. Bei der Inspektion der Küche fragt eine Frau mit Blick auf mein Outfit, ob ich auf eine regenfreie Zeit warte, aber ich antworte, dass ich dann ja bis morgen hier stehen müsste. Ich möchte mich bewegen und das dann eben auch jetzt. Sie hat Mitleid mit mir und ich muss mir ein „armes Ding“ anhören, dementiere das aber und laufe los. Bald wird der Regen weniger, die Sonne kommt raus und sticht und schon freue mich wieder über den nächsten Schauer. Mein iPhone ist gut eingepackt, es gibt zwei tolle Regenbögen zu sehen, mir ist alles andere als kalt und es ist einfach nur klasse!

Ich bin nicht schnell, aber das ist ja auch nicht mein Ziel. Eigentlich peile ich einen neuen Fahrrad-und Wanderweg an, der mit 7,3 km ausgeschrieben, neu und wunderschön ist, aber dann ist ein Teil gesperrt und der Weg wird drum herum geführt, das kann ich dann nicht einschätzen. 7,3 plus zwei hin und zurück zum Campingplatz wäre noch okay, aber sicherlich kein einziger mehr. So habe ich dann am Auto 6,4 km auf meinem Smartphone stehen und bin glücklich und zufrieden. Eine Dusche und anschließend ein Salat runden die Sache ab. Es ist schön, dass ich auch an meinen letzten Neuseeland-Tagen frei und unabhängig bin. Durch die Hormonausschüttung des Laufens bin ich jedenfalls zuversichtlich, dass ich in Auckland schon irgendeine Bleibe finde – ganz zur Not habe ich schließlich eine gedeckte Kreditkarte und könnte auch ins Hotel gehen. Das aber nur zur Not!

Abendstimmung

 

Freitag, 19.02.2016

Autoverkauf

Und Auckland ist wirklich ausgebucht, ich muss also eine andere Lösung finden. Selbst die Hotels, die noch bleiben, sind unbezahlbar. Das sagt mir meine Hotel-App jedenfalls.  Aber der Tag ist ja noch lang, erst einmal ist das Auto dran.

Ich fahre im prächtigen Sonnenschein gegen 9:00 los und bin viertel vor 10 vor dem Hostel. Gutes Timing! Christoph kommt sofort runter, und gemeinsam fahren wir zu der von ihm ausgesuchten Werkstatt. Der Mechaniker meint, er bräuchte ca. 3 Stunden.

Wir beide wandern ins Zentrum, weiter zum Hafen und ich folge dem jungen Mann blind, lasse die Stadt auf mich wirken. Sie ist, gerade bei Sonne, viel schöner als ich gedacht habe. Besonders der Hafen, mit seinem grünen Wasser und die noblen Boote. Und dem riesigen Kreuzfahrtschiff, mit zwei Wasserrutschen am obersten Deck!

Irgendwann haben wir unsere Füße plattgelaufen und gehen eine Eisschokolade trinken. Es ist nett und unkompliziert mit ihm, der Vormittag ist sehr entspannend. Und die Zeit vergeht schnell, schon machen wir uns auf den Rückweg.

Natürlich hat der Mechaniker einiges zu beanstanden, es ist ein altes Auto. Das Wichtigste zu machen, kostet ca. 1000 $ (600€) . Uff, das ist viel. Gut, dass ich mit dem Preis höher als ich vorhatte gegangen bin, ich hatte ihn für 3600$ angeboten und ging nun auf 3000 $ runter, so dass wir unsre Kosten teilten. Ich fand das fair – und Christoph auch. Wir beide wollen nicht anfangen zu handeln. Klare Vorstellungen, da fühlt sich keiner über den Tisch gezogen.

Wir begeben uns zu seinem Hostel und überlegen weiteres Vorgehen. Während sich Christoph sich nun endgültig entscheiden muss, gucke ich im Internet nach Übernachtungsmöglichkeiten. Auckland ist wie oben bereits erwähnt, total voll. Kein Hostel mehr zu bekommen. Weil die Werkstatt eh erst am Montag wieder arbeitet, kann ich das Auto über das Wochenende noch behalten und in Orewa übernachten. Die Entscheidung fällt schnell, denn ansonsten muss ich mein Auto ja auch anderweitig anbieten. Zu meinem Glück hängen unten am schwarzen Brett weitere Verkaufs-Angebote, die meinem Vehikel sehr ähnlich sind – aber mit mehr Kilometern und älter – und teurer. Wir warten noch auf Paul und beratschlagen mit ihm. Gemeinsam überlegen wir auch, was die alleine machen können und was der Mechaniker machen soll. Gebongt, Christoph entscheidet sich für meinen Wagen, daran hatte ich aber auch keine Zweifel mehr. Zu dritt geht’s nun noch mal zur Werkstatt, die beiden machen einen Termin für Montag.

Als nächstes brauchen wir eine Post zum Ummelden des Fahrzeuges, auch das ist schnell gemacht und dann geht’s zum sicheren Wifi, um per Online Banking das Geld auf mein Konto zu transferieren. Wie praktisch, dass wir beide bei dem gleichen Geldinstitut unser Konto haben. Es dauert keine fünf Minuten, dann ist das Geld bereits auf meinem Konto. Einfacher geht es wirklich nicht. Damit ist mein Auto nun offiziell Christophs Wagen. Nach einem gemeinsamen Burger trennen sich unsere Wege nun.

Ich komme an der Bibliothek vorbei und will gerade hinein, als ich einen Chor davor singen höre. Mit Schwung und Elan, toll zuzuhören. Ich setze mich gemütlich auf die Stufen und genieße. Überlege, ob das junge Mädel, die den Jungen Chorleiter so anhimmelt, mit ihm eine Beziehung hat und versuche die Aufschrift auf deren Shirts zu entziffern. Endlich gelingt es mir: Canberras Gay and Lesben Quire. Klasse! Öffentlicher geht es ja gar nicht, und das finde ich richtig gut und noch einen Grund mehr, sitzen zu bleiben. Nach vier Liedern hören sie auf, schade!

Zwei Frauen kommen auf mich zu und bedanken sich, dass ich sie die ganze Zeit so angestrahlt hätte. Wie süß von ihnen. Ich erzähle, dass ich selbst bisher in zwei Chören singe und gerade, wenn ich so etwas höre, die auch sehr vermisse. Außerdem wären sie klasse gewesen! Sie erzählen von dem Chor-Festival an diesem Wochenende, ich möchte gerne morgen Nachmittag hingehen.

Ich gehe noch kurz in die Bibliothek und bin absolut begeistert, wie gemütlich, wie einladend so eine Bücherei sein kann. Und welch riesiger Platz für die Kinder!

Händewaschen in der Bibliothek einfach gemacht!

Langsam mache ich mich auf den Weg zum Auto, ich hatte zum Glück den Straßennamen abfotografiert. Mein Schrittzähler sagt mir, dass ich ein volles Recht auf meine Müdigkeit habe. So richtig freuen über meinen Auto-Verkauf kann ich mich nicht. Ich weiß aber nicht weshalb. Ich war ehrlich, habe nichts verheimlicht, das Geld habe ich auch schon – ich glaube, ich bin einfach nur erschlagen.

Auf dem Weg nach Orewa bekomme ich eine SMS von Christoph, ob ich doch schon morgen früh wiederkommen könnte, sie bräuchten den Wagen, um nach den Teilen auf dem Schrottplatz zu gucken. Das hatte ich ihnen auch angeboten, und klar, kein Problem. Ich überlege, dass ich heute Abend alles packen werde und buche mich, sobald ich auf dem Campingplatz bin, ins nicht weit entfernte Hostel für die nächsten 4 Nächte ein. Als es endgültig dunkel ist, bin ich fast fertig, habe leichte Kopfschmerzen und keine Ahnung, wie ich den Rest morgen verpacken soll. Doch erst einmal esse ich noch eine Kleinigkeit, trinke ein Bier und gehe dann schlafen, was mir bei dem Müdigkeitsgrad schwer fällt.

 

Samstag, 20.02.2016

Restliche Tage in Orewa- ungeplanter Luxus

Um 7:00 klingelt der Wecker, ganz leise mit einer zarten Melodie. Nun heißt es, den Rest zusammenzupacken, das, was ich nicht mehr brauche, wegzuschmeißen bzw. in die Extrakiste für die Jungs zu packen. Ich bin schneller fertig, als ich zu hoffen gewagt habe und mache dann auf ins Hostel. Dort kann ich meinen ziemlich schweren Rucksack lassen und habe dann nur noch den kleinen für meinen Tag in Auckland.

Letztes Bild mit Auto….

Die Frau an der Rezeption ist sehr nett, alles ist unkompliziert. Ich stelle meinen Rucksack ins wirklich kleine Büro, die Tasche mit den restlichen Lebensmitteln dazu und mache mich auf. Nun noch eine kleine Bestellung nach oben, dass mein Auto den letzten Weg gut durchhält, ich möglichst keinen Stau habe, in dem er heiß läuft. Da ich weiß, dass die Jungs die Kühlbehälter austauschen wollen, habe ich kein Wasser nachgefüllt, denke aber, dass es reichen müsste. Es wäre mir einfach total unangenehm, wenn jetzt noch etwas Unvorhergesehenes mit dem Wagen passiert.

Besser könnte es nicht laufen: kein Stau, keine Überhitzung, ein Parkplatz vor dem Hostel und Christoph kommt nach einer kurzen SMS sofort herunter. Ich erkläre ihm kurz, was ich drinnen gelassen habe und er freut sich. Dann mache ich mich zu Fuß auf in die Stadt. Vier Stunden bleiben mir, bis der Bus nach Orewa zurück fährt, und die möchte ich für etwas Sightseeing und für Einkäufe von Mitbringseln nutzen. An der ersten Ecke bereits lasse ich mich von einem Cappuccino locken, zu dem es heute einen Muffin umsonst gibt – mein erster Muffin hier im Muffin-Land. Nun suche ich den Weg in die Innenstadt. Anstatt von Queen St. gebe ich Queen Rd. ein und soll 11 km laufen. Das erscheint mir doch etwas viel, so weit bin ich gestern mit Christoph dann doch nicht gegangen. Zum Glück komme ich relativ schnell auf die Idee, noch einmal zu gucken, und siehe da, sie ist gleich um die Ecke. Ich schlendere hindurch, setze mich in die Library, in der in Kürze eine Trommelgruppe auftritt, esse eine Kleinigkeit und erledige danach meine „Pflichten“. Es dauert, bis ich das Richtige gefunden habe – je eine tolle Outdoor-Trinkflasche für meine Jungs und eine Handcreme für meine Freundinnen. (Im Original-Blog konnte ich das natürlich nicht schreiben, die Empfänger lasen ja mit…)

     

Pünktlich bin ich am Bus und lasse mich zurück ans Meer bringen. Endlich kann ich auch mal ausgucken, als wir über die große Brücke fahren, und den wunderschönen Hafen von der Wasserseite aus sehen. Nach einer halben Stunde sind wir in Orewa und nach weiteren 10 min bin ich am Hostel.

Als ich nach dem Einchecken mein Gepäck zu meinem Bett in einem 6-Bett Raum bringen möchte, trifft mich fast der Schlag. Ich muss erst einmal durch einen relativ dunklen Raum, in dem 12 Betten stehen, dann eine Treppe hinauf in ein weiteres enges Zimmer mit 6 Betten bzw. Matratzen. Zwei sind offenbar schon belegt, das Chaos verteilt sich drum herum. Die Luft ist stickig, den nächtlichen Mief und die Lautstärke mag ich mir gar nicht ausmalen.

Ich frage nach, ob nicht in einem kleineren Raum etwas frei ist, ich will ja (fast) gerne mehr zahlen. Ja, es habe gerade jemand storniert, ich könne ein eigenes Zimmer haben. 100$ kostet mich der Luxus, aber ich schlage sofort zu. Für alle vier Nächte, das gönne ich mir jetzt, mit einem kleinen schlechten Gewissen. Nichtsdestotrotz – was bin ich froh und glücklich! Ich fühle mich wie eine Königin! Das Zimmer besteht aus einem großen Bett, einem Schreibtisch mit einem Fernseher drauf, dafür ohne Stuhl, und einem Kühlschrank. Perfekt!

Nach einer ausgiebigen Pause auf meinem Bett mache ich einen Strandspaziergang. Ach, wie wunderschön ist es hier! Es erinnert mich sehr an die kleinen Städtchen wie Grömitz oder Neustadt. Nicht so viele Nippes-Läden, aber ein richtiger Urlaubsort., mit einigen Wifi-Zellen, die aber gar nicht mehr so wichtig sind, weil ich im Hostel eh freien Zugang in die digitale Welt habe.

Später am Abend, als langsam etwas Appetit aufkommt, laufe noch zum New World, meinem Lieblings-Einkaufsladen und besorge ein paar frische Sachen und Getränke. Ach, was hab ich es gut!

   

 

Es wird Ostern….

Sonntag, 21.02.2016

Strand, Sonne und einfach Zeit….

Die Nacht war etwas laut. Die Wände sind so dünn, dass ich den Nachbarn laut schnarchen höre. Schnarcher sollten also nicht nur auf Campingplätzen verboten werden! Aber auch sonst: Spät kommen irgendwelche Autos angefahren, draußen wird laut erzählt, es ist ein wenig anstrengend. Die Ohrstöpsel halten auch nicht wirklich, aber der Versuch, mich nicht nerven zu lassen, glückt. Und so bin ich am Morgen auch einigermaßen fit und ausgeruht. Es ist mal wieder Sonntag, ich hoffe, er wird angenehmer als die anderen!

Gestern Abend traf ich in der Küche noch ein deutsches Ehepaar, das für heute die Abreise plant. Wir kommen ins lockere Gespräch, eigentlich eher der Mann und ich. Sie guckt auf ihren Laptop und hebt erst den Kopf, als ich auf ihre 4 Wochen Urlaub entgegne, dass das ja wirklich sehr kurz für dieses Land sei. „Wenn man arbeitet, kann man eben nicht länger“, sagt sie in einem recht vorwurfsvollen Ton. Ach was! Was sie nicht sagt. Ich fühle mich fast schuldig – und gleichzeitig sagenhaft reich! Wie ich denn so lange bleiben könnte? Ich sei freiberuflich, da wäre das möglich gewesen, wünsche eine gute Nacht und begebe mich in mein Zimmer. Ich habe nicht vor, mich von solch einer miesepetrigen Laune anstecken zu lassen.

Ich treffe sie morgens in der Küche wieder und werde sofort von ihr angesprochen. Es hatte ihr wohl keine Ruhe gelassen, denn gleich kommt die Frage, was ich denn machen würde, sie dachte, selbstständig hieße immerzu zu arbeiten. Ich erzähle es den beiden, übertreibe allerdings ein wenig bei der Tatsache, auch hier vom Rechner aus arbeiten zu können (hab ich zwar, aber sehr wenig!). Ihr Mann ist interessiert und findet das klasse, sie guckt nur griesgrämig, wirkt so unzufrieden und neidisch, dass sie mir fast schon wieder Leid tut. Ich wünsche trotzdem nur eine gute Heimreise und verlasse die Küche.

Mein erster Gang führt zu den Wifi-Zellen, denn ich möchte mit Bernd skypen und dazu ist das WLAN hier zu schwach. Das Geld, das ich schnell noch vorher eingesteckt habe, reicht für einen Kaffee bei McDonalds, der mit Verlaub absolut guten Kaffee bzw. Cappuccino macht. Anschließend gehe ich wieder ins Hostel, drösele ein wenig rum, und mache mich dann mit meiner Yoga-Matte und Badezeug auf den kurzen Weg ans Meer. Auf der Wiese mache ich zunächst zwei Sequenzen meiner Übungen und muss mich sehr anstrengen, dass ich mich von der Öffentlichkeit nicht so beeindrucken lasse. Aber ich habe das Gefühl, dass die meisten das zwar wahrnehmen, aber als nichts Besonderes. Sehr angenehm!

Nach insgesamt 40 min. wechsele ich in meinen Bikini und laufe in den Pazifik. Ja, wirklich laufe, denn der ist weit weg, es ist Ebbe. Trotzdem sind die Wellen klasse, und das Wasser ist angenehm temperiert! Eine wunderbare Abkühlung! Nun geht’s wieder ins Hostel, unter die Dusche, die Haut vom Salz befreien, anschließend mache ich mir einen schönen Salat. Aber schon nach einer kurzen Pause zieht es mich wieder in Richtung Strand und ich genieße die angenehme Atmosphäre. Viele Surfer und Kiter sind auf dem Wasser, mehrere Familien am Strand und im Wasser, dazu kommen noch einige Spaziergänger wie ich!

Ich überlege erst, irgendwo eine Kleinigkeit zu essen, spare aber lieber das Geld und esse im Hostel noch ein wenig. Es ist sehr ruhig heute. Viele sind heute abgefahren und wenig neue hinzugekommen.

Am späteren Abend mache ich mich noch einmal zu einem schönen Strandspaziergang auf, es ist fast kitschig, wie schön der aufgehende, fast volle Mond sich im Wasser spiegelt!

    

Dienstag, 23.02.2016

Es wird ernst: der letzte Tag

Es könnte sein, dass dies nun mein vorerst letzter Teil des Blogs sein wird, sicherlich wird dann noch ein ganz letzter von zuhause folgen. Vielleicht kommt aber auch noch ein kleiner Zusatz heute Abend oder morgen von Flieger aus, keine Ahnung.

Zunächst einmal gestern:

Ich bin richtig ausgeschlafen am Morgen, die Nacht war so wunderbar ruhig! Nach einem ruhigen Frühstück packe ich ein paar Sachen zusammen und mache mich auf in die Stadt zum telefonieren, anschließend an den Strand in Richtung einer Galerie, die mir gestern von einer Neuseeländerin empfohlen wurde. Und wirklich, nicht nur das Gebäude ist ansprechend, es gibt auch ein Café mit Sitzmöglichkeiten draußen und netten Bildern auf zwei Etagen.

Auf einen Kaffee hab ich noch keine Lust, aber ein grüner Tee ist wunderbar. Ich überlege, wo ich mich hinsetze, die besten Tische sind belegt, und so frage ich eine allein sitzende Maori-Frau, ob ich mir zu ihr setzen darf. Klar gerne, und dann fragt sie wie die meisten nach meiner Herkunft. Sie habe sich gerade mit jemandem unterhalten, dass die Deutschen sich immer an einzelne Tische setzen würde, und sie freue sich, dass ich mich einfach zu ihr gesellt hätte. Leider muss sie wieder zur Arbeit, in einem auf dem Parkplatz stehenden Bus für Brustkrebs-Vorsorge, aber schön war der kurze Moment mit ihr! Ich nehme mein iPhone, um etwas zu lesen und merke, dass ich hier das Wifi des Campingplatz bekomme. Wie praktisch, dass ich ein gutes Zahlengedächtnis habe, so kann ich den Code eingeben und nach dem Wetter usw. gucken.

Nach dieser netten Stärkung wandere noch einen kleinen Teil weiter, und mich überrascht die Aussicht der Umgebung bei Ebbe. Alle Bäume und Sträucher, die beim Joggen unter Wasser standen, liegen nun im Freien, ein Reiher durchforstet den Schlamm nach Essbarem, im seichten Wasser tummelt sich ein Aal unter einem Stein.

Zum Vergleich:

Direkt hier ist ein Secondhand-Laden, durch den ich kurz stöbere. Ich finde eine kleine Teekanne, so eine, wie ich sie öfter in den Cafés bekommen habe und nehme sie für 1$ mit. Ich hoffe, dass ich sie heile nach Hause bekomme, sie ist nämlich halb aus Metall, halb aus Glas….

Allmählich bekomme ich Hunger und kaufe mir im Countdown, meinem zweiten Lieblings-Einkaufsladen (wenn es schon keine Moorrübe gibt, muss man ja neue Maßstäbe setzen – aber der Verzicht ist ja bald vorbei…), zwei kleine vegetarische Salate und ein Brötchen und setze mich mit meinem Picknick an den Strand. Es ist das richtige Urlaubsgefühl, und ich weiß längst, wofür es gut war, dass der John aus Auckland mir abgesagt hatte. In Auckland hätte ich mir sicherlich verschiedenes angesehen und mein Kultur-Konto weiter aufgebessert, aber bei diesem Wetter geht doch nichts über Relaxen am Meer. Im Einzelzimmer! Und genau dahin mach ich mich nach dem Picknick auf, setze mich im Hostel ein wenig in den Schatten, schreibe, lese, genieße! Die für den Nachmittag angekündigten Schauer bleiben aus, statt dessen scheint die Sonne auf blauem Himmel mit kleinen Wolken.

Am späteren Nachmittag gebe ich noch meinem Bewegungsdrang nach und jogge den Strand hoch und runter, insgesamt nur 4 km, aber so schön! Am liebsten würde ich noch in voller Montur ins Wasser gehen, aber so ohne Handtuch mag ich das dann doch nicht.

Es sind neue Gäste angekommen und zum ersten Mal sitze ich mit einigen draußen. Wir erzählen uns Witze und ich bin wieder einmal überrascht, wie kultur-übergreifend Humor sein kann. Australien, Japan, Marokko, Neuseeland und Deutschland sind vertreten. Wir trinken Wein, ich zum Glück nicht zu viel, knabbern Erdnüsse und haben es einfach gemütlich. Schade, dass die meisten von ihnen morgen dieses Hostel verlassen. Aber dank Facebook können „in Touch keepen“.

Strenge Regeln, manchmal selbst in den Büchereien: keinen Helm, keine Kapuze, keine Sonnenbrille, keine Schirmmütze….

Und heute freue ich mich, dass die Sonne den ganzen Tag scheint, beginne den Tag mit ausgiebigem Sitzen auf der Veranda, mit Tee und Kaffee und Buch. Ein ausgiebiges Bad in den Wellen des Pazifiks folgt. Ich kann die ganze Zeit nur quieken, soviel Spaß hab ich dabei, mich auf das Wasser zu legen, mich von den Wellen treiben zu lassen, die Kraft des ablaufenden Wassers zu spüren und mich immer mal wieder zu vergewissern, dass ich nicht abgetrieben werde. Das Wasser ist angenehm warm, es ist keine große Überwindung nötig!

Nach einer Pause im Hostel packe ich meinen Rucksack endgültig und mache dann noch ein paar kleine Besorgungen, damit ich morgen auch nicht verhungere. Einen Abschluss-Cappuccino in einem netten Café, dann bringe ich die Sachen in mein Zimmer und springe noch einmal in den Ozean. Ein völlig entspannter Tag, genau richtig vor der langen Reise, die morgen folgen wird. Noch immer ist es komisch, im Supermarkt keinen Beutel mit Eiswürfeln mitzunehmen und nicht abends in den Schlafsack zu steigen. Nicht den nächsten Tag zu planen und nicht daran zu denken, Kühlwasser aufzufüllen.

Meine Teekanne habe ich verstaut, sie ist in meinem Topf mit Socken usw. gut geschützt. Hoffe und glaube ich! Ich habe das Gefühl, der Rucksack ist nicht nur besser gepackt, er ist auch leichter. Trotzdem bin ich froh, dass ich schon mal vorsorglich einen Typen hier gefragt habe, ob er mich zum Bus morgen fahren kann.

Komisch ist der Gedanke, den letzten Tag zu verbringen, genauso komisch wie der letzte Tag vor meiner großen Reise war. Das soll es nun schon gewesen sein. Nein, das ist es nun gewesen, meine erste lange Reise alleine und auf der anderen Seite der Welt.

Und ich habe (zum Glück) keinen Mann getroffen, der es auch nur annähernd mit Bernd hätte aufnehmen können, keine Frauen, die sich mit meinen Freundinnen messen könnten, keinen Chor wie die meinen. Wenngleich sich Neuseeland hier zumindest die letzten Tage gerade mit dem Wetter und dem Meer sich noch mal richtig ins Zeug gelegt hat….

Das macht den Abschied dann doch noch ein wenig schwerer.

Ein großer Dank an euch, die mich innerlich begleitet haben, mich ab und an mal aufgemuntert, wenn es wichtig war, und mir vor allem immer wieder das Gefühl gegeben haben, dass ich nicht alleine bin. Für mich war es toll, nicht nur für mich zu schreiben!

Silke beim Yoga- iPad-Perspektive….

Was waren in den letzten Tagen wohl die am meisten getragenen Schuhe??

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