Vor drei Jahren flog ich alleine in das südliche Paradies und tourte mit einem ausgebauten Van rund um das Land. Den dort geschriebenen Blog könnt Ihr hier nach lesen!
Nun fahre ich gemeinsam mit meinem Mann – kann ihm dort bereits Bekanntes zeigen und mit ihm Neues kennenlernen!
Und Ihr könnt uns begleiten – wenn Ihr mögt! Ich hoffe, dass ich auch dieses Mal genügend Zeit finde, um Einträge zu machen!
(Nachtrag: während der Reise gab es fast täglich Berichte, die ich nun so geordnet habe, dass man sie chronologisch lesen kann)
November
25.11.2018
So, morgen geht es los. Ich habe mich die ganze letzte Zeit so drauf gefreut, nun aber ist schon fast der Tag da – und irgendwie Neuseeland weit weg. Aber das wird sich spätestens am Dienstag Abend geben, denn dann sind wir am Flugplatz und bald darauf in der Luft. Ich bin gespannt, wie es sein wird, was für ein Auto wir finden und welche Erlebnisse wir haben werden.
Ich werde über das Land, über die Leute und vor allem über uns schreiben. und Euch Bilder hineinstellen, damit Ihr ein wenig mitreisen könnt!
27. November 2018
Genau drei Jahre nach meiner ersten Neuseeland-Tour sitze ich nun wieder am Gate und warte auf dem Abflug und wieder hole ich mein iPad raus,um schon mal mit dem Schreiben anzufangen. Bernd sitzt neben mir, liest gelangweilt ein Buch auf seinem iPhone, ich versuche, meine Aufregung in Schacht zu halten. Fliegen wird wohl nie meine Leidenschaft, aber ich wäre Schonfrist, wenn ich nicht das Gefühl hätte, die Welt geht unter und ich kann nichts machen. Hey, ich fliege FREIWILLIG in den Urlaub, nur hab ich das Gefühl leider gar nicht. Egal, mein Kopf weiß es besser und so beruhige ich mich ein wenig mit Schreiben – ein kleiner Jahresrückblick…
Das Jahr 2018 war/ist unglaublich aufregend:
Bernd beschloss Mitte des Jahres, den festen Job bei HamburgWasser aufzugeben und sich selbständig zu machen. Nach diesem Beschluss hatte ich einen entspannten Mann zu Hause – sehr angenehm! Wir genossen die Zeit im Garten, mit Planungen und dann entstand außerdem der Gedanke, dass wir doch in der Zeit zwischen Ende des Arbeitsverhältnisses und dem Neuanfang mit der Selbständigkeit einen großen Urlaub in Neuseeland einlegen könnten.
Den Sommer genossen wir noch zusätzlich mit einem nicht ganz so langem, schönen Urlaub in Österreich und Freiburg- dorthin „flüchteten wir vor dem vielen Regen in den Bergen. Unsere Jungs studierten inzwischen und zurzeit immer noch beide in Montreal. Beide wollten ein Auslandssemester einlegen, Sven zwei und Björn eines. Sven suchte nach der für ihn besten Uni, Björn wollte gerne seine Französisch-Kenntnisse erweitern. Und so landeten sie beide in Kanada. Weihnachten sind sie also beide sowieso nicht zu Hause…
Nun hieß es, in Hamburg die Wohnung aufzulösen, diverse Sachen in Worpswede unterzubringen, alles mögliche sortieren und nebenbei noch arbeiten. Die letzten Monaten waren intensiv und vergingen schnell.
An den letzten Wochenenden bekamen wir häufig Besuch unserer neuen Freunde – wir haben neue Nachbarn bekommen mit 5 Kindern im Alter von 6, 3 und 1 (sechs- und einjährige Zwillinge) die wir auf Anhieb alle sehr lieb gewonnen haben. Die drei älteren der Kinder besuchen uns gerne und wir genießen es! Sie sind auch wirklich zum Fressen! (@Rabea- nun ist es öffentlich….)
Und nun öffnet das Gate und bin dank des Schreibens wieder entspannter…. bald geht’s weiter….
29. November 2018
Den 28. November haben wir durch die Fliegerei und Zeitverschiebung völlig übersprungen…. nun ist hier also schon Donnerstag, ich sitze in Melbourne und warte auf den letzten Flug. Und schon wieder erhoffe ich mir durch die Schreiberei neue Kraft – ich bin nach den letzten beiden Flügen echt erschöpft. Dabei waren die wirklich prima, also objektiv gesehen. Nicht Silke-mäßig, die einfach immer mal wieder bei normalen Turbulenzen plötzlich Angst hat, dass das Flugzeug auseinander brach oder sonst was. Genau kann ich das gar nicht sagen, es hat eben nicht wirklich mit der Fliegerei zu tun. Dazu gibt es später noch genauere Informationen, es ist ja nicht so, dass ich nicht darüber nachgedacht habe.
Auf jeden Fall habe ich es gut gemeistert. mir wurde gleich am Anfang bewusst, dass von Emirates noch keine Maschine abgestürzt ist. Und das konnte dann gut anwenden! Den zweite Flug, immerhin 14 Stunden am Stück, ging ich ganz ruhig an, das hielt auch ein paar Stunden, aber dann war meine Kraft einfach nicht mehr da und ein bis zwei Panikattacken kamen doch. Aber- ich will ja nicht zu viel erwarten…. ich konnte mich trotzdem immer wieder entspannen, langweilen und manchmal auch lesen. Meine liebe Freundin Birgit begleitete mich auf dem Flugmonitor, und als ich oben dann auch WLAN hatte, und mit ihr schrieb, fühle ich mich sofort sicherer. Was die Psyche doch ausmacht… bei Silke…. Die ja auch glaubt, wenn die Flugbegleiter ihr versichern, Bescheid zu sagen, dann was nicht in Ordnung wäre, und dann schlafen kann….
Das Wegfahren aus Worpswede fiel mir dieses Mal extrem schwer! Und habe ich doch vor 10 Jahren noch gedacht, irgendwann auch noch einen Neuanfang zu starten, irgendwo in der Welt, ist das schon lange kein Thema mehr, weder für mich noch für Bernd, was die Sache vereinfacht! Dass das Dorf durch so viele Neubauten zunehmend verschandelt wird, ist zwar blöd, aber es zählt das, wenn ich an die vielen tollen Menschen denke, die in meiner Wahlheimat leben -und mir mein Leben bereichern! Ganz zu schweigen von unserer Moorrübe! Nicht nur Bioladen, das wäre schon cool, nein – auch Treffpunkt für einen kurzen oder auch längeren Plausch interessanter, offener Menschen.
Das muss doch mal gesagt werden. So konnten wir auch erst nach einem finalen Kaffee uns auf diesen Weg ans andere Ende der Welt machen.
So, der nächste Eintrag kommt nun wirklich aus Neuseeland!
29. November 2018: We arrived in Christchurch
In Melbourne warteten wir auf unseren Flug, als wir plötzlich in einer Durchsage unseren Namen vermuteten. Da er englisch ausgesprochen wurde und wir den ganzen Kontext nicht verstanden, abgesehen davon, es auch nicht glauben zu können, gingen wir sehr zweifelnd zum Schalter und erfuhren, dass wir noch nicht richtig eingecheckt waren. Die Boardkarten hatten wir aber schon in Hamburg bekommen. Egal, die Leute waren super freundlich und schon bald darauf waren wir an der wesentlich kleineren Maschine (die anderen beidenMaschinen waren A-380 er, richtig groß auf zwei Stockwerken). Meine Nerven waren nach der ganzen Fliegerei sowieso auf einem recht niedrigen Level und als der Steward mir dann noch antwortete, dass wir größere Turbulenzen zu erwarten hätten, war ich kurz davor, wieder auszusteigen. Was nützt mir das Wissen, dass es völlig sicher ist und nie ein Flugzeug durch Turbulenzen vom Himmel gekommen ist, wenn ich trotzdem drei Stunden Panik habe. Ich griff auf das einfachere Mittel zurück – und nahm eine “Scheiß-egal”-Pille, eine Valium. Nun fühlte ich mic him wahrsten Sinne todesmutig- und es kamen nur kleine Turbulenzen. Trotzdem war ich froh, sie genommen zu haben, ich konnte richtig entspannen und war bei der Ankunft gar nicht so ko.
Achtung, hier wird’s persönlich…
Diejenigen, die mich nicht so gut kennen und den letzten Blog nicht verfolgt haben, wundern sich wahrscheinlich, welche große Rolle das Fliegen spielt und wie viele Worte ich darum mache.
Ängste und Paniken spielten schon in meinem ganzen Leben eine große Rolle – alles darüber hier aufzuführen, würde den Rahmen sprengen und hätte damals in der Schule ein “Thema verfehlt” erhalten. Es geht schließlich um Neuseeland. Aber in meinem Leben geht es eben auch immer um meine persönliche Weiterentwicklung und dazu gehören meine Paniken.
Vor meiner letzten Neuseeland-Reise hatte ich eine Hypnose gegen die Flugangst gemacht. Es war mir schon lange klar, dass ich als Kind Dinge erlebt habe, die ich nicht verarbeiten konnte – über-sensibel wie ich bin. Dazu gehören Nierenbeckenentzündungen mit sehr hohem Fieber, mehrere Krankenhausaufenthalte, bei denen meine Mutter nicht dabei sein durfte, jedenfalls nicht so viel, wie ich sie brauchte (also immer), Untersuchungen, die schmerzhaft und zum Teil schamhaft waren – einfach viele Momente, in denen ich mich ausgeliefert und ohnmächtig gefühlt habe. Meine Eltern kamen so oft es ihnen möglich war, und sie machten wirklich viel möglich! Auch wenn zuhause noch meine Geschwister versorgt werden mussten, besuchte einer mich täglich kurz, meist meine Mutter, obwohl es verboten war – Besuchszeiten waren zwei mal eine Stunde in der Woche. Für die Schwestern und Putzfrauen gab es immer wieder selbst gebackenen Kuchen und Kaffee, damit die Tochter jedenfalls ein paar Minuten besucht werden konnte! Trotzdem reichte diese Zeit natürlich nicht, ich wollte nach Hause, wollte da nicht sein, hatte Heimweh und so viel Angst vor allem was auf mich zukam. Und das war viel – Blutentnahmen, Katheter-Wechsel, Röntgen, Fäden-ziehen (für mich fast so schlimm wie die OP, in der Vorstellung jedenfalls vorher…).
Ausgeliefert zu sein – das scheint der ausschlaggebende Grund für die Angst vor dem Fliegen zu sein. Ich kann nicht einfach gehen, wenn ich Angst habe, wenn mir etwas komisch vorkommt. Mein Kopf weiß natürlich, dass die Idee da oben in 12000km Höhe auszusteigen auch nicht wirklich gut wäre, aber der erreicht meinen Bauch, mein Unterbewusstsein, nicht. Im Flieger wurde mir das noch mal richtig bewusst – ich sah das kleine Mädchen, das ich damals war, wieder im Krankenhausbett, nüchtern und darauf wartend, zur OP abgeholt zu werden. Dann kam eine (bestimmt nette) Schwester, die mir eine Beruhigungsspritze gab, die so gar nicht half und mich kurze Zeit später dann mit dem Bett zum OP-Saal schob. Ich erinnere einfach zu gut, wie ich am liebsten rausgesprungen wäre, welche unglaublichen Ängste ich hatte- doch ich konnte nicht weg. Im OP wurde ich dann auf den OP-Tisch gelegt und an den Armen angeschnallt. Nun war ich auch noch festgebunden- ich glaube, jeder kann sich vorstellen, dass das Narben hinterlässt. Nur scheint das Wissen darüber nicht auszureichen, das erreicht das Unterbewusstsein nicht. Zum Glück habe ich in der Nähe von Worpswede eine Therapeutin, mit der ich auch schon einmal EMDR gemacht habe, eine Form, direkter ans “Weggepackte” zu kommen, und das werde ich auch weitermachen. Das eine Mal war zwar hilfreich, aber offenbar noch nicht genug.
So, das war der Ausflug in die Kindheit.
Wir landen also wohlbehalten in Christchurch. Am Flugplatz muss jeder genau angeben, was er/sie an Outdoorsachen mit hat und natürlich kommen wir in die Spur derjenigen, die ihre Sachen vorzeigen müssen. Ein Zelt kann immerhin diverse Sporen etc. an sich haben, die Neuseeland nicht haben möchte!
Ein älterer Mann, bei dem wir an der Reihe sind, fragt nur, wo das Zelt zuletzt benutzt wurde, und bei meiner Antwort “here in New Zealand three years ago” freut er sich und schickt uns zum Ausgang.
Dort werden wir bereits erwartet: bei meiner letzten Reise hier lernte ich ein sehr nettes Ehepaar kennen, die mich einluden, sie in Christchurch zu besuchen, sobald ich in der Stadt sei auf meinem Rückweg. Kennen lernte ich sie in Te Anau. Das tat ich auch und war fasziniert von der Gastfreundschaft. “Fühl dich wie zuhause “ war keine Floskel, sondern ein Befehl. Beim Abschied damals hoffte ich schon, mit Bernd eines Tages herfahren zu können und es war klar, dass wir uns dann Wiedersehen würden.
Als ich ihr dann mitteilte, dass wir kämen, fragte sie sofort, wann wir landen würden, sie würde uns abholen.
Und da steht sie nun, glücklich uns zu empfangen und bringt uns zu sich. Es ist ein bisschen wie “nach Hause” kommen, so selbstverständlich weist sie Bernd ein! Zeigt ihm, wo er was findet. Und auch fühlt sich hier frei und wohl. Mit ihrem Mann essen wir gemeinsam am Abend, unterhalten uns angeregt, wobei mir viele Worte nicht einfallen. Mein Gehirn fühlt sich an wie Kaugummi, ich bin einfach müde, welch Wunder… und um acht liegen wir glücklich in unserem Bett.
Es war schon vorher klar, dass Iarene und Bob am nächsten Morgen für zwei Tage wegfahren würden und wir allein im Haus sein würden. Aber dass sie uns auch noch das Auto überlassen, so ganz selbstverständlich, ist schon der Wahnsinn!
So, morgen schreibe ich über heute – denn ein Auto haben wir bereits heute erstanden. Nur – ich bin müde und gehe nun in die Waagerechte…
30.11.2018
Ich schlafe nahezu wie eine Tote in dieser Nacht und bin die erste Stunde nach dem Aufstehen auch ausgeschlafen. Danach hätte ich mich gleich wieder hinlegen können – aber wir wollen auf Autosuche gehen. Bernd meint – zu Recht- dass ich ja nun mehr Erfahrung mit dem Linksverkehr habe und so setze ich mich ans Steuer. DieMüdigkeit ist verflogen bei so viel Konzentration, auf der richtigen Seite zu bleiben und nicht immer Angst zu haben, dass einem gleich ein Auto entgegenkommt. Bobs Wagen piept in einer Tour, wir wissen nicht warum. Schon beim Zünden piept es, als befänden wir uns im Raumschiff enterprise – ich werde morgen abend mir genau erklären lassen, was das Auto mir sagen wollte.
Zunächst kaufen wir uns in einem großen Einkaufszentrum neue SIM-Karten, damit wir regelmäßig mobile Daten haben. Ich hatte schon beschlossen, mit dem gleichen Anbieter wie beim letzten Mal zu bleiben und so war das ganze schnell gemacht. Während eines ausgiebigen Kaffees nahm ich Kontakt mit mehreren Auto-Anbietern aus einer dafür gegründeten Facebook-Gruppe auf und verabredete mehrere Termine.
Schon der erste überzeugte uns – insbesondere weil er von einem Holländischen Paar verkauft wurde, die ersten sehr sympathisch und zweitens vertrauenserweckend aussahen. Außerdem mögen wir Holländer!
Der Wagen ist voll ausgestattet – die beiden fliegen weiter nach Thailand und können dementsprechend nicht viel mitnehmen. Decken, Kissen, Kochplatten – ach, Ihr werdet Bilder bekommen!
und nun sind sie fertig:
Heute Mittag treffen wir uns, um die Übernahme zu machen – einen gemeinsamen Gang zur Post und ein oder zwei Formulare ausfüllen. Das wars.
Anschließend guckten wir uns ein wenig in der Innenstadt von Christchurch um – es hat sich so viel getan in den drei Jahren. Eine neue Innenstadt ist entstanden, die Container sind verschwunden. Die Kathedrale ist nach wie vor unangetastet – es ist immer noch keine Entscheidung gefallen, sie abzureissen oder wieder aufzubauen. Neben ihr ist eine wunderschöne Bibliothek entstanden, vier Stockwerke hoch. Oben hat man die Möglichkeit, auf eine Art Terrasse zu gehen und hat einen wunderschönen Blick auf die Kathedrale – bzw. was noch übrig ist.
Anschließend fahren wir nur noch ins Haus, machen uns etwas zu essen und einen kurzen ruhigen Abend — wir sind todmüde!
In der Nacht machte sich nun der Jetlag bemerkbar – Bernd und ich wachen um 2:00 auf und sind ausgeschlafen. Wir schnacken eine Weile, und da wir alleine um Haus sind, stören wir ja auch niemanden. Wir zwingen uns dann aber auch noch einmal wieder einzuschlafen, sonst ist der nächste Tag ja völlig dahin. Bei der Überlegung am Frühstückstisch, wie wir unseren Gastgebern eine Freude machen können, entscheiden wir, am Abend für alle zu kochen.
Das Einkaufszentrum ist zwar schon geöffnet, aber die meisten Läden noch geschlossen, als wir um 8:30 dort angekommen. Die Zeit bis 9:00, dann beginnt dort das Einkaufs- Leben, und brauchten noch SIM-Karten-Schablonen für ein anderes Smartphone, in dem nun unsere heimatlichen liegen, überbrücken wir mit dem Lebensmitteleinkauf, der Supermarkt macht früher auf. Anschließend gibt es einen leckeren Kaffee.Mittags treffen wir uns dann mit den beiden Niederländern zur Auto-Übergabe. Sie haben wirklich alles toll vorbereitet, das Auto, insbesondere das Innenleben, ist sauber, die Bettwäsche gewaschen und das, was noch repariert werden musste, heil. Ich fülle im Postamt ein kleines Formular aus, zahle umgerechnet 6 € und schon hat der Wagen den Besitzer gewechselt. In der angrenzenden Bibliothek nehmen wie an einem Computer die Überweisung vor und trinken noch einen gemeinsamen Kaffee. Auch wenn ich glücklich bin, dass wir deren Auto kaufen können, hätte ich gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbracht. Sie sind einfach sympathisch und interessant. Ich kann mit gut vorstellen, dass wir uns wieder treffen, wenn sie wieder in Holland sind, und das wird im nächsten Sommer sein. Ihr Plan ist, im Südwesten ihrer Heimat ein Hostel zu eröffnen. Doch nun trennen sich unsere Wege.Als wir in der Wohnung ankommen, sind Iarene und Bob bereits da. Sie freuen sich mit uns über uns neues Gefährt und noch mehr darüber, dass wir kochen wollen und sie sich um nichts kümmern müssen.
Bernd und ich bereiten bald alles vor und haben zu fünft – die Nachbarin, die ich beim letzten Mal auch kennengelernt habe, ist auch dabei – einen netten, sehr weihnachtlichen Abend. Es ist schon komisch, überall diese viele Weihnachtsdekoration zu sehen – und draußen sind es um die 20 Grad… zwar heute nicht sonnig, aber trotzdem frühlingshaft…
2. Dezember
Dieser Tag wir nun ganz unserem Auto gewidmet, und dabei so richtig urlaubsmäßig stressfrei.
Am Vormittag wollen wir alles einräumen und dann die ersten notwendigen Lebensmittel einkaufen, damit wir morgen dann aufbrechen können. Nun stellt sich dabei allerdings heraus, dass es recht schwierig ist, an den Stauraum zukommen, denn die Kisten mit den Klamotten oder den Lebensmitteln, die dann unter dem Bett stehen sind ein wenig höher als der Rahmen. Daher muss man immer die Matratze ein wenig anheben, um dann die eine Platte hochnehmen zu können und damit Zugang zum Stauraum zu haben.
Bernd überlegt, das Brett zu teilen, so dass man es einfach klappen kann. Gesagt, getan! Bob, selbst Ingenieur, tätig im Flugzeugbau, hat eine komplett eingerichtete Werkstatt in seiner Garage – und vor allem den größten Spaß daran, gemeinsam mit Bernd das Auto umzubauen. Schnell haben beide alles ausgemessen, gesägt und mit den perfekten Scharnieren versehen. Bernd schnitt die Matratze noch in der Mitte durch und schon ist alles leicht handlebar.
In der Nacht machte sich nun der Jetlag bemerkbar – Bernd und ich wachen um 2:00 auf und sind ausgeschlafen. Wir schnacken eine Weile, und da wir alleine um Haus sind, stören wir ja auch niemanden. Wir zwingen uns dann aber auch noch einmal wieder einzuschlafen, sonst ist der nächste Tag ja völlig dahin. Bei der Überlegung am Frühstückstisch, wie wir unseren Gastgebern eine Freude machen können, entscheiden wir, am Abend für alle zu kochen.
Das Einkaufszentrum ist zwar schon geöffnet, aber die meisten Läden noch geschlossen, als wir um 8:30 dort angkommen. Die Zeit bis 9:00, dann beginnt dort das Einkaufs- Leben, und brauchten noch SIM-Karten-Schablonen für ein anderes Smartphone, in dem nun unsere heimatlichen liegen, überbrücken wir mit dem Lebensmitteleinkauf, der Supermarkt macht früher auf. Anschließend gibt es einen leckeren Kaffee.
Mittags treffen wir uns dann mit den beiden Niederländern zur Auto-Übergabe. Sie haben wirklich alles toll vorbereitet, das Auto, insbesondere das Innenleben, ist sauber, die Bettwäsche gewaschen und das, was noch repariert werden musste, heil. Ich fülle im Postamt ein kleines Formular aus, zahle umgerechnet 6 € und schon hat der Wagen den Besitzer gewechselt. In der angrenzenden Bibliothek nehmen wie an einem Computer die Überweisung vor und trinken noch einen gemeinsamen Kaffee. Auch wenn ich glücklich bin, dass wir deren Auto kaufen können, hätte ich gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbracht. Sie sind einfach sympathisch und interessant. Ich kann mit gut vorstellen, dass wir uns wieder treffen, wenn sie wieder in Holland sind, und das wird im nächsten Sommer sein. Ihr Plan ist, im Südwesten ihrer Heimat ein Hostel zu eröffnen. Doch nun trennen sich unsere Wege.
Als wir in der Wohnung ankommen, sind Iarene und Bob bereits da. Sie freuen sich mit uns über uns neues Gefährt und noch mehr darüber, dass wir kochen wollen und sie sich um nichts kümmern müssen.
Bernd und ich bereiten bald alles vor und haben zu fünft – die Nachbarin, die ich beim letzten Mal auch kennengelernt habe, ist auch dabei – einen netten, sehr weihnachtlichen Abend. Es ist schon komisch, überall diese viele Weihnachtsdekoration zu sehen – und draußen sind es um die 20 Grad… zwar heute nicht sonnig, aber trotzdem frühlingshaft…
3. Dezember 2018
Wir verleben noch einen netten gemeinsamen Abend. Langsam kommen meine Englischkenntnisse wieder und ich traue mich mehr zu sprechen. Es ist ein interessanter und lustiger Austausch mit ihnen.
Nun kommt also unsere vorerst letzte Nacht im echten Bett – und ich freue mich auf unsere Fahrt in unserem Campervan!
Die Sonne will auch heute nicht scheinen – aber es stört mich nicht. Ich freue mich auf die nächsten Wochen, wenngleich ich es auch sehr schade finde, dass wir Bob und Iarene verlassen. Ich hoffe so, dass ich sie eines Tages wiedersehe, es ist eine richtige Freundschaft entstanden!
Auf dem Frühstückstisch liegt ein Brief von Bob, der bereits arbeiten ist. Trotzdem er mit seinen 70 Jahren bereits in Rente ist, arbeitet er weiterhin. Es macht ihm einfach Spaß, und er kann als Selbständiger für seine Firma selbst entscheiden, wie viel er arbeitet.
Ihm ist in der Nacht eingefallen, dass die Farbe des Öls im Wagen zu dunkel war und riet uns, es zu wechseln. Eine Adresse hat er gleich mit aufgeschrieben. So sitze ich nun in einer Öl-Wechsel-Werkstatt und nutze die Zeit zum Schreiben.
Mit einem guten Gefühl machen wir uns auf den Weg, wir haben uns für die südliche Route entschieden. Die erste Strecke ist langweilig, und bei macht sich der erste Reisefrust breit. Ich fühle mich verantwortlich, dass es eine tolle Reise wird, dass die Sonne scheint, wenn es wichtig ist, wie z.B, am Mount Cook, um den klaren Sternenhimmel zu sehen, dass ihm alles gefällt. Genau das, was ich auf meiner Fahrt alleine nicht hatte, und mich dadurch so frei fühlte. So richtig klar wird mir das aber erst, als Bernd mich fragt, ob alles in Ordnung ist. Da purzelt es alles aus mir raus und schon bin ich wieder zuversichtlicher, eben typisch Silke.
Mein Wunsch ist es noch ein wenig an der Küste zu bleiben, Wasser tut mir immer gut. Und da die erste Euphorie verschwunden ist, muss ich mich erst mal Urlaub gewöhnen – ebenfalls typisch Silke, die auch niemals damit rechnet…
In Timaru unternehmen wir einen schönen Strandspaziergang, die Bewegung ist wunderbar.
Da die Zeit vorangeschritten ist, überlegen wir, wo wir nun am besten unsere Schlafstätte einrichten. Geduscht haben wir am Morgen, also spricht nichts gegen einen kostenlosen Platz. Der erste, den wir ansteuern, ist ein normaler Parkplatz, auf dem man auch übernachten darf. Der Blick aufs Meer ist zwar schön, aber nein, es gefällt uns nicht.
Ca. 20 km südlich soll ein weiterer sein, über den in einer Bewertung allerdings zu lesen ist, dass er nicht erreichbar sein soll – die Brücken dahin seinen defekt. Oh nein, darauf vertrauen wir doch nicht, auch nicht den Schildern auf dem weg in die Pampa, die das gleiche aussagen. Das kann doch nicht sein, die Bewertung ist fast zwei Wochen alt, da wird sich doch was getan haben und die Schilder haben sie nur vergessen, wegzunehmen. Und wirklich, es gibt keine defekte Brücke – es gibt gar keine! Keine Chance, über den Fluss zu kommen – und auf der anderen Seite wäre der Campingplatz. Na gut, wir geben nicht auf.
Es führen zwei weitere Wirtschaftswege angeblich dahin, der erste ebenfalls über eine Brücke, den lassen wir lieber gleich aus, mit dem zweiten haben wir Erfolg! Hurra, ein netter kleiner Campingplatz, direkt am Paifik, kostenlos, sofern self-contained. Und laut Schild auf dem Auto sind wir das. Es gibt sogar ein “Plastik-WC”, also so ein Plumpsklo, aber ich mache lieber das, was Männer im Stehen machen, allerdings in der Hocke…
Wir sind allein auf dem Platz, erst später kommt ein weiteres Wohnmobil hinzu. Da liegen wir allerdings schon im Bett.
Bei Ankunft auf dem Platz gehen wir zunächst zum tosenden Meer – die Kraft des Wassers ist immer wieder atemberaubend! Die Wellen schlagen ans Ufer und reissen enorme Mengen an Steinen mit sich. Im Übrigens ist es eh ein reiner Steine-Strand, alle wunderschön rundgeschliffen und ziemlich groß.
Ein aufgetürmter Steinewall trennt das Wasser vom Ufer und bildet einen See, aus dem Wasser mit enormer Kraft ins Meer strömt und den Wall immer weiter abbaut. Ich versuche nachher mal, ein kleines Video hier hinein zu stellen. Ob bei Flut immer wieder Steine draufgelagert werden? Keine Ahnung, ein Kreislauf muss es sein – morgens ist der Wall jedenfalls immer noch da.
Unser erstes Freiluft-Abendessen besteht aus den obligatorischen Nudeln (allerdings Vollkorn) und Olivenöl und kleinen Tomaten und Knoblauch! I love it! Immer wieder!
Der Sommer läuft sich schlecht an, so sagen es auch die Neuseeländer, und es ist kalt und grau. Wir freuen uns also über unseren Bus, bedauern ein wenig, dass wir durch den unteren Stauraum nicht auf der Matratze sitzen können – man kann nicht alles haben – und widme uns Buch und iPad. Schreiben auf dem Bauch ist allerdings anstrengend und so schreibe ich vorwiegend heute morgen hier im Café. Um halb zehn sind sind wir beide müde, schlafen sofort ein – und wachen dementsprechend ausgeschlafen um halb sechs auf….
Es ist total nebelig, und ein echtes Camping-feeling, als wir den Bus verlassen. An unserem Mini-Waschbecken (erinnert mich an das Spülbecken auf dem Zahnarzt-Stuhl) machen wir uns frisch, gucken noch einmal ans Meer und Beben uns auf den weiteren Weg.
Die Fahrt dauert nur kurz an – da stehen wir an einem Rinder-Übergang. Zehn Minuten, zwanzig, eine halbe Stunde…
Es tut sich nahezu nicht, ab und an läuft eine Kuh mal weiter und nimmt eventuell ein/zwei Artgenossen mit, dann war es das wieder und die Herde starrt auf unser wartendes Auto. Sie starren und starren. Irgendwann komme ich auf die Idee, zumindest das Objekt der Neugierde zu entfernen und wir setzen rückwärts, bis das Interesse jedenfalls verloren geht. Das war schon mal der erste richtige Schritt, die Horde bewegt sich langsam weiter. Das Ende ist übrigens nicht zu sehen, es versinkt im Neben… und dann….
Selten hört man so gerne ein Motorengeräusch! Nach ca. Einer Stunde kommt ein Mann auf einem Krad daher gefahren und treibt die Horde an. Nun dauert es nur noch kurz an und wir können weiter.
Auf direktem Wege begeben wir uns nach nach Oamaru, das Städtchen, in dem abends die Pinguine zu sehen sind. Ich hatte nicht mehr in Erinnerung, wie lange sind die Wohngegenden hinziehen, bis wir endlich in Innenstadt erreichen, die mich selbst bei dem grauen Wetter wieder beeindruckt. In diesem Café habe ich auch vor drei Jahren geschrieben und Unmengen Wasser getrunken. Zwar nicht so früh wie heute, aber immerhin.
4./5. Dezember 2018
Nun muss ich doch glatt wieder einiges nachholen. Da ich abends im Auto nicht schreiben kann, ist es manchmal schwierig…
Wir sind inzwischen in Dunedin angekommen, und es herrschen Temperaturen wie bei Euch: heute morgen 9 Grad, dazu ein eisiger starker Wind. Es fällt schwer aufzustehen – aber das ist Abhärtung, jawoll! Da träumt man vom Frühstück im Freien, im sommerlichen Look, statt dessen habe ich mir heute morgen erst einmal alle warmen Klamotten aus der Kiste geholt, die ich mithabe, inklusive meiner Mütze!
Immerhin sind wir auf einem Campingplatz und können in die warme Küche – und haben vor allem heiße Duschen! Nun sitzen wir in einem gemütlichen Café in der Innenstadt, Bernd telefoniert mit Sven und ich möchte euch weiter auf dem Laufenden halten!
Wir erreichen am 4.12. also Oamaru, und schon bald, nachdem wir das Café verlassen haben, taucht die Sonne auf, inklusive viel blauem Himmel! Die Seele blüht auf! Wir stellen den Wagen auf einen Parkplatz, wo wir zeitlich nicht begrenzt sind und machen uns auf die Socken, laufen dorthin, wo die Pinguine abends kommen werden, machen tolle Aufnahmen vom Pazifik und freuen uns!
Anschließend gehen wir zum Auto zurück, fahren einkaufen und dann wieder ans Wasser, um ein schönes Picknick zu machen. Tisch und Stühle sind schnell aufgebaut, und wir müssen nur aufpassen, dass uns die Möwen nicht zu nahe kommen. Mehrere Spaziergänger sprechen uns an, geben uns noch Tipps, wo wir am Abend Pinguine sehen können. Ein Autofahrer hält an, kurbelt das Fenster runter und meint “it looks lovely!” Oh yes, er hat Recht! Es geht uns supergut!
Die Pinguine kommen allerdings erst bei Dunkelheit und so organisieren wir einen Campground, den gleichen, auf dem ich vor drei Jahren war. Die Pächterin informiert uns wieder darüber, dass auch meistens auf dem Platz Pinguine sind und die auch viel Krach machen – wir werden uns überraschen lassen.
Nachdem wir alles geklärt haben, wollen wir im Städtchen noch einen Kaffee zu uns nehmen – aber alle Cafés sind geschlossen – und es ist man gerade 17:00! Und nicht nur die Cafés, auch die Geschäfte schließen allmählich, andere Länder, andere Öffnungszeiten….
Wir kochen uns auf dem Platz einen Tee und lesen ein wenig, bevor wir dann die obligatorischen Nudeln aufsetzen.
Es ist noch zu hell, als wie auf die possierlichen Tierchen warten, aber wir haben Geduld. Die Stelle, an der letztes Mal recht viele kamen, wird dieses Mal nicht betreut, kein Ranger weit und breit. Die Pforte, durch die sie durch müssen, ist geschlossen und mit einem Netz gesichert. Sollen die Kleinen hier nicht auf die Straße? Wissen die das? Werden hier gar keine kommen?
Ein junger Mann aus Asien spricht mich an, ob hier welche zu sehen seien und ich erzähle ihm von meine Erfahrungen. Er löchert mich, als ob ich hier täglich stehen würde. Immerhin kann ich ihn motivieren, seiner Gruppe mitzuteilen, dass sie sich ruhig verhalten sollen und auf keinen Fall mit Blitzlicht fotografieren dürfen. Und plötzlich sind sie da, wenige, aber sie kommen! Aus einem Loch, das man nicht mal sehen konnte. Und sie warte, watscheln ein wenig hin und her, erst zwei, dann vier, dort ein fünfter, was watschelt da noch am Wasser?
Es wird immer dunkler, bald kann man nichts mehr sehen. Wir machen uns auf den Weg zum Bett – und entdecken gleich m Ufer, an dem Bernd meinte, hier könne ja keiner mehr sein, einen, der von der Straßenlaterne angeleuchtet wird und in Foto-Pose steht! Was für ein Glück.
Direkt am Platz stehen auch ein paar Leute, die uns zurück halten, weil gerade ein kleiner Pinguin über die Straße laufen möchte- was für ein Erlebnis!
Erfüllt gehen wir auf den Platz, und dort hören wir sie – die Jungen rufen nach ihren Eltern und anders herum. Laut, fordernd. Einen können wir in der Dunkelheit noch ausmachen, die anderen hören wir, und das die ganze Nacht!
Am nächsten Morgen (5. Dezember) regnet es, nein, es gießt. Es ist zum Glück nicht weit zu den sanitären Anlagen und zur Küche, trotzdem, muss doch nicht sein…
Weil wir gestern Abend eigentlich noch den weiteren Ablauf planen wollten, aber nicht dazu kamen, halten wir nach dem Aus-checken im Café von gestern und breiten die Karte aus, um uns mal einen Überblick zu verschaffen, was wir sehen und erleben wollen und wann wir wo sein wollen.
Zunächst geht es heute zu den Moeraki Bouldern, die wir aber wegen des langen Schlafen bei Flut sehen werden- attraktiv sind sie nur bei Ebbe – und dann sehen wir weiter.
Die Küstenstraße ist wunderschön und die der Himmel lässt immer mal wieder die Sonne durch! Der grüne Pazifik auf der einen Seite, die seichten Berge, nein Hügel, auf der anderen, von denen man einfach nur runterkullern möchte, es ist wunderschön. Und Bernd fährt…. Ich genieße!
Und wirklich, die Steine stehen noch ziemlich doll im Wasser, es ist sogar auflaufend. Wir machen ein paar Bilder, passen auf, dass wir nicht wegrutschen, es ist unglaublich glitschig – und für mich eindeutig zu kalt, um meine Schuhe auszuziehen. Die Wellen kommen näher, doch da ich auf jeden Fall die Pinguine hier sehen möchte, können wir am Abend noch einmal wiederkommen, dann bei abkaufendem Wasser.
Das Wetter ist weiterhin wechselhaft, immer mal wieder gibt es Schauer, dann kommt wieder der blaue Himmel durch. Ich weiß nicht so recht, wie wir den Tag gestalten wollen, also machen wir erst einmal einen Gang, der uns an der Küste den Berg hinauf führt – zum Teil so glitschig, dass ich fürchte, gleich wieder runter zu rutschen. Der Boden ist lehmig und haftet sich an den Schuhen fest. Und das bergauf, ich sehe mich schon bäuchlings wieder runtergleiten. Aber wir kommen beide oben an und die Aussicht ist sehr schön! Oben endet der Weg dann an einem Denkmal an der Straße. Uns ist klar, dass wir auf keinen Fall den gleichen Weg zurückgehen können, ohne sauber zu bleiben, also suchen wir nach einem weg, am liebsten durch die Häuser durch nach unten, wo unser Auto steht.
Oben am Ende des Weges
Aber nichts zu wollen – die Straße, die Google anzeigt, auf der wir ganz deutlich stehen, gibt es real nicht. DA hilft kein Suchen, kein noch mal gucken, kein „das kann doch nicht sein“ – wir müssen den langen Bogen in Kauf nehmen. „Die Fish and Chips“ unten haben wir uns verdient!
Die nette Frau an der Theke erklärt uns, wann und wo wir am besten die Gelbaugenpinguine sehen können – natürlich wieder bei Sonnenuntergang, aber vielleicht sind auch schon jetzt einige da, meinst sie.
Wir fahren zum Leuchtturm, und anders als vor drei Jahren gibt es jetzt nur noch einen Weg. Der direkt zu den offenen Beobachtungspunkten führt und nicht einen zum Unterstand, von dem man eh nichts sah. Die Tiere sind weiträumig eingezäunt, so dass sie sich gut verstecken können und die Touristen ferngehalten werden. Dass wir zwischendurch klitschnass werden, uns die Hände von dem harten kalten Regen weh tun, tut der Begeisterung keinen Abbruch! Nicht nur dicke Seelöwen sehen wir, Pinguine zeigen sich in ihrer vollen Schönheit, und wir haben unser Fernglas dabei, mit dem wir noch weitere entdecken können! Eine Silbermöwenkolonie brütet direkt neben dem Weg, eine Schar von Mantelmöwen (sehr große Möwen!) direkt daneben! Das Geschrei ist spektakulär und klasse!
Auf der Wiese liegen ein paar Robben – oder sind es Seebären? Keine Ahnung – und dösen vor sich hin. Wir sind vorsichtig, aber sie lassen sich ohne Probleme ablichten!
Total erfüllt machen wir uns wieder auf den Rückweg, fahren noch einmal zu den Steinen, die nun viel mehr von sich preisgeben. Es hat sich gelohnt – alles!
Unser angepeilter nächster Campingplatz befindet sich auf dem Weg nach Dunedin, er soll schön und kostenlos sein. ES ist allerdings klar, dass unser Benzin nicht mehr dahin reichen wird, die Anzeige steht schon sehr weit unten. Es gibt aber noch ein kleines Städtchen zwischendurch, und eine Tankstelle wird auch bei Google angezeigt – doch google weiß leider nicht, dass dort der Sprit alle war. „No more petrol“ . Kann nicht sein, da muss es doch noch eine Tankstelle geben. Nein, der Ort ist wirklich klein. Wir fragen an der Tankstelle nach, ob der Besitzer eine Idee hat – und wirklich , er weist uns zu zwei Tanksäulen in der Nebenstraße, bei denen man mit Karte tanken kann. Wir tanken nur wenig, weil wir lieber das hochwertigere Benzin sonst nehmen und das gibt es hier nicht, und fahren direkt weiter nach Dunedin. Die kostenlosen Campingplätze liegen nun hinter uns und es ist spät geworden, also mieten wir uns auf einem netten, offiziellen ein – mit heißer Dusche und netter Küche – siehe Anfang!
Inzwischen sitze ich in der Bibliothek, wir haben uns nach dem oben erwähnten Kaffee ein wenig in der Stadt umgesehen und machen hier nun die nächste Pause. Chillen ist angesagt! Weiter geht’s also morgen!
Habt einen schönen Nikolaustag!
6. Dezember: Weiterhin in Dunedin
Ausschlafen, frühstücken, ab in die Stadt – dort ist es zunächst schwierig, einen Parkplatz zu finden, also halten wir für den ersten Kaffee auf einem Supermarkt-Parkplatz. Wir sind sicherlich nicht die ersten und einzigen, die so etwas ausnutzen wollen, denn überall stehen Schilder, die darauf hinweisen, dass 90 Minuten erlaubt sind und das nur für den Einkauf.
90 Min. sollten erst einmal reichen, das Café ist fast gegenüber. Bernd möchte mit Sven telefonieren, ich schreiben, und so vergeht die Zeit viel zu schnell. Damit wir uns weiterhin Ruhe lassen können, wandere ich zum Parkplatz, um den Wagen umzuparken und sehe schon zwei Ordnungshüter, die Striche an die Reifen malen, um dann nach einer Zeit zu kontrollieren, ob der Wagen sich bewegt hat. Unser Van ist auch schon markiert und ich freue mich tierisch, ihnen ein Schnippchen schlagen zu können. Fröhlich steige ich ein, schnalle mich an, will steuern – und da ist kein Steuerrad. Ich sitze auf der falschen Seite …. Also umgesetzt und das Auto auf einen anderen Platz gestellt, 50m vom alten entfernt, die Markierung mit dem Fuß noch weggewischt und schon haben wir wieder Zeit, hurra. In NZ gibt es keine Parkscheiben, durch die Markierungen wissen die Politessen ob man die Zeit überschritten hat.
Wir besichtigen noch ein wenig die Innenstadt, parken aber den Wagen doch noch lieber um. Zwei Schilder stehen nebeneinander: P 5 und Parken Max. 1 Stunde 2$. Wir interpretieren das so, dass man 5 min kostenlos stehen darf und ansonsten zahlen muss. Wir zahlen und gehen besten Gewissens in die Bibliothek. Wie erstaunt wir sind, als bei der Rückkehr ein Ticket an der Scheibe klebt, könnt ihr euch vorstellen. Eine Frau klärt uns auf, dass P5 für die ersten beiden Plätze gilt – auf dem einen stehen wir…. Bezahlen kann man im Bürgerbüro, 5 Minuten von uns entfernt, also machen wir uns auf den Weg. Da wir bei der Registrierung die Adresse unserer Christchurcher Freunde angegeben haben, möchten wir nicht, dass ein Brief bei denen landet. Allerdings nehmen wir uns vor, uns unaufgeklärt zu stellen, vielleicht hat der oder die Mitarbeiterin ein Einsehen und storniert das Ticket. Immerhin haben wir ja bezahlt!
Die Frau am Schalter ist unglaublich nett und es tut ihr wahnsinnig leid! Dass wir so etwas in Dunedin erleben müssen! Als sie erfährt, woher wir kommen und was wir hier machen, erkundigt sie sich begeistert nach unserer Reise und das weitere Vorgehen, zeigt uns sofort ein Foto ihres Elternhauses in der Nähe von Queenstown- total einsam und wunderschön, Wie so viele auch hier im Land ist sie angetan davon, dass wir uns so eine Auszeit in ihrer Heimat gönnen.
Da das Ticket bereits im System ist, kann sie leider nichts machen, einzig könnten wir schriftlich Einspruch einlegen. Natürlich bezahlen wir lieber die ungerechnet 9€. So ein nettes, allerdings teures Gespräch erheitert trotzdem unser Gemüt.
Für den Nachmittag haben wir nach so viel Ausruhen eine Fahrt zur Halbinsel unter Dunedin geplant. Es ist zwar nicht mehr ganz früh, aber es ist ja auch lange hell. Ich hoffe sehr, einen oder mehrere Albatrosse zu sehen. Letztes Mal bin ich nicht in den Genuss gekommen, und eine Führung war mir zu teuer. Ich weiß den Preis nicht mehr – aber 30$ würde ich heute dafür ausgeben. Das fände ich zwar viel, aber trotzdem, ich möchte einen Albatros sehen!
Zunächst aber begeben wir uns auf die kostenlosen Aussichtspunkte, sehen Unmengen an Brütenden Möwen und Kormoranen. Erst denke ich, einen Albatros fliegen zu sehen, aber dann stellt sich heraus, dass es ein Löffler ist, das finde ich allerdings auch toll, auch wenn ich den auch in Deutschland sehen könnte.
Im Albatros-Zentrum erfahren wir, dass eine Führung pro Person 53$ kosten soll, das ist mir immer noch zu teuer. Garantiert drei Nester, vorher ½ Stunde Vortrag, ob die Vögel fliegen, können sie natürlich nicht sagen. Nein, sehe ich ein, aber das Geld können wir besser anlegen. So trinken wir in dem wunderschönen verglasten Café einen Cappuccino und freuen uns tierisch, als wir drei/vier mal einen dieser großen Vögel draußen fliegen sehen! Und auch als wir losfahren wollen, zeigen sie sich noch einmal in ihrer Schönheit! Was für ein großartiger Ausflug!
7. Dezember: Hinein in die Catlins
Ich hab schlecht geschlafen in dieser Nacht, irgendwie wusste ich nicht, wie ich liegen sollte. Manchmal vermisse ich ja doch mein großes Bett. So lassen wir auch diesen Tag, der endlich wieder Sonne bereithält, langsam angehen. Wir fahren zunächst zur Universität in der Stadt, die erste in Neuseeland. Sie ist in ihrem viktorianischen Stil sehr beeindruckend, unglaublich gepflegt und einladend. Man sieht allerdings auch, dass die Studiengebühren sehr hoch sein müssen….
Gerade werden einige Studenten eingekleidet, sie stehen vor der geologischen Fakultät Schlange und kommen mit Plastikbeuteln heraus, in denen ihre Robe und der Hut drin ist – die Tüten sind alle durchsichtig, wir haben uns nicht den Inhalt zeigen lassen!
Bei schönster Sonne sitzen wir auf einen Balkon einer kleineren Kantine, genießen einen Ihr weißt schon was und erfahren, dass es kein öffentliches Wifi gibt, sondern nur das der Uni. Bernd braucht dringend einen Internetzugang, da er einen Untermieter-Vertrag von Sven durchlesen möchte. Was sind wir erstaunt, als unsere Geräte selbständig ins Netz gehen- mit dem Code unserer Kinder. Dass wir in deren Universitäten im Netz waren, haben die Computer sich gemerkt, das verwunderten nicht. Aber dass offenbar dieser Zugang international ist, hat uns doch vom Hocker gehauen. So fühlten wir uns zur Abwechslung mal in Dunedin wie Studenten….
Nun verlassen wir aber endgültig die Stadt und machen uns auf den Weg in die Catlins. Die wunderschöne Scenic-Route führt meist an der Küste entlang, es ist traumhaft. Sanfte Berge auf der einen Seite, das grüne Meer auf der anderen. Und Bernd fährt…. Ich biete ihm an, ihn abzulösen, meine es aber nicht wirklich ernst.
Unser ersten Ziel ist der Nugget-Point – ein Leuchtturm, um den herum viele „Nuggets“, Felsen, im Meer stehen. Wunderschön, und das bei Sonne! Dazu weiße flauschige Wolken…
Letztes Mal bin ich nicht mehr hergefahren, die Straße war eng und Schotter – heute ist sie ausgebaut und wunderbar befahrbar. Wie schön, dass wir es probiert haben, erst wollte ich ihn wieder auslassen…
Nicht nur die Natur hier ist faszinierend – dazu kommen, wir haben ja Fernglas dabei, dutzende Seelöwen, die unten auf den Felsen ruhen oder ihren Stolz präsentieren. Mütter säugen ihre Jungen und helfen ihnen aus der „Badewanne“ – einem Wasserloch auf dem Felsen. Kormorane brüten an steilen Felsen – nun weiß ich auch, warum die so große Füße haben!
Die Zeit ist vorangeschritten und wir müssen nach einem Schlafplatz Ausschau halten. Nach der wunderbaren Dusche heute morgen reicht natürlich ein Naturplatz, den wir auf der App wählen. Eine fiese Schotterstraße führt über 7 lange km hin, man hat Angst, das Auto bricht einem auseinander. Noch 3, noch 2,5 , noch 1 km, endlich sind wir da, erwarten, die einzigen zu sein, statt dessen stehen da bestimmt 20 andere Camper – große, kleine, Zelte. Wir suchen uns ein Grasstück, auf dem wir halbwegs gerade stehen, Blick aufs Meer und besuchen den Strand, bevor wir unser Essen zubereiten. Nachdem wir gestern Brot mit Spiegelei hatten, sind heute aber mal wieder Nudeln mit… dran!
8. Dezember
Abgesehen davon, das ich nachts immer wieder zu Bernd gerutscht bin, weil das Auto schief steht, schlafe ich gut und bin Morgens ausgeruht. Es hat in der Nacht geregnet, doch nun ist es trocken und wir fahren ohne Frühstück erst einmal los. Dabei gibt es gleich das Handicap, dass wir den Tisch vergessen haben, den wir nachts unterm Auto lagern – nun ist er ein wenig eingedellt… immerhin ist nur ein Reifen drüber gefahren…
Der Tag ist bisher bestimmt durch ein wenig fahren, Standspaziergang, wieder ein bisschen fahren, Chillen beim Picknick-machen und ein Gang zu den MacLead Falls – wunderschöne Wasserfälle.
Eigentlich war durchgängig Regen angesagt, aber das Wetter hält sich viel besser als gedacht. Unser nächstes Ziel ist die Curio Bay, in der ich letztes Mal Delfine und Pinguine gesehen habe, hoffentlich klappt es auch heute. Noch aber sitzen wir in einem Café draußen, die Vögel zwitschern und überall durftet es nach spätem Frühling – und von drinnen schallt „Silent night, Holy night!“ nach draußen. Irgendwie komisch, passt nicht so richtig zusammen. Es durftet nach Geburtstag (ich habe im Mai!), weil überall der Ginster blüht – und das erinnert mich an Geburtstag! Ob ich jetzt schon wieder ein Jahr älter werden möchte, sei mal dahin gestellt, aber Geschenke? Da fiele mir schon so einiges ein.
In den Catlins – ich hatte es verdrängt – gibt es kein Wifi und keinen Empfang. Da hat sich in den drei Jahren nichts geändert. Ich kann nicht sagen, dass es mir total fehlt, wahrscheinlich auch nicht so sehr, weil ich dieses Mal nicht alleine bin und dementsprechend nicht so angewiesen, mich meinen Lieben mitzuteilen. Dass ich aber meinen Blog nun nicht reinstellen kann und heute Vormittag nur Text und keine Bilder, ist schon komisch. In diesem Café gäbe es Wifi, aber so immens teuer, dass es einfach noch warte.
Nach dieser Pause geht es zur Curio Bay. Dort habe ich beim letzten Mal Pinguine gesehen und hoffe es nun auch wieder! Damals ging eine Straße zu den Delphinen und eine andere zu den versteinerten Baumstämmen und den Pinguinen. Heute gibt es ein Infozentrum in der Mitte, von da aus gehen die Wege zu einem Ausguck sowie einen weiteren hinunter zum Strand.
Wir haben Glück, denn es ist Ebbe. Bereits vom Ausguck sehen wir zwei der goldigen Geschöpfe unten stehen, später können wir sie unten noch weiter beobachten. Die Wartezeit, bis sie erneut auftauchen, verbringen wir mit einem Gespräch mit einem jung vermählten Paar, er aus Frankreich, sie aus Kanada, beide lebend in New York. Wieder einmal ist es doch klasse, wenn man sich auf Englisch unterhalten kann.
6 km vor der Bay erinnerte ich einen kostenlosen Stellplatz für „self-contained“ Vans. Wir haben zwar den Aufkleber, aber ja kein Klo an Bord, was nur auf dem Papier wichtig ist. Die öffentlichen Toiletten sind wunderbar und ich glaube kaum, dass da einer sein Autoklo benutzt. Aber so sind die Vorschriften. Egal, wir vertrauen auf das Schild und dass uns keiner heute abend kontrollieren wird, machen noch einen kleinen Gang, essen ein paar Brote im Auto und gehen dann ins Bett. Es ist doch immer wieder unglaublich gemütlich, sich einzukuscheln, wenn es draußen kalt und windig ist!
Anschließend einen Cappuccino im „Sandfly“, danach ein wenig chillen in der library, dann eine Spaziergang durch den Ort.
Etwas Bewegung muss ja doch sein. In einer Apotheke besorge ich mir Chemie gegen den Husten und hoffe nun, allmählich Herr der Viren zu werden! Erst nach einem weiteren Kaffee machen wir uns auf den Weg Richtung Milford Sound. Die Strecke könnte bei Sonne so schön sein… die Wolken hängen tief und lassen die Berge wie angeschnitten aussehen.
Etwa 30 km vor dem morgigen Ziel fahren wir auf den Zeltplatz, der vom hiesigen Naturschutzbund betrieben wird – so wie die anderen ca. 10, die auf dieser 120 km langen Strecke liegen. Es sind schon ein paar Wagen da, sogar einige Zelte, und im Laufe des frühen Abends mehrt es sich ordentlich. Ungefähr 140 nummerierte Stellplätze gibt es hier, heißt, die 136 habe ich noch gesehen, weiß aber nicht ob es die letzten waren. Wir können unvorstellbar, wie es in den Ferien nach Weihnachten hier sein wird.
Inzwischen regnet es so stark, dass wir es uns auf unseren Sitzen gemütlich machen und lesen. Es entspannt mich ordentlich. Als endlich nach ca. 1 Stunde weniger Wasser vom Himmel plätschert, gehen wir eine Runde über den Platz und bereiten danach eine warme Mahlzeit zu. Dicht am Auto ist ein Unterstand mit der Möglichkeit, seinen Kocher aufzubauen sowie zwei große Tischen mit Bänken. Katzen und Hunde fallen vom Himmel während wir essen – aber wen stört es, wenn es doch beim Abräumen bereits wesentlich weniger ist?
Das Bett ist auch schnell gebaut und Bernd liegt nun schon hinten drin, während ich noch schnell meine Einträge mache und die Fotos vorbereite. Wie haben wir es doch gut, dass wir so trocken und ohne zu viel Aufwand schlafen können!
12. Dezember 2018: So ein schöner Tag!
Als erstes: Es lebe die Chemie! Die Viren sind schon mal ein wenig verschreckt und haben auch nicht soviel Müll zurückgelassen – auf Hochdeutsch, es geht mir am Morgen gleich ne Ecke besser? Ob es daran liegt, dass es wirklich hilft oder ich nur daran glaube – wurschtpiepschnurzegal; Hauptsache, es hilft!
Um halb sieben klingelte der Wecker, wir wollen ja früh am Milford Sound sein! Noch ist alles grau, aber egal, wir werden ja sehen, ob WetterOnline von gestern nciht doch recht behält! Und schon auf der Fahrt klart es langsam aber sicher immer weiter auf, die Sonne kommt durch, die Bergspitzen, mit Schnee bedeckt, gucken hervor. So schön! Der Tunnel ist immer noch eng und auch nicht heller geworden, aber was macht mir das noch aus?? Nichts, gar nichts!
Kurz vor acht wandern wir zum Hafen und kaufen ein Kombinationsticket: Fahrt durch den Milford-Sound, inkl. Frühstück sowie ein Besuch im Unterwasser-Zentrum. Da war ich letztes Mal nicht und ich bin gespannt.
Das Frühstück ist so lala, die Fahrt hingegen herrlich. Ich hatte schon wieder vergessen, wie randlos die Aussichten vom Meer auf die Berge sind. Die Wasserfälle, an die wir manchmal ganz dicht heranfahren, die Seehunde- und wir sehen sogar einen Pinguin. Und das alles bei blauem Himmel mit weißen Wolken, die in diesem Fall das Panorama bereichern. Der Milford-Sound mündet ins tasmanische Meer und dort drehen wir um. Wir haben laut dem Kapitän Glück- es ist heute ruhige See, und wirklich geht es nicht zu doll hoch und runter, ansonsten soll dieses Meer das wildeste der Welt sein. 2000 Kilometer sind es von hier bis nach Australien!
Auf der Rückfahrt werden dann diejenigen, die noch den Besuch im Unterwasser-Zentrum gebucht haben, an einem Steg herausgelassen. Das nächste Schiff wird unwiederbringlich einsammeln. Wir sind nur eine kleine Gruppe, die von mehreren jungen Männern begrüßt werden. Einer hält einen kurzen interessanten Vortrag vom Bau dieser Anlage sowie den Arten, die wir sehen werden. Leider habe ich nicht alles verstanden, später aber mir an den Stellwänden noch ein wenig durchlesen können.
Dann geht es auf 60 Stufen eine Wendeltreppe hinunter in 10 Meter Tiefe. Dort erwartet und ein Rondell, Fenster an Fenster mit Blick nach draußen ins Meer. Ich bin beeindruckt und könnte noch Stunden einfach gucken und warten, welche Fische oder anderes Getier vorbei schwimmen. Ich beneide den Typen, dass er täglich so oft hier unten sein darf. Er meint darauf, dass er manchmal sogar seine Pause hier verbringe, weil er hier abschalten kann. Es ist meditativ.
Auch hier muss ich feststellen, dass ich mich vor wenigen Jahren noch sehr schwer damit getan hätte, mich hier im tiefen Meer aufzuhalten. Als ich das Bernd sage, meint er nur, dass er den gleichen Gedanken gehabt habe, als wir herunter gingen!
Das nächste Schiff sammelt uns wieder ein und ein paar Wasserfälle und Seehunde später sind wir wieder am Hafen. In Ruhe schlendern wir zum Café, ich flirte bei meinem Cappuccino mit zwei taiwanischen Kindern vom Nebentisch und muss feststellen, dass man beim Spaß mit Kindern keine Sprache braucht. Die Mutter übersetzt zwar hin und wieder, ansonsten reden die beiden ihr Kaudawelsch und ich meines. Als es mir zu unruhig wird, aktiviere ich meine Mickey Maus an meiner Apple-watch, die beim Fingerdruck in piepsiger Stimme erzählt, wie spät es ist. Und schon sind sie beiden ganz fasziniert und ruhig.
Wir verlassen den Milford-Sound, machen einen kurzen Gang in die „Chasm“- hier sehen wir Felsformationen, die der Bachlauf über Jahrtausende oder mehr in verschiedenen Rundungen ausgehöhlt hat.
Der Weg ist nicht lang, und als wir zwei Busse ankommen sehen, beeilen wir uns. Doch wie immer gucken wir zu lange und eine Meute fotografierender Touristen erreicht uns. Vorbei ist es mit der Ruhe und wir gehen ein wenig schneller wieder zum Auto.
Da es noch nicht sehr spät ist, gerade mal Mittag, begeben wir uns auf unsere erste Wanderung hier. Der Weg zum „Key-Summit“ soll hin und zurück insgesamt drei Stunden dauern, nciht zu anstrengend sein und wunderschöne Ausblicke bieten. Alles stimmt! Für mich und meine Muskeln reicht dieser Anstrengungsgrad absolut – nicht zu schwer aber ich komme aus der Puste. Wir gehen durch eine wunderschöne Baumlandschaft, angereichert mit Moosen, Blumen, Gräsern, kleinen Bächen und superschönen Blicken ins Umland, sprich auf die Berge. Oben angekommen startet dann ein halbstündiger Rundgang durch verschiedene Vegetationen. Dieser Aufstieg hat sich wirklich wieder gelohnt. Und ich bin froh, als wir wieder unten sind. So schön es war, meine Füße freuen sich, die Wanderschuhe zu verlassen, der Rest darüber, zu sitzen. Runtustik hat 9 km gezählt, ich bin stolz und zufrieden.
Wir überlegen, wie wir nun weitermachen, es ist früher Abend. Zunächst einmal geht es zurück nach Te Anau, dort muss Bernd dringend eine Mail beantworten, die er erwartet und außerdem können wir eine Kleinigkeit essen.
13. Dezember: Eine gute Tat am Morgen
So kann der Tag beginnen: mit einem schönen Frühstück, vorher einer heißen Dusche (ja, das ist schon was Schönes, wenn es nicht mehr selbstverständlich ist!), und dann eine Fahrt in die Bibliothek, weil Bernd Internet braucht und das auf dem Campingplatz offenbar nicht funktionierte. Hätte ich den Router gesehen, hätte ich ihm einfach einmal den Strom geklaut…
Wir parken auf einem öffentlichen Platz vor einem Sportplatz einer Schule. Am Tor steht ein 6 jährige Mädchen und weint. Ich gehe zu ihm und frage was denn los sei. Es mag nicht alleine gehen! Ich weiß allerdings nicht wohin, weil ich sie nicht so ganz verstehe- ich Deutsche, sie Kind, neuseeländischer Slang und weinend – und soo süß! Sie erzählt – ich frage nach. Dann kommt eine Frau aus ihrem Auto und sagt ihr noch mal ganz lieb, dass sie den Weg kennt und sie doch den kleinen Bruder abliefern muss – und fährt weg. Ach, die Kleine berührt mein Herz an der Stelle, wo ich früher selbst Angst hatte – alleine irgendwo hinzugehen, die anderen sind schon da und überhaupt. Ich gehe erneut zu ihr und frage sie, wenn die den Weg doch kennt, ob es ihr hilft, wenn ich sie begleite und sie mir das zeigt. Sie nickt. Gemeinsam wandern wir los, und ich erzähle ihr, dass sie langsam sprechen muss, weil ich eine Touristin sei. Sie heißt Sascha und heute ist der letzte Schultag. Danach gibt es Ferien. Manchmal geht sie hier lang und ich könne da gehen, dann schiebt sie mich weiter, damit ich den richtigen Weg finde. Ich sage ihr noch, dass es mich ja ganz gut sei, dass sie geweint habe, sonst hätte ich nie die Möglichkeit gehabt, eine neuseeländische Schule von innen zu sehen.
Vor ihrem Klassenraum sehe ich, dass alle Kinder schon auf dem Fußboden im Kreis sitzen. Zwei Mädels kommen an die Tür, freuen sich über die Kleine und erzählen ganz aufgeregt, dass sie eine Zuckerstange bekommen hätten. Fein, ich wünsche ihr noch einen tollen Tag und schöne Ferien und gehe beschwingt.
Der Tag gestern verläuft unspektakulär. Das Wetter ist meistens sonnig, wir sitzen draußen und gönnen uns viel Ruhe.
Irgendwann machen wir noch einen Spaziergang am Keppler-Track, an dem gleich zu Beginn eine große lange Hängebrücke ist, die Bernd unbedingt sehen und laufen wollte. Der Weg führt durch einen richtigen schönen Regenwald, viele Farne, helles Grün, viele Bäume, außer dem wunderbar angelegten Weg ist alles so schön naturbelassen. Eine Stunde, dann sind wir wieder am Auto.
Mein Körper ruft nach einer Dusche, fleht mich an, und ich gebe nach! Eine kleine kriminelle Energie in mir flüstert mir zu, einfach zu Fuß auf den Campingplatz zu gehen und zu duschen. Ich weiß ja, wo alles ist… Da wir heute aber weiterfahren und dann nicht wissen, wo wir übernachten werden und da aber spätestens eine Dusche angesagt ist, checken wir ganz legal ein.
Zwei Nächte waren wir weg gewesen – und schon hat sich etwas geändert: in der MÄNNER- Dusche steht ein großes Schild mit „STOP – Duschen nur für Angemeldete, Duschen sei sonst Diebstahl und wird geahndet mit…“ ups…
Bei den Frauen steht das nicht! Völlig ungerecht, meinte Bernd! Er wäre nämlich auf die „Fremd-Duschen“-Idee nicht gekommen….
Wir gehen noch ins Städtchen, weil Bernd gerne ein englisches Buch hätte. Er kauft sich einen Harry-Potter Band und ich ein Mädchen-Jugendbuch, das mich anspricht. Ich bin gespannt.
Den Abend lassen wir mit Lesen und Geräte-Aufladen ausklingen!
14. Dezember 2018
Erst mittags machen wir uns weiter auf den Weg von Te Anau nach Arrowtown. Die Strecke ist gar nicht so weit, aber es sind halt nicht Autobahnen, sondern Landstraßen, sie sich hin- und herwinden. Die Landschaft ist wunderschön, lange faren wir an einem See entlang. Immer wieder müssen wir links ranfahren, um Bilder zu machen!
Schulausflug
Puzzle für alle in der Bibliothek
Was mir auch auffällt: bei meiner letzten Reise haben mit die Heerscharen an Schafen gefehlt, für die dieses Land doch so bekannt ist. Statt dessen gab es Unmengen an Rinderherden und die Mitteilung, dass NZ sehr, sehr weit unten in der Klimabilanz steht – wegen der Rinder. Entweder haben die Farmer ordentlich Zuschläge erhalten, um wieder auf Schafe „umzusatteln“ oder sie haben ihre Rinder versteckt und die Schafe wieder hervorgeholt. Es ist jedenfalls so, wie man sich die Südinsel vorstellt – riesige Schafweiden, Unmengen an Tieren, mal enger, mal mit viel Platz. Und heute können wir durch Zufall – und dank dessen, dass ich am Steuer saß, Bernd hätte sich nicht angehalten, beobachten, wie eine große Herde über die Straße auf die andere Seite getrieben wurde, mit Hilfe von sieben Hunden. Ich bewundere es immer wieder, wie die Hunde sich „absprechen“ und ihre Positionen übernehmen, um die Herde dahin zu treiben, wo sie hin soll.
Ans Linksfahren haben wir uns nun auch gewöhnt. Zuerst war es besonders schwierig, beim Rechts-Abbiegen wieder auf die linke Seite zu fahren und zweimal sind wir bei zum Glück wenig Verkehr denen entgegen gefahren. Doch langsam wird es normal, und die Scheibenwischer gehen beim Blinken auch nicht mehr an – nicht mehr so oft jedenfalls. Dass ich beim Überqueren der Straße erst nach rechts gucken muss, ist allmählich antrainiert – aber volles Vertrauen hab ich nicht, dass nicht doch einer von links kommt:-) .
Vor drei Jahren bin ich genauso gefahren – erst nach Queenstown, dann schnell weiter nach Arrowtown. Genau machen wir es heute. Bernd meinte, wenn wir schon so dicht an der Outdoor-Aktivitätsstadt sind, dann wollen wir sie doch auch einmal sehen… schnell, ganz schnell verschwinden wir wieder. Voll, Touristisch, ein Outdoor-Laden mit teuren Klamotten neben einem Booking-Center, wo man alles zu hörenden Preisen buchen kann. Ich tue der Stadt bestimmt Unrecht und man kann dort viel Spaß haben – aber das ist so gar nicht mein Ding. An allen Enden wird gebaut, ein Nobel-Hotel neben dem anderen, die Einkaufsstraße zudem voller Verkehr… Tja, wir sind gar nicht ausgestiegen, sondern haben Eis für unseren Kühlschrank gekauft und sind weiter.
In Arrowtown ist es wesentlich ruhiger und die Atmosphäre in etwa wie vor drei Jahren. Ich möchte nicht weiter, sondern hier auf dem Campingplatz bleiben, auch wenn heute wieder „self-contained“ angesagt wäre. Der einzig kostenlose wäre ein Parkplatz 15 km entfernt, dazu habe ich heute keine Lust.
So wandern wir erst mal durch dies derzeit nicht verschlafene Städtchen, bewundern eine Christmas-Aufführung im Freien mit einem Frauenchor und vielen Kindern, die etwas aufführen. Übrigens „schneit“ spaßend zu ihren Liedern – Pappeln verstreuen ihre Samen überall und wenn man es nicht besser wüsste, glaubte man dass es schneit.
Auf der Fahrt
Weitere Fahrt
„Schnee“
In Wahrheit Samen von Pappeln
Weihnachts-Party
Anschließend suchen wir den Schlafplatz auf, essen einen leckeren Salat, für den wir heute morgen noch eingekauft haben und Brot, und machen uns anschließend noch einmal zu Fuß in die „City“. Dort sitzen wir nun in einer Kneipe, mit recht lauter Musik, gleich sogar live, und WLAN!
15. Dezember 2018
Hier gebe ich Euch nun erst einmal einen kleinen Überblick, wo wir uns aufhalten und bewegen:
Falls Ihr übrigens die Kommentarfunktion nicht findet, und so gerne etwas schreiben möchtet – je nach Ansicht ist die Möglichkeit da. Ich hab noch nicht ausfindig gemacht, wie ich die an die Seite bekomme, also dass sie immer da ist… Also wenn Ihr sie sucht, klickt auf die Überschrift des Beitrages, dann habt ihr den einzelnen Beitrag und unten dann auch die Kommentarfunktion.
Weiter geht‘s:
Die Kneipe, in der wir dann gestern Abend waren, war recht bis sehr laut, und Bernd war glücklich, ich auch, als ich dann die letzten Bilder reingestellt hatte und wir wieder auf den ruhigen Zeltplatz konnten. Außerdem war es auch nicht nur die Musik – Neuseeland hat zwar keine gefährlichen Tiere, aber es hat die Sandflies! Und die wurden im Laufe des Abends immer mehr und immer aktiver. Gut, sie sind nicht tödlich, man stirbt höchstens mental an ihnen – Vampire, die mit ihren 2-3mm Größe und ihr stubenfliegenartiges Aussehen, harmlos wirken und viel gemeiner sind als Mücken! Die hört man jedenfalls!
Sandflies kommen in Scharen oder einzeln, sie, d.h. Die Damen, beißen und saugen das Blut und hinterlassen juckende gemeine Pickel. Und sie sind überall! Positiv: sie stechen nicht durch die Kleidung! Negativ: sie sind immer und überall…
Heute morgen dann bekam Bernd die Mitteilung, dass er heute Abend einen Telefontermin hat. Er wird seit einiger Zeit in seiner Funktion als selbständiger Berater immer wieder mal angefordert und kann das ja gut auch von hier machen. Zwar ist es nicht ganz einfach mit den Terminen – es geht eigentlich nur am Abend bei uns, nicht weil wir sonst etwas vorhätten, sondern weil die wenigsten so lange im Büro sein möchten und wir nicht schon in der Nacht aufstehen wollen. Der Zeitunterschied beträgt nun mal exakt 12 Stunden nach Deutschland – zu unseren Kindern in Monteal 18 – da muss man wieder rechnen…
Somit ist es klar, dass wir heute bis Wanaka fahren und dann auch wieder einen Campingplatz aufsuchen werden, Denn Bernd braucht ja WLAN.
Die Fahrt ist nicht lang und wunderschön! Wir nehmen eine Route, die über die Berge führt und immer wieder neue Ausblicke bietet.
Auf dem Campingplatz gibt es unbegrenzt Wifi, er liegt am Rande des Städtchens und ist supersympathisch. Wir machen eine Törtchen-Pause, und ich schmeiße alles, was ich an Negativem über Zucker weiß, in die hinterste Ecke des Gehirns und genieße! Beim Einkauf noch die Zutatenlisten der Müslis auf den Zuckergehalt untersucht und verglichen – und dann das:
Baiser, Himbeeren, Sahne
–> aufschneiden
und fertig sind die Törtchen
Außer chillen, ausruhen, lesen, essen (zur Abwechslung mal Nudeln mit selbstgekochter Bolognese!) und dann noch mal einkaufen fahren passiert heute nichts mehr. Morgen werden wir auf jeden Fall auch noch hier bleiben und dann mal sehen!
Habt einen schönen dritten Advent!
16. Dezember 2018
Den Vormittag verleben wir mal wieder sehr ruhig. Es ist Sonntag, und ich erinnere eigentlich, dass ich mich da in Städten immer recht verloren fühlte. Hier in Wanaka merkt man vom Sonntag gar nichts, außer dass Banken und wahrscheinlich ähnliche Institutionen geschlossen haben. Alle Läden haben geöffnet – okay, das sind wir auch in Worpswede gewöhnt – aber dass die Müllabfuhr arbeitet, das erstaunt mich dann doch. Wir schlendern zunächst durch das Städtchen, ich erzähle von vielen Erinnerungen – hier habe ich das und dort dies, und so weiter. Nach einem ersten Cappuccino machen wir dann einen Spaziergang am See. Einige baden, manche fahren Kanu oder SUP (=Stand Up Paddleling), mehrere lassen sich rösten. Die Sonne sticht, obwohl es nur 25 Grad sind. Ich konnte dem Sonnenbaden zwar noch nie etwas abgewinnen, aber dass ELtern ihre Kinder fast bis zur Unkennlichkeit vermummen und schützen, sich selbst aber mit der knappesten Bekleidung bräunen, geht einfach nicht in meinen Kopf. Meinen die, gegen Hautkrebs immun zu sein? uns fällt es am eigenen Körper auf, dass die Sonne hier stärker ist als bei uns und wir nicht nur schneller bräunen sondern auch röten…
Blick auf den SeeDer Weg ist gesäumt von Ereignissen in jedemJahr – wenn sie nichts wußten, blieben die Steine leer…
Egal, jeder ist seines Hautkrebses Schmied und es ist nicht überlaufen und dementsprechend nicht totales Geschrei, einfach gemütlich. Nur – ich bin innerlich unruhig und nicht gut drauf. Weiß nicht, was ich möchte, mir ist zu heiß, und überhaupt. Alle wissen was sie wollen, nur ich nicht, alle dürfen bis 12:00 weg gehen,….
Sind es die Wechseljahre? Ich tippe eher auf Wechseltage – jeden Tag bin ich anders drauf, und das kann schon dimensional sein.
Wir beschließen, eine kleine Wanderung zu machen. Da gibt es einen kleinen Hausberge, der tolle Aussichten verspricht und nur 1,5 Stunden dauern soll. Der WEg wir als netter Spaziergang beschrieben. Eigentlich genau das Richtige, eigentlich…
Schon nach 10 Minuten hab ich das Gefühl, ich kann nicht mehr, mein Puls rast, die Steigungen sind ordentlich und die Sonne brennt. Man sollte vielleicht nicht gerade in der Hauptsonnenzeit wandern gehen, schattengebende Bäume gibt es nämlich auch nur sehr vereinzelt. Mich frustet das – ich wäre doch so gerne cool, locker und überhaupt. Könnte auch übersetzt heißen – umtrainierte sportlich sein, mit einem Lächeln im Gesicht und unverschwitzt kurz mal rauf auf den Berg und sich freuen. Irgendwie neigte ich schon immer dazu, unrealistisch zu werden, wenn ich nicht gut drauf bin, besonders wenn es um meine eigenen Ansprüche geht. Zum Glück habe ich meinen Realismus in Form meines Mannes mit, der mich sehr liebevoll auf den Boden der Tatsachen bringt. Statt des Lächelns heule ich, ich habe, meerverbunden wie ich bin, sehr nahe am Wasser gebaut, unverschwitzt kann man meinen hochroten Kopf auch nicht nennen. Mein Kreislauf spielt auch verrückt, mir ist übel und ich gehe zähneknirschend auf Bernds Vorschlag ein, doch lieber umzukehren. Das sollte dich besser für den Anfang reichen, wir waren halt noch nicht viel wandern und sollten es langsam angehen lassen. Wir sind doch nicht im Trainingslager, sondern im Urlaub… Habe ich schon mal erwähnt, dass ich den welt-nettesten Mann geheiratet habe? Auf dem Rückweg fällt mir ein, dass ich auch der letzten Reise hier für mich lernen musste, dass ich ruhig auch mal aufgeben darf und nicht alles schaffen muss. Aufgeben nicht als Schwäche zusehen, nicht als Versagt haben, das fällt mir schwer. Den Blick darauf richten, was ich schon alles geschafft habe und nicht darauf, was noch nicht. Immer wieder, ich werde sicherlich noch mehrere Situationen dafür brauchen, es zu lernen.
Trotzdem schöne Ausblicke
So sind wir nach 45 Minuten wieder unten, glücklich, ich jedenfalls, fahren noch einkaufen und gehen dann wieder auf den Campground, um ausgiebig zu duschen und dann zu chillen.
Abends machen wir noch einen kleinen Spaziergang an den See- die Abendatmosphäre ist superschön!
Wie wir die nächsten Tage weitermachen wollen, versuchen wir zu planen, aber anhand der Wettervorhersage ist es schwer. Morgen wird vorerst der letzte schöne Tag sein, danach wird es hier schauern, im angepeilten Mount Cook Village wohl dauer-regnen. Und wenn man den tollen Berg dann doch nicht sieht, lohnt sich die 220 km lange Fahrt, die wir auch komplett zurück müssen, nicht so richtig. Wir könnten natürlich morgen den tag nutzen um hinzufahren, aber bei Sonne wieder so vielem Auto sitzen? Auch nicht prickelnd . Wir vertagen das Thema und verlegen die Entscheidung auf morgen früh…
17. Dezember:
Wechseltage – sag ich doch! Heute geht es mir wieder super! Ich bin gleich beim Aufwachen froher Dinge und weiß: dieser Tag gehört mir! Das Aufstehen fällt leicht, und da ich gestern Abend geduscht habe, fällt das auch flach. Ich bereite unser Müsli zu und wir genießen die ersten Sonnenstrahlen, naja, nicht ganz die ersten, es ist kurz nach acht. Wie gehen wir nun heute vor?Die erste Entscheidung ist schnell gefallen – wir wollen bei dem tollen Wetter nicht im Auto sitzen, sondern uns bewegen. Ich wäre glatt bereit für eine große Wanderung., aber eine mittelgroße täte es auch- wahrscheinlich sogar besser.
Aber als erstes halten wir in der Stadt vor einem Outdoor/Hunting/Fishing Geschäft, in dem wir gestern schon waren und Bernd Hüte anprobierte . Erkannte sich aber noch nicht entscheiden, doch nach der Sonnenwanderung gestern und dem Wetter heute möchte er einen mitnehmen. Wir denken, das geht ja schnell und die 30 min für den Parkplatz reichen locker. Aber Entscheidungsfreudigkeit gehört nicht zu unseren besten Familienfähigkeiten. Hut für Hut – wieder von vor – Fotos machen – vergleichen – noch mal – Fotos in die FamilienApp gestellt und um Meinungen gebeten – mit Björn diskutiert – und endlich entschieden!
Nicht zu glauben! Dass Hut kaufen so schwierig ist…. Wir haben bereits einen Strich am Autoreifen, die Ordnungshüter gehen also wieder einmal rum.
Am Ortausgang habe ich gestern ein Informationszentrum gesehen, das speziell für den Nationalpark Mt. Aspiring da ist. Hier lassen wir uns beraten. DIe Frau ist super nett und versteht genau, was wir möchten: eine unkomplizierte Wanderung, ca. 3 Stunden und nicht zuu anstrangend. Sie schlägt uns den Diamond-Lake-Walk vor und das, was sie dazu erzählt, hört sich mach genau dem an, was wir suchen. Perfekt. Wir begeben uns per Auto zu dem 25 min entfernten Parkplatz, schultern den Rucksack,d.h. Bernd schultert, Sonnencreme überall, wo die Haut nackt ist, Wanderstöcke, und wir sind aufbruchfertig.
Der Weg ist wunderschön. Nicht zu steil, jedenfalls erst einmal nicht, dann geht es an dem schönen kleinen See entlang und von dort aus nach oben. 245 Treppenstufen führen uns zunächst zu einem Aussichtspunkt über dem See. Bevor wir uns dem See nähern, denke ich noch, wie blöd, schade und sonst was ich es finde, dass ausgerechnet heute Baumarbeiten anstehen, die Kettensäge ist tierisch laut. Und sie ist nicht nur laut – sie ist insbesondere tierisch in Form von Fröschen.So laute Frösche habe ich in der Tat noch nie gehört! Wir können sie leider nicht sehen, aber würde mich total interessieren, wie groß diese Krachmacher sind. Nach eine Fotopause und einem kleinen Austausch mit einem Kölner Alpenverein geht es weiter.
Diamant Lake
Mt. Aspiring
Wanaka-Lake
Nun geht es anstrengender weiter nach oben, aber da es nicht so heiß ist und außerdem Wind aufgekommen ist, ist es mit kleinen Pausen gut machbar. Trotzdem bin ich froh, dass wir uns für diesen Weg entschieden haben und nicht für den erst ausgeguckten, der ca. 8 Stunden gedauert hätte, Wir wollen es ja nciht übertreiben, schon gar, wo meine Nerven noch immer wunderbar sind….
Von oben sind es traumhafte Aussichten über den Wanaka-See und den Inseln, die drin liegen. Dieses Blau, dazu die grünen Berge und Felder, einfach traumhaft. nur der unglaubliche Wind hier oben stört, wir können kaum die Kamera ruhig halten.
Der Rückweg ist zwar für die Oberschenkel und die Knie anstrengend, aber ansonsten kein Vergleich zum Aufstieg. Es läuft sich fast von alleine. Nur manche Abstiege sind höher,so dass wir besser die Hände zur Hilfe nehmen.
Der Campingplatz, auf dem wir gleich eine weitere Nacht gebucht haben, liegt auf dem Weg zum verdienten Cappuccino, also springen wir erst einmal unter die Dusche.
Im Patagonia, eigentlich in erster Linie ein Eissalon mit riesigen Kugeln, sitzen wir schön draußen, lesen bzw. schreiben. Wunderbar!
Kurz noch einkaufen, dann gehts zurück auf dem Campground, wir wollen zeitig kochen, bevor die Küche zu voll ist. Heute gibt es – oh Wunder – Nudeln, aber mit einer Hähnchenbrust-Gemüsepfanne. Lecker!
Bevor wir aber Essen machen, kümmern wir uns noch um unseren Wagen: auf diesem Platz gibt es extra einen Einstellplatz, an dem man das Auto waschen kann – immerhin ist es gerade von den traveled roads- und eine führt hier direkt zum Mt. Aspiring, über 35 km lang, angesagt. So nutzen wir auch die Chance – saugen ihn aus und wienern ihn – und unser Van ist blitzeblank!
Zu guter Letzt des Tages, also bevor bzw. währenddessen ich hier schreibe, habe ich meinem Mann noch die Haare geschnitten, auch das muss ja mal bei einem solch langen Urlaub sein. Manche Alltagsdinge laufen weiter…
Wir befinden uns am Mount Cook – und man sieht nichts! Dichte Wolken vernebeln das Blickfeld – und die Aussichten sind bis übermorgen auch in keiner Weise besser – im Gegenteil: ab heute Nacht soll es noch stärker „Cats and dogs“ regnen. Die Frage ist nur, was wir hier einen Tag machen sollen, ohne zu wandern – so viel Kaffee kann man doch nun auch nicht trinken. Und wir haben zwar gute Bücher – aber den ganzen Tag? Nun ja, derzeit sitzen wir hier und überlegen….
Heute morgen sind wir in Wanaka aufgebrochen, mit einem guten Gefühl! Nu is genug hier, nu geiht dat wider! Klar kannten wir die Vorhersagen – allein, uns fehlte der Glaube….
Die erste Etappe geht bis Omarama (dieses Wort merke ich mir über die Eselsbrücke: Oma macht ein Rama-Frühstück), das so klein ist, dass alle Häuser, sprich 4 Cafés, 2 Tankstellen, 2 Touristenlädchen und ein Einkaufsladen in eine kleine Straße passen. Wir suchen uns das gemütlichste Café aus und sind ziemlich überrascht, dass der Preis für den Cappuccino teurer als sonst wo ist – wahrscheinlich haben sie sich hier abgesprochen… Egal, wir genießen ihn draußen, lesen dabei ein wenig und fahren dann weiter. Es geht über Twizel, ein weiteres kleines Städtchen, in dem wir einen weiteren Kaffee zu uns nehmen und einen Mini-Rundgang machen, zum Mt. Cook. Die Strasse führt zunächst am Pukaki-See entlang, und das Wetter hält sich.
Allerdings sieht man, wie in der Ferne die Wolken tiefer hängen und man kann den Regen bereits vermuten. Und wirklich, kaum haben wir den See und die ersten Kilometer der darauf folgenden steppen-ähnlichen Landschaft hinter uns, beginnt es zu gießen und hört auch nicht wieder auf. Und so schreibe ich die ersten Zeilen in diesem netten Café im Mt. Cook-Village, in dem wir uns nun Gedanken machen, wie wir weiter vorgehen.
Meine erste Überlegung, auf dem DOC-Campground hier zu bleiben und den morgigen Tag abwarten, zerschlägt sich, als ich die Wettervorhersage genauer ansehe. Und so übernehme ich Bernds Vorschlag, bis Twizel zurückzufahren, dort auf einem kostenlosen Platz zu nächtigen und den Tag morgen dort zu gestalten.
Die Rückfahrt ist recht unterhaltsam – wir holen meinen eigens für diese Reise gekauften Lautsprecher heraus und hören Hirschhausens „Liebesbeweise“. Ganz unser Humor!
Der Regen hört dann auch bald auf und wir können noch schöne See-Bilder, teilweise mit einem Regenbogen machen.
Der kostenlose Platz erweist sich als eine große Picknick-Area dicht bei Twizel, in der Mitte ein kleiner Teich, auf dem sich die Fahrzeuge großzügig verteilen können. Also nicht auf dem Teich….
Die Toilette ist ein Plumpsklo, aber eines der besseren Sorte. Es ist schon erstaunlich, welche Unterschiede es bei diesen einfachen „Stillen Örtchen“ gibt. Sauber sind sie alle, wie ausnahmslos die öffentlichen Toiletten, im Geruch hingegen….. dieses gehört zu den Angenehmen, soweit es angenehm sein kann….
Wir drehen noch eine Runde über den Platz und machen uns bald Schlaf-fertig.
Die Nacht ist ruhig und entspannend, so fahren wir gut gelaunt wieder ins Städtchen und frühstücken in dem gleichen gemütlichen Café, in dem wir gestern saßen. Der Himmel ist bewölkt, aber noch ist es trocken. So entscheiden wir uns für einen kleinen Gang am See dicht bei. Irgendwie müssen wir den Tag rum bekommen, ohne dass wir uns nerven lassen. Wir lesen viel, teils im Auto, teils im Café, machen noch einen Gang im Regen und müssen feststellen, dass unsere Wanderschuhe trotz gutem Einfetten Wasser durchlassen. Mist. Bernd ist bald leicht genervt und kehrt wieder um, ich laufe noch ein Stückchen weiter, genieße die Natur und drehe um, als ich keinen weiteren Weg mehr finde. Irgendwie komisch: seit nun drei Wochen sind wir unterwegs und es sind die ersten Momente, die ich alleine bin. Ich nehme es einfach nur wahr, nicht mehr, nicht weniger. Wahrscheinlich, weil wir oft nebeneinander ganz unterschiedliche Dinge machen, habe ich nicht das Gefühl, dass wir uns auf der Pelle hocken.
Ich bin recht nass, als ich wieder am Auto bin. Meine Jacke heißt wahrscheinlich H2O, weil sie Wasser durchlässt… wir haben aber ja alles dabei und können in einem Supermarkt Fett für die Schuhe kaufen. Und ich greife noch ein paar dicke Socken ab.
Das Abendessen findet recht abenteuerlich vorne im Auto statt: Bernd schmiert hinterm Steuerrad Brote, auf meinen in einer Wolldecke gehüllten Beine steht ein Teller mit geschnittenen Tomaten, die Weinflasche zu Bernds Füßen. Es ist halt Urlaub….
Morgen früh werden wir den Himmel ansehen und Wetter online zur Hilfe nehmen und dann entscheiden. Ob es wirklich Sinn macht, zum Mt. Cook zu fahren. Wenn man eh nichts sieht….
Ansonsten geht’s zurück über Wanaka an die Westküste. Aber das ist morgen! Gleich geht’s wieder auf den kostenlosen Campground, und vorher noch an die Wifi-Box, den Blog reinstellen.
20. Dezember: Mount Cook
Sandflys überall, lästige Viecher. Aus dem Grunde sitze ich jetzt auch schon im Auto anstatt schön davor. Warm genug wäre es, aber mich jetzt noch wieder komplett einzuölen, dazu habe ich keine Lust.
Es ist bewölkt, aber trocken, als wir aufwachen. Kleine Sonnenstrahlen versuchen schon durchzukommen, also heißt es zurück zum Mt. Cook. Ohne zu frühstücken fahren wir los, und der Himmel klart weiter auf. Es ist so schön und läßt hoffen, dass wir etwas sehen werden. Wir haben und die gleiche Wanderung rausgesucht, die ich schon gemacht habe. 3 Stunden retour, das ist ein schöner Gang.
Unser Café im Village, in dem wir uns eigentlich mit einem Cappuccino wandertauglich machen wollen, hat leider noch geschlossen, also machen wir uns am Visitor Center etwas frisch, erkundigen uns gleich noch, ob der Weg begehbar ist und frühstücken eine Kleinigkeit am Auto. Dann den Rucksack geschultert und auf geht’s.
Der Weg ist leicht zu gehen, zwar relativ voll, und bietet wunderschöne Ausblicke.
Gleich anfangs zeigt sich ein hoher Berg in seiner schneebedeckten Schönheit- bald darauf ist er auch schon wieder in dunklen Wolken verschwunden.
Über drei lange Hängebrücken geht es, eigentlich müssten sie Schwingbrücken heißen. Mir bringen sie unglaublich Spaß, andere kommen mit viel Mühe darüber. Ich fühle mit ihnen – wenn die wüßten, wie gut ich sie verstehe! Allerdings steigen die bestimmt locker in ein Flugzeug… so hat jeder sein Päckchen bzw. Paket…
Nach genau 1,5 Stunden sind wir am Hooker Valley Lake angekommen, der See am Ende des Gletschers. Richtig schön ist er nicht, das Wasser sieht schlammig aus, und es schwimmen leider auch keine Eisbrocken drin wie beschrieben und wie Inches auch gesehen habe, schade. Trotzdem, der Gang ist wunderschön, die Pflanzenwelt beeindruckend und überall singen Vögel.
Fast 12 km zeigt meine brav mitzählende Uhr an, nun haben wir uns einen Kaffee verdient, und wir wollen ihn hier im Mt.Cook Village zu uns nehmen. Jetzt haben sie zwar geöffnet – aber es findet sich kein freier Parkplatz in einer Reichweite, in der wir nicht gleich wieder eine Wanderung machen müssen. Pah, dann nicht, wir klemmen uns hinters Steuer und fahren die erste Strecke zurück – nach Twizel in unser Lieblingscafé! Wir haben nachgerechnet, dass wir mindestens vier mal hier waren. Einen leckeren Scone (Hefeteilchen mit Butter), je zwei Cappuccini (richtiger Plural??) und 2l Wasser später machen wir uns dann auf die nächste Etappe unserer Weiterfahrt. Wanaka ist das Ziel, dort werden wir tanken und ein wenig einkaufen, ein Abendbrot-Picknick machen und anschließend sehen, wie weit wir noch an die Westküste schaffen.
Wir sind glücklich, als wir meine derzeitige Lieblingsstadt erreicht haben, stellen uns nach dem Tanken an den See und picknicken, richtig schön! Der Himmel ist aufgerissen, das Wasser tiefblau, einige schwimmen , manche spazieren.
Ich überlege kurz, ob wir nicht doch noch die Nacht dort verbringen sollen, aber das Wetter und das Abendlicht sind so schön- und somit wird die erste Strecke zur Westküste ein Traum. Ich erinnere mich gut an diese Strecke vor drei Jahren: da bin ich die auch bis in den Abend gefahren und konnte so viel Schönheit kaum aushalten. Damals wollte ich auf jeden Fall bis Wanaka kommen, weil ich dort Netz- Empfang hatte und meine ganze gesammelte Freude einfach teilen musste. Daher bin ich auch an diesem Campingplatz, auf dem wir jetzt stehen, vorbei gefahren- kein Empfang weit und breit. Dabei liegt er traumhaft- direkt am Lake Wanaka, ein Doc-Campground, also keine Duschen, dafür günstig. Es ist fast Vollmond, der See ruhig und idyllisch, die Vögel singen ihre Abendlieder- geht es schöner? Ja- ohne Sandflys…. Denn inzwischen haben wir die Autotüren wieder geöffnet, es ist einfach noch zu warm sonst hier drinnen und hauen ständig um uns. Diese kleinen Biester hört man nämlich nicht, anders als Mücken, sondern merkt sie erst, wenn sie sich auf die Haut setzen oder schon zubeißen….
die Fahrt…
21. Dezember:
Um halb sieben waren so viele Sadflys durch die kleine offene Fensterluke, die dafür sorgt, dass wir nicht gänzlich nachts ersticken, gekommen, dass die Nacht zu Ende war. Schön, so sind wir zumindest früh unterwegs – aber ich bin echt noch müde. Ich habe sowieso nicht so gut geschlafen, aber dass es nicht regnet und sogar manchmal die Sonne herauskommt, muntert mich auf. Wieder machen wir uns ohne Frühstück auf den Weg und erreichen bald den kurzen Track zu den „Blue Pools“. Die hatte ich beim letzten Mal nicht gesehen und bin glücklich, dass es heute klappen wird. Und sie sind wirklich wunderschön!
Der Gang dorthin ist mit 15 min moderat und die Farben des Wassers erfreuen das Herz! Das beste ist wieder eine lange Schwingbrücke, die man so richtig in Wallung bringen kann! Hurra!
Anschließend gibt es noch zwei recht kurze Gänge zu jeweils einem schönen Wasserfall, dann fahren wir durch bis Haarst, wo es den ersten Kaffee gibt. Nun befinden wir uns also an der Westküste. Nach einer kurzen Absprache mit dem Reiseführer entscheiden wir, die 50 km einfache Fahrt an die südlichste bewohnte Stelle auf uns zu nehmen, die als „unglaublich bezaubernd“ beschrieben wird.
Okay, sie ist wirklich schön, anfangs zumindest, nachher wird’s dann auch langsam langweilig. Im Nachhinein sind wir später auf ebensolchen Strassen gefahren, die zwar etwas befahrener sind, aber auch nicht zu viel.
Jackson Bay
Fischrestaurant
Schöner Spaziergang am Ship Creek
Beeindruckend ist allerdings ein Gespräch mit einem Fischer, bei dem zunächst das Auffälligste ist, dass vorne alle oberen Schneidezähne fehlen, dabei ist er noch gar nicht sooo alt. Er repariert seine Reusen und wir kommen ins Gespräch. Dabei fragt Bernd ihn, wieviele Leute denn hier in der Jackson Bay wohnen – und er antwortet „2“, ihn mitgezählt! Klar Touristen kommen immer mal wieder, es gäbe da auch Ferienhäuser, aber fest wohnen hier eben nur zwei. Zum Einkaufen fahre er alle drei Wochen nach Wanaka (das sind mindestens 2 Stunden Fahrt, dazu noch über einen Pass!!) weil er dort nur frische Sachen bekommt! Was für ein Leben, für mich unvorstellbar! In einer kleinen Art Bauwagen kann man Fisch essen – doch wir möchten weder Zeit noch Geld investieren, sondern lieber wieder weiterfahren. Ob sich die 100 km gelohnt haben? Eigentlich nicht, aber zu erfahren, dass es dort ein Leben mit zwei Einwohnern gibt, wo sich laut Stelltafeln vor langer Zeit 400 Menschen unterschiedlichster Nationen angesiedelt hatten, weil sie viel von der Fischerei erhofften, es aber mit den ganzen schweren Bedingungen nicht aushielten, beeindruckt mich. Auf der Rückfahrt habe ich dann gelesen, einmal reicht es, diese „bezaubernde“ Strasse zu sehen.
Bis wir am Fox-Glacier landen, nehmen wir noch ein paar besondere Aussichtspunkte mit, machen einen kleinen Strandspaziergang und checken dann endlich auf einem guten Campingplatz ein. Auf dem gleichen wie vor 3 Jahren!
Nach drei duschfreien Tagen fühlt man sich nach der heissen Brause wie neugeboren, und kochen können wir hier auch unkompliziert. Wie schnell doch Nudeln mit Olivenöl, Knoblauch und Tomaten neben einem Salat mit Schafskäse zu Luxus erster Klasse werden! Dazu gibt es einen Schluck Rotwein – fast wie Weihnachten!
Nun muss ich nur noch schnelleres Internet finden, um dieses auch in den Blog zu bekommen, das hier auf dem Gelände ist so langsam, dass es die Seite gar nicht erst lädt….
22. Dezember
Fox-Glacier
Es ist sonnig mit einigen Wolken, die natürlich ausgerechnet die hohen Berge verhängen, aber so what – es ist sonnig! Hurra!
Wir lassen es ruhig angehen, duschen erneut (es ist doch bedauerlich, dass man nicht Duschen sozusagen speichern kann, also 5 mal duschen, dann braucht man 10 Tage nicht mehr…) und frühstücken in Ruhe. Das Auto räumen wir auch mal auf, es fliegt schon wieder so einiges rum, das wir nicht brauchen. Dann geht es zum Fox-Glacier, dem zweiten bekannten Gletscher. Der erste ist der Franz-Josef, den wir dann anschließend besuchen werden.
Schon unterwegs werden an Tafeln angezeigt, wie weit der Gletscher wann reichte. 1750 – 1935 – 1998 – und immer noch sind wir mit dem Auto unterwegs. In den letzten 30 Jahren hat er sich dann noch mal ordentlich zurückgezogen. Mir scheint, als hat sich auch sonst viel verändert. Vor drei Jahren ging der Weg durch das Tal, heute haben sie einen neuen an der Seite aufgeschüttet. Im Tal ist allerdings auch viel Wasser. Den Weg erinnere ich deshalb sehr gut, weil ihn zweimal laufen musste – als ich, schnackend mit einer netten Familie, fast am Auto angekommen war, fiel mir auf, dass ich den Rucksack oben gelassen hatte. Also Rückwärtsgang eingelegt und den weg erneut gelaufen.
Nur der letzte steile Anstieg ist der gleiche geblieben, einer, auf dem man wegen der Gefahr eines Steinschlages nicht stehen bleiben darf, und bei dem ich letztes Mal dachte, es ist mir ziemlich egal, voran ich sterbe – Stein- oder Herzschlag… Da ich heute weiß, dass nach dem Aufstieg der Aussichtspunkt kommt, kann ich ihn gelassen nehmen.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Natur verändert in so kurzer Zeit, welche Naturgewalten herrschen. Was Wasser so schaffen kann!
—— Eigentlich wollte ich es ja nicht hier im Blog schreiben (weil peinlich) -aber nun muss es sein. Auswirken uns über die Kraft des Wassers unterhalten, erinnert Bernd mich an einen Campground , einen ersten „self contained“, und ich weiß überhaupt nicht mehr von welchem er spricht. Von Wasser, das die Steine bewegt hat, wo wir uns wunderten, dass der Damm am nächsten Morgen noch da war – ich habe immer noch keine Ahnung. Dann meint Bernd: „Das war doch da, wo wir erst alleine waren, und dann noch Leute kamen – noch immer keine Ahnung – und zwar gerade, als Du hinterm Baum pinkeln warst und die dich gesehen haben“ Jepp, da wußte ich Bescheid, denn das war mir doch ziemlich unangenehm gewesen, und das erinnere sehr gut! Die ganze Zeit kam keiner, wir waren alleine und da hocke ich hinter’n Baum, trotzdem einsichtig und dann kommt das Wohnmobil um die Kurve…
Das zeigt doch mal wieder, wie Gefühle Erinnerungen beeinflussen und fördern. Was mir durchaus bewußt ist, denn die frühesten Erinnerungen meines Lebens habe ich an Situationen, in denen ich Angst hatte… Nun gut, Peinlichkeit ist also auch ein Erinnerungs-förderndes Gefühl. — —
Ich hab ich dann versucht, ähnliche Fotos von diesem Weg wie beim letzten Mal zu machen, um sie dann vergleichen zu können.
Der Gletscher ist gut zu sehen, der Berg nur teilweise. Und es ist kalt geworden, zum Glück habe ich eine Jacke dabei. Äußrem tröpfelt es zwischendurch immer wieder. Wir halten uns nicht sehr lange oben auf, machenFotos, ich bin außerdem glücklich, das Fernglas mitgenommen zu haben, so bekomme ich einen realeren Eindruck dieser beeindruckenden Szenerie.
Der Rückweg geht natürlich schneller, und so sind wir wieder am Auto.
Als nächstes ist der Lake Maddison an der Reihe, ein See, in dem sich bei guter Sicht der Mt. Cook und der Mt. Tasman spiegeln. Natürlich kann man heute nur davon träumen, also von den Spiegelungen, der nach wie vor liegen die Gipfel in den Wolken. Trotzdem ist der Rundweg wunderschön, immerhin ist es ansonsten sonnig. Der Weg dauert insgesamt fast 2 Stunden, mit wenig Steigungen und immer wieder schönen Aussichten auf den See. Immer wieder geht es vom See etwas weg und durch den Regenwald. Wenn man vom Weg abgehen wollte, bräuchte man eine Machete, es ist ansonsten kein Durchkommen. Und die Neuseeländer pflegen die Wanderwege, bauen Holzstege, wo es sonst zu nass zum Laufen wäre und diese Stege sind außerdem noch mit Metall überzogen, damit man nicht ausrutscht.
Spiegelung
Urwaldmann
Da wir vorher im angrenzenden Café unseren Cappuccino hatten, fahren wir nun weiter, es geht zum Franz Josef Village, und das auch noch mit den besten Wettervorhersagen die die nächsten Tage.
So erreichen wir diesen Ort am frühen Nachmittag, immerhin müssen wir nur knapp 25 km fahren. Hier ist es weitaus belebter, touristischer und sehr nett. Wir machen das Hostel ausfindig, in dem ich auch beim letzten mal übernachtet habe. Eines, das anbietet, in seinem Auto zu schlafen, aber alles von der Herberge mit zu benutzen! Dazu gehört eine heiße Suppe abends sowie ein Frühstück, Küche, Aufenthaltsraum usw. richtig klasse! Und obwohl vorn ein Schild „no vacancy“ steht, gibt es keine Probleme, weil wir ja in unserem Van schlafen.
Nach einem Einkauf machen wir uns eine Kleinigkeit im Hostel zu essen, lesen ein wenig und drehen dann eine Runde durch das Örtchen. Es ist schon schön, dieses Touri-Leben – überall sitzen die Menschen draußen, die Sonne scheint, die Berggipfel kommen langsam, aber sicher raus. Nicht weit entfernt von 2 Wifi-Boxen spricht uns ein Café an und wir genießen einen -klar- Cappuccino und teilen uns einen Schokoladenkuchen! Kann das Leben schön sein! Dabei stelle ich dann den letzten Blog ins Netz, endlich kann ich wieder von meiner Telefonkarte profitieren. Dieses Wifiboxen kann man nämlich nur nutzen, wenn man eben auch Kunde dieser Telefongesellschaft ist.
Ansonsten nutzen wir den Abend zum Lesen, schreiben, Den Vollmond bewundern und noch mal wieder chillen.
Ich habe längst beschlossen, noch eine weitere Nacht hier zu bleiben und das Wetter auszukosten!
23. Dezember: Franz-Josef-Glacier
Mir kommt beim Wandern der Gedanke, warum ich so gerne diesen Blog schreibe. Ja klar, einerseits schreibe ich für jeden einzelnen Leser/in! Es motiviert mich ungemein, immer wieder mal von einigen zu hören, dass sie die Berichte lesen und sich freuen, und schon schreibe ich noch lieber! Doch dazu kommt noch ein Punkt: ich werde meine Worte nicht los!
Bernd redet für einen Mann schon relativ viel – aber als meist einziger Gesprächspartner für eine Frau zu wenig, und für eine Silke viel zu wenig. Die, die mich kennen, wissen, was ich meine!
Als ich alleine unterwegs war, hab ich mich viel mit fremden Leuten unterhalten und – wenn das nicht reichte – Selbstgespräche im Auto geführt. Das mag ich nun nicht so wirklich tun, wenn Bernd daneben sitzt! Ich hab das glatt heute thematisiert, er ist manchmal einfach zu ruhig – und siehe da, es ergab sich ein schönes Gespräch, das von Urlaubsvorstellungen über zur (von mir gewünschten) Einführung einer Zuckersteuer bis hin zur Arten einer vielleicht funktionierenden Demokratie ging. Einmal kurz versuchen, die Weltprobleme zu lösen, geht dann doch nicht so, aber wir haben ja noch ein paar Wochen…
Wir bleiben wirklich noch eine Nacht hier. Das Frühstück ist eher dürftig – 3 Müslisorten (hört sich gut an, aber alles langweilige Zuckerbomben wie Conflakes und Reispoppies) sowie Toastbrot und Marmelade. Ich esse zwar Toast, aber wirklich glücklich bin ich damit nicht. Allerdings zu faul, mir vernünftige Müslizutaten aus dem Auto zu holen. Egal, macht nichts, für den günstigen Preis habe ich nun auch nichts Großes erwartet, sondern freue mich einfach, dass überhaupt etwas angeboten wird!
Wir fahren zunächst zum Gletscher, haben uns eine einfache Wanderung von 1.5 Stunden return ausgesucht. Es ist warm und wunderschön, ich mache superschönen Aufnahmen! Der Weg zurück ist dann etwas langatmig, wir haben das ja schon alles gesehen.
Da der Himmel weiterhin so schön ist, möchte Bernd gerne noch mal zum Fox-Glacier-Village fahren und dort an den Lake Maddison, Spiegelungen der Gipfel sehen. Aber kaum begeben wir uns auf den bergigen Weg dahin, schieben sich Wolken Dir die Berge – und wir drehen wieder um. Die Wahrscheinlichkeit, wieder nichts zusehen, ist zu groß und so drehen wir schnell wieder um und nutzen die Zeit, im Örtchen zu spazieren, zu chillen und früh zu kochen. Da wir heute wieder die gut ausgestattete Küche zur Verfügung haben, gibt es Fisch mit einer Gemüsemischung! (Ohne Nudeln…)
Am Abend sitzen wir in lustiger Runde zusammen – einem Pärchen aus Australien, einem aus England, eine Einzelreisende ausChina, wohnhaft in Auckland und ein Backpacker im Alter von Sven aus Deutschland. Wir wollen eigentlich UNO spielen, erzählen aber so viel und lustig, dass wir über das erste Spiel nicht herauskommen. Mit dem Deutschen hab ich noch ein sehr nettes Gespräch, denn er war mir als absoluter „Hänger“ aufgefallen, nur vor seinem Smartphone oder am essen, früh am Morgen, spät am Abend. Motherlike machte ich mir schon Gedanken, ob er vielleicht krank sei, alleine in der großen weiten Welt. Er hatte Glück, dass ich da noch nicht wußte, dass er meine Sprache spricht… und nun hatten wir so ein nettes Gespräch über Gott und die Welt, sprich sein Werdegang, seine Zukunftsplanungen, Politik (er kommt aus Leipzig) und so weiter. Er ist offen, durchdacht und hat Ansichten, die alles andere als oberflächlich sind. Und er erzählt viel, ein Kapitel könnte ich seiner Familiengeschichte widmen – aber ich genieße es, freue mich einfach immer, wenn junge Leute erzählen! Ich berichte ihm auch von meinem ersten Eindruck und er amüsiert sich.
Es ist ein toller Abend, absolut bereichernd!
Und heute ist „Heiligabend“, noch am Vormittag. Gleich nach dem Frühstück, das wir auch mit den neuen Bekannten eingenommen haben, begeben wir uns ins Café bei den Wifi-Boxen und trinkene einen Cappuccino, damit ich weiter meinen Blog vervollständigen kann. Es dudelt Weihnachtsmusik im Hintergrund – und ein wenig wehmütig werde ich ja doch. Ich darf nicht zu viel an die tolle Stimmung beim Glühweinstand an der Kirche denken, aber das werde ich bestimmt besonders morgen Vormittag! Da werde ich in Gedanken bei Euch allen sein! Besonders beim Krippenspiel, das wir so gerne in diesem Jahr gesehen hätten, wo doch unsere jüngsten Freundinnen, unsere geliebten Nachbarszwillinge mitspielen!
EUCH ALLEN FROHE WEIHNACHTEN!
24.Dezember
Ich bin richtig gerührt – so viele liebe Weihnachtswünsche, sei es über Mail, WhatsApp, Facebook usw. Die moderne, digitale Welt hat hier eindeutig hier Vorteile – dass man mit seinen lieben Verwandten, Freunden, Bekannten so in Kontakt bleiben kann! Gerade zu solchen für mich doch emotionalen Festen! DANKE!
Während wir den ersten Kaffee am ersten Weihnachtstag zu uns nehmen, sitzt Ihr noch mit Euren Lieben unterm Tannenbaum, mit einem Glas Wein und hoffentlich glücklich! Für ein paar Stunden die schlimmen Nachrichten aus der Welt innerlich ausschalten, den Moment genießen, dankbar sein für das, was wir haben – das wünsche ich allen!
Wir verlassen das Hostel mit einem weinenden Auge, es war so gemütlich dort. Besonders der letzte Abend, von dem ich ja schon geschrieben habe. Doch dasFranz-Josef-Village ist „abgefrühstückt“, genug an Touristen-Trubel, wir möchten nun auch wieder in ruhigere Gefilde! Einen letzten Cappuccino, um nochdasWifi zu nutzen, dann geht es weiter in Richtung Norden mit dem Ziel Hokitika, das Städtchen, in dem ich mich beim letzten Mal auch so wohl gefühlt habe!
Die Straße ist kurvig und bergig, wir kommen langsam voran, aber die Ausblicke sind wunderschön! Keine Wolke weit und breit, die Seen, an denen wir vorüber fahren, strahlen in einem tiefen Blau. Dazu das satte Grün der Pflanzen!
In Ross machen wir eine Pause – hier habe ich damals eine Wanderung im Regen gemacht. Ein nahezu ausgestorben wirkender Ort, der vom Goldrausch vor vielen, vielen Jahren lebt – ein kleines Museum, einen Mini-Einkaufsladen, eine kleine Kirche, und eine Bar/Café. Im Regen wirkte er total tot, heute nur noch fast. Die Sonne erweckt eben doch so einiges. Eigentlich halten wir nur, weil ich mit meinem jüngeren Sohn telefonieren möchte, dem es nicht so gut geht. Und hier haben wir zumindest Telefonnetz und einigermaßen funktionierende mobile Daten. Da Bernd noch für diesen Monat so viele hat und die bald verfallen, nutze ich es aus, wenn es schon kein Wifi gibt. Der Cappuccino und die „handmade“ Scones sind lecker und günstig und ich kann in Ruhe mit Sven erzählen.
Im Kaffee – es hört sich genauso an, wie es aussieht: alt aber gestimmt
Ich wehre mich dagegen, aber es zieht mich doch runter, dass es ihm gerade nicht gut geht und ich ihm nicht wirklich helfen kann. Normalerweise kann ich mich da freier von machen – aber dann ist es auch nicht Weihnachten. Dabei ist er nicht krank, und das ist doch auch schon was. Trotzdem, ich möchte, dass es meinen Kindern gut geht, dass sie glücklich sind. Na gut, welche Mutter möchte das nicht?
Im Endeffekt kann ich mich noch gut mit Björn austauschen dem es einen Tag vorher nicht gut ging, und der mir klar macht, dass es doch normal ist, dass man mal traurig ist und die Mutter nicht helfen, sondern nur zuhören kann. Ihm gehe es auch wieder besser und klar kümmert er sich um seinen Bruder, sie würden schon das Beste draus machen. Per Sprachnachricht kommen solche lieben Worte, ich kann kaum antworten, fange nämlich direkt an zu weinen. Aber auch damit kann er gut umgehen, alles kein Problem. Ich bin dankbar, wie toll meine Söhne mit Gefühlen umgehen können und wie offen wir über eben so etwas reden können. (Und ein bisschen sauer auf mich, dass ich immer noch höhere Ansprüche habe, aber auch da lerne ich hoffentlich immer weiter dazu!) Immer wieder kommen bei mir dann Ängste hoch, frei nach dem Motto „jetzt geht gar nichts mehr, jetzt sind sie IMMER traurig, und ich kann nichts machen, und wäre ich nicht so eine doofe Mutter gewesen, dann….. STOP!! Solchen Gedanken gebe ich nach Möglichkeit, d.h. wenn ich sie erkenne, keinen Raum mehr, ich weiß schließlich, dass sie keinerlei Berechtigung haben! Umso toller finde ich, dass Björn mich da runterholen kann, ich mich ruhiger fühle und weiß, dass sich alles zurecht läuft. (Ich weiß gar nicht, ob man das so im Deutschen sagt, auf Plattdeutsch ist mir das einfach so vertraut…) Und welch ein Glück, dass die beiden zusammen in Montreal sind!
Genug jetzt davon, ich bin wieder glücklich und wir sind inzwischen in Hokitika angekommen. Aufgrund der unglaublich guten Sicht können wir von hier den Mt. Cook sehen!
Da ja heute Heiligabend ist, machen wir noch einen Großeinkauf – morgen ist einer der drei Tage im Jahr, an denen die Supermärkte geschlossen haben. Am Abend wollen wir essen gehen, nicht zu spät, aber schön. wir gönnen uns noch eine schöne Auszeit am Meer, Bernd geht ein wenig durchs Wasser, ich lese.
Als wir uns dann gucken, welche Lokalitäten denn geöffnet haben, stellen wir fest, dass die Neuseeländer offenbar zumindest am Christman evening nicht lange unterwegs sind – die meisten schließen um 20:00, die anderen eine Stunde später. Hm, das passt ja nicht so richtig, es ist immerhin schon 19:00, und runterschlingen wollen wir das teuer bezahlte Essen dann doch nicht. Im Endeffekt setzten wir uns nicht in die Pizzaria, sondern nehmen eine „Takeaway“ und setzen uns mit ihr, einer Falsche Wein und für mich eine noch extra für Weihnachten gekaufte Falsche Cola Zero an den Strand. Beste Lösung, tolles Flair!
Inzwischen bekommen wir die Nachricht, dass es gleich gut passt, mit den Nachbarn zu skypen – die mit den 5 Kindern. Wir haben eh schon alles eingepackt und machen uns auf zu Wifi-Zelle und freuen uns total, als wir sie alle durcheinander wirbelnd auf dem Bildschirm sehen! Sie erzählen aufgeregt, können die Zeit bis zum Heiligen Abend kaum abwarten. Die kleinen sind immer wieder fasziniert dass wir da auf dem Smartphone erscheinen und winken und patschen drauf. Wir bekommen das Bild zu sehen, das die großen zwei für den Weihnachtsmann gemalt haben – sicherlich ein Bestechungsversuch, dass ihr größter Wunsch, ein „kackender“ Hund, von dem sie immer wieder seit Wochen schwärmen, erfüllt wird?
Bernd schlägt vor, nun auf den 10km entfernten Campingplatz zu fahren, ein DOC-Campground, damit wir das Bett noch im Hellen aufbauen können. Es ist halt doch immer etwas kompliziert – tagsüber haben wir die Matratze halbiert, damit wir an die Vorräte rankommen, außerdem Klamotten und alles mögliche auf dem Brett gelagert. Das muss dann erst einmal alles nach vorne gelegt, dann die Matratze ausgebreitet und das Bettzeug bettmäßig drapiert werden. Anschließend sind die Vordersitze dementsprechend belegt.
ich finde es aber zu schade, an einem so lauen Abend uns schon bettfertig zu machen, zu doll ist hier noch die Stimmung. Wir einigen uns darauf, das Bett hier zu richten, durchs Städtchen zu flanieren und vielleicht noch ein Bier zu trinken.
Nun erst sieht man überhaupt die weihnachtliche Beleuchtung.
Es ist noch nicht ganz dunkel, aber immerhin. Am Strand beobachten wir noch den Sonnenuntergang, der heute richtig kitschig ist, und begeben uns anschließend in die Kneipe. Dort haben sich inzwischen alle Weihnachtsmänner und -Frauen der Stadt versammelt, Durchschnittsalter 20 Jahre , Durchschnittspromille 2,5…- da kommen wir uns ja wie unserer eigenen Großeltern vor, und das auch noch nüchtern.
ich erinnere die Glühwürmchen-Höhle, die hier sehr dicht bei Hokitika ist, und wir machen uns auf den weg. Ich beschließe, alle Sachen auf dem Beifahrersitz zu belassen und fahre im Liegen mit. Es ist sehr gemütlich – und ich freue mich auf die längere Fahrt zur Schlafstätte!
Es sind bereits viele Autos an der Cave und wir stellen uns dazu. Eigentlich is ja keine echte Höhle, sondern eine sehr verwachsene Baumansammlug, die einfach wie eine Höhle aussieht. Und auf dem stockdunklem Weg gehen wir hinein, können kaum die Menschen sehen, die uns entgegen kommen. Und dann sie sie da – die bläulich leitenden Glühwürmchen, die eignetlich eine Art Mückenlarven sind. Wunderschön! Wie Ketten hängen sie von den Bäumen, auf ein Foto bekomme ich sie aber schwierig bis gar nicht. Es ist, als ob man in den Sternenhimmel guckt!
Als eine neue Schar Jugendlicher kommt, die immer wieder ihre Lichter anmachen, gehen wir, wir wollen uns diesen schönen Eindruck nicht kaputt machen lassen, außerdem haben wir lange genug in dieses Wunderwerk geguckt.
Gemüglich auf dem Bett ausgestreckt, lasse ich mich zum Campground kutschieren. Es ist nun komplett dunkel, als wir ankommen. Der Platz ist riesig, liegt an einem See und hat Toiletten und eienUnterstand mit Waschbecken. Sehr luxuriös ausgestattet. Mit der Kopflampe finden wir den kleinen Stand, an dem wir die Zettel zum Ausfüllen und die Tütchen zum Geld-reinstecken finden. DAnn noch auf Toilette, Zähne putzen, fertig!
Nachtvögel sind laut zu hören, direkt am Klohäuschen sitzt eine Eule im Baum, fotogen auf einem fast kahlen Ast! Ach was für ein schöner Anblick!
25. Dezember
Wir müssen aufstehen, weil es definitiv zu warm im Auto wird – wunderbar, dann kann das Wetter ja nur gut sein. Und so ist es natürlich auch. Unsere erste Überlegung, zurück nach Ross zu fahren, um dort zu frühstücken, lassen wir schnell wieder fallen, wir haben doch so gut eingekauft, und so bauen wir Tisch und Stühle auf und essen unser Müsli.
Außerdem wollen wir ja heute Vormittag mit den Kindern skypen, die dann Heiligabend – spätnachmittags haben. Abends wollen sie mit Freunden kochen und so konnten wir uns auf diesen Zeitraum einigen. Wir bekommen bald schon fragende SMS, wann wir denn jetzt genau telefonieren wollen – doch ab und zu kommen zwar SMS an aber wir können wegen fehlendem Netz nicht antworten. Also hetze ich Bernd auf die Straße, und schon können wir den Zeitpunkt festlegen, und 10 Minuten später haben wir in Hokitika Wifi, sitzen in der Sonne und klönen mit den Jungs, die es sich in einem Café gerade gemütlich gemacht haben. Wir stellen einen Temperaturunterschied von 35 Grad fest – bei denen sind minus 15, bei uns plus 20 Grad…
Wir haben nicht so lange Zeit, weil das Café in Montreal um 17:00 schließt, aber es reicht, um sich frohe Weihnachten zu wünschen und zu hören, dass es Björn wieder ganz gut geht und Sven noch nicht. Trotzdem – beide da gemeinsam zu sehen, mit ihnen zu reden, zu wissen, dass sie füreinander da sind, hat für mich etwas Beruhigendes.
Hokitika ist ziemlich ausgestorben. Da und dort ein paar wenige Touristen, das war’s. Die Geschäfte haben bis auf eine Galerie alle geschlossen, ein Café ist geöffnet. Das nehmen wir auch gleich für den ersten Cappuccino, und später noch einmal für einen weiteren inklusive Scone. Man sitzt schön und es ist entspannend. Den Rest des Vormittags verbringen wir am Strand, völlig fasziniert von der Kraft des Wassers, das in hohen Wellen an das Ufer schlägt. Und natürlich kommen die Gedanken, was ein Tsunami anrichten kann…
Das Café schließt wie sonst auch um 15:00. Ich werde in diesem Leben nicht mehr verstehen, wie ein Café, als solches benannt und beschrieben, dann zumacht, wenn man normalerweise Kaffee trinken möchte. Wann denn, wenn nicht um 15:00/16:00 – es sei denn man hat Urlaub und möchte es den ganzen Tag? Aber auf jeden Fall nachmittags?? Doch in Neuseeland ist bekanntlich vieles anders, und somit verlassen wir zur Kaffeezeit die Stadt und fahren zur Hokitika Gorge, die 30 km entfernt und wunderschön ist. Eine kleine Wanderung, wunderschönes Wasser – und nicht übervoll, weil ja die meisten Weihnachten in ihren Familien feiern. Manche sind sogar am Baden, das wäre mir allerdings viel zu kalt… Aber es herrscht eine tolle Stimmung!
Eigentlich wollen wir anschließend auf dem Campground chillen, lesen oder schreiben, und später kochen – doch der Wind macht uns einen Strich durch die Rechnung. Wir finden keinen windgeschützten Platz – und auf einen steifen Nacken haben wir keine Lust. Überhaupt ist es noch unklar, ob wir hier bleiben wollen. Ich war ja immer begeistert von den DOC-Plätzen, aber die haben die Preise so erhöht, dass es kaum einzusehen ist. 13$ pro Person, auf manchen guten offiziellen Plätzen zahlst du 5 $ mehr und hast Duschen, Kochmöglichkeiten, gute Toiletten usw. Vor drei Jahren zahlte ich 6 $ pro Person…
Wir gucken in die Camping-App und finden sehr nahe einen Campground mit super Bewertungen – und zahlen wirklich pro Person nur 4 $ mehr. Und so können wir nun noch schön drinnen sitzen, haben gekocht und einen leckeren Salat gemacht, frisch geduscht sind wir auch. Der Leiter des Platzes, ein etwas merkwürdiger älterer Mann, ist mit denen, die Lust haben, zu der Glühwürmchen-Höhle gefahren, ein Angebot, was er wohl jeden Abend macht. Es stand zumindest mit in den Bewertungen. Aber wir waren ja gestern dort gewesen und das reicht uns.
26- Dezember: So ein schöner Tag!
Wirklich wohl gefühlt haben wir uns auf dem Campingplatz nicht. Zu familiär, abgesehen davon, dass wir vor dem Betreten die Schuhe ausziehen müssen, das finde ich nicht so schlimm, aber dadurch musste ich aussieht barfuß zum Klo, und das finde ich eklig! Also hole ich mir beim nächsten Gang ins Badezimmer die Schuhe rein und fühle mich aber so, als ob ich etwas Verbotenes mache. Egal, wir haben abends schön gesessen und dann im Stockdunkeln gut geschlafen.
Und der Morgen fängt gut an:
Es geht damit los, dass ich vergesse, dass Bernd heute Geburtstag hat! Ich habe es ihm schon gestern Abend angekündigt, weil ich es vermutete. In eher wach als er, freue mich als kurz drauf auch die Augen öffnet und wünsche ihm einen guten Morgen. Wir schnacken einen Augenblick, dann nimmt e sein Handy und hat bereits eine Glückwunschmail von Björn. Mehr durch Zufall lese ich mit… wir lachen so, als ich ihm gratuliere. Das kommt davon, wenn Weihnachten quasi ausfällt, dann habe ich den Geburtstag meines Mannes auch nicht auf Reihe – er hat doch sonst nie im Sommer Geburtstag. Bevor der Rest der Camper die kleine Küche stürmt, stehen wir auf und frühstücken ganz in Ruhe. So sind wir dann früh unterwegs. Entgegen der Vorhersagen ist es wolkenverhangen, aber so etwas ändert sich ja schnell.
Zunächst fahren wir zur Wifi-Zelle. Bernd möchte noch etwas nachsehen und nutze die Zeit, einen langen Augenblick mit Sven zu telefonieren. Und lasse ihn dann gleich mit Bernd sprechen, nachdem ich ihm von meinem Fauxpas erzählt habe.
Eigentlich wollten wir gleich weiter Richtung Arthurs Pass, aber inzwischen ist ja schon ein wenig Zeit vergangen und die Sonne ist durchgekommen – Zeit für den ersten Geburtstags-Cappuccino! Im Café gegenüber machen wir es uns gemütlich, ich habe noch genügend Empfang und kann den Blog hineinstellen, Bernd liest.
Anschließend sagen wir Hokitika Adé und fahren gen Norden. Um Ziel sind es 80 km, die wir vorwiegend fahren, weil wir sicher sind, dort Keas zu sehen. Das sind recht große, grüne Papageien, mit einer roten Unterseite, die man nur im Fliegen sieht, also die Unterseite. Und ein wenig wandern können wir da auch. Auf dem Weg singe ich ihm alle Geburtstagslieder, die ich so kenne, nicht schön, aber deftig!
Auf der Fahrt
Erst überlegen wir doch, ob die Idee so gut ist, den Abstecher zu machen- vor uns versinken die Berge in dicken Wolkenfeldern…. Genauso war es bei mir vor drei Jahren – und je näher ich kam, umso klarer würde es. Und so scheint es hier immer zu sein- je näher wir uns den Bergen nähern, desto klarer werden sie, ein kleines Stück blauer Himmel zeigt sich, es wird größer und weiter, und als wir da sind, ist es strahlender Sonnenschein! So ein Geburtstagsgeschenk! Schon als ist am Café vorbeifahren, um einen Parkplatz zu finden, sehen wir die Keas, sie sind also immer noch da! Ach, was freue ich mich! Schnell suchen wir uns einen Tisch, und nachdem Bernd schon mal am Tresen geguckt hat, was er möchte, will ich mich anstellen gehen. Ihr erinnert es? In Neuseeland ordert man den Kaffee bzw. Auch das, was man essen möchte, an der Kasse, bezahlt und bekommt dann eine Nummer, zu der das Gewünschte gebracht wird.
Die Schlange ist endlos, doch gerade vor der Kasse ist eine Lücke, da die vorher sich noch etwas aufs Tablett legen. Ich tue so, als sehe ich die Leute nicht, und -schwupp- bin ich schon an der Reihe, ordere und bin wieder bei Bernd und den Keas. Oh, was haben wir für einen Spaß mit den Tieren! Sie sind so dreist, das ist unglaublich. Mit einer Selbstverständlichkeit marschieren sie über den Tisch, und wenn du das Foto machst, klauen sie sich einen Teil von Deinem Teller. Wir haben es mehrmals bei anderen beobachtet, auf unsere Scones haben wir aufgepasst. Eine Dame meint zu mir, als ihrem Mann ein Stück vom Muffin geklaut wurde, dass überall steht, man dürfe sie nicht füttern, weil sie sich lieber selbst bedienen. „Help yourself“ ist die Devise…. Ich habe irre viele Bilder gemacht, werde gut sortieren müssen. Einem älteren Ehepaar klaut ein Kea einen komplette Fleischrolle – frisch auf den Tisch gestellt, sie wollten sich gerade entspannt hinsetzen. Da ist Kea aber schneller und verzieht sich mi seiner Beute unter das erste parkende Auto! Der Geschädigte hatte eh noch einen Pie vor sich liegen und sah nicht so aus, als ob er verhungern würde, höflich ausgedrückt…
Geklaute Fleischrolle
Meine geklaute Butter
Nach diesem Highlight begeben wir uns zur Touristen-Information um einen mittelschweren Wanderweg zu erfragen. Wir entscheiden uns für den Wasserfall, den ich auch besucht hatte. Der Weg dorthin führt recht steil bergauf, viele, viele Treppenstufen, und ich bin ziemlich ko, aber glücklich, als ich oben bin! Auch hier läuft die Kamera heiß und dann geht es wieder zurück. Irgendwie tut es mir gut, als ich bei den mit Entgegenkommenden sehe, dass sie auch aus der Puste sind. Ich denke ja schnell, dass ich die Untrainierteste auf der ganzen Welt bin. Nein, zu Übertreibungen neige ich nicht , wieso?
Wir könnten hier eine Nacht verbringen, aber es zieht uns wieder an die Küste zurück. So halten wir noch einmal unterwegs, um ein recht verrücktes Hotel/Café anzusehen, das mir ebenfalls bekannt war. Damals hat mich ein älterer Mann hineingerufen, als er mich sah, und mir zwei Rehkitze gezeigt, die er mit der Flasche aufzog. Das Café war da geschlossen und ein Hotel war es auch noch nicht. Ein Wirrwarr an Sammlungen sind überall ausgestellt, etwas urig, aber nicht gemütlich genug, um zu bleiben. Einmal gucken, dann weiter. Nach den Kitzen mag ich nicht fragen, ich konnte ihn letztes Mal schon nicht verstehen, wieso sollte das heute anders sein?
Am späteren Nachmittag sind wir wieder an der Küste und machen ein Geburtstagspicknick am Auto. Danach geht es dann zum Wasser. Eine Familie, die, während wir essen, den Strand verlässt, hat dort ein Feuer gemacht, das sie zwar gelöscht hat, das ich aber mithilfe des Windes schnell wieder entzünden kann. Ich erkläre es zum „Geburtstagsfeuer“ statt Kerze- und wir wärmen und schön. Ich suche immer wieder trockene Stöckchen zum Anheizen. Bevor wir weiter ans Meer gehen, bedecken wir aber alles mit Sand, so dass es wirklich kein Unheil anrichten kann.
Der hat dann auch einen Apfel bekommen…Geburtstagsfeuer
Die Wellen umspülen unsere Füße, unsere Beine, bei mir inklusive Hose. Aber es ist so lustig, so schön! Die Kraft des Wassers zu spüren, die Steine wegrollen sehen und fühlen, währenddessen Steine, ich denke sogar etwas Jade, aufzusammeln, das ist schon ein besonderes Lebensgefühl!
Unseren nächsten Schlafplatz werden wir bei Greymouth suchen, wir wollen wieder mal einen „Self-contained“.
Greymouth ist die größte Stadt der westlichen Küste – mit knapp 6000 Einwohnern. Es hat durchaus einen städtischen Charakter, doch wirkt sie recht ärmlich. Viele herunter gekommene Häuser, viele leerstehende Geschäfte bzw. Hotels oder ähnliches. Gleichzeitig Ecken, die in moderner Weise für Freundlichkeit und Verweilen einladen.
Nachdem wir unseren Platz entdeckt haben – einen wunderschönen Parkplatz direkt mit Blick auf das Meer, gute, saubere Toiletten und kostenlos – machen wir uns wieder auf in die Stadt. Unsere Überlegung, groß essen zu gehen, zerschlägt sich, weil wir beide durch unser Picknick ziemlich satt sind. Eine Kleinigkeit wäre aber schon noch nett – und so landen wir, fast nicht zu glauben – bei Mac Donalds und teilen uns ein Big Mac Menü. Wir haben es sehr lustig!
Beim anschließenden Stadt-Spaziergang lesen wir dann an einer Tafel, dass diese kleine Stadt in den Achtzigern zweimal richtig heftig unter Überschwemmungen leiden musste. Ob das zum Teil immer noch die Auswirkungen sind? Auch wenn es 30 Jahre her ist? Die Bilder sind heftig.
Wir dachten erst, dass auch der Bank das Geld ausgegangen war, um einige Buchstaben neu anzumalen – doch dann verstanden wir…
Am Schlafplatz machen wir noch einen kleinen Gang an der Küste und durch einen angrenzenden Park, richtig nett!
Und dann kommt der Sonnenuntergang – klar, wolkenlos, ich erwarte ein Zischen, als die Sonne endgültig im Meer versinkt!
Nun machen wir es uns im Auto bequem, ich vorne, um noch etwas zu schreiben, Bernd liest auf der Liegefläche, beide haben wir einen (natürlich nicht vollen) Becher Wein, um jedenfalls einmal richtig auf sein neues Lebensjahr anzustoßen!
27. Dezember
Hinter mir läuft der Fernseher – entsetzlich! Ich verstehe einfach nicht, wie die meisten es aushalten, wenn die Glotze immer im Hintergrund läuft. Ich selbst setze mich dem jetzt aus, weil es das geringere Übel hier in der Kneipe zu den Sandfly-Massen draussen ist. Wir sind auf einem Campingplatz an einer wunderschönen Schlucht, eigentlich ein Hostel mit einem großen Grundstück, dass an Camper oder Zelter sehr günstig vermietet wird. Mit Duschen und Abwaschmöglichkeiten, schon nett – pro Person gerade mal 12$, d.h. 7€!
Auf dem netten Platz bauen wir heute morgen gemütlich unseren immer noch funktionierenden Tisch hinter unserem Auto auf einem Grünstreifen auf, kochen uns Tee und freuen uns über ein Frühstück in der Sonne. Es ist sehr gemütlich, denn die meisten sind noch nicht wach oder frühstücken ebenfalls in Ruhe. Soll heißen, Autoverkehr ist noch sehr wenig.
Auf dem Campervan neben unsFrühstück
Heute wollen wir weiter in den Norden, bis Westport und dann Richtung Abel Tasman.
Hier noch mal ein paar Eindrücke der Häuser:
Etwas schief, weil ich aus dem Auto heraus fotografiere
Vor dem Einkaufsmarkt
Die Straße führt lange direkt an der Küste entlang, ist dermaßen schön, dass ich mich manchmal von der Schönheit erschlagen fühle. Zwischendurch machen wir einen entspannten Strandspaziergang, den Blick immerzu auf den Boden gerichtet, um Steine, die einen ansprechen, mitzunehmen. Es ist so meditativ! Wenn ich hier leben würde, ich hätte ein Zimmer nur für Steine! Ich habe das Gefühl, ich könnte alle mitnehmen, und dann kommt mir der Gedanke, wie unendlich die „Steinwelt“ ist: selbst wenn ich alle schönen vom Strand einsammeln würde, am nächsten Tag, nein schon in der Nacht, oder in den nächsten Stunden, würde das Meer neue anspülen – jeden Tag, jede Minute, unendlich!
Ich hege den Gedanken, ein Paket mit den schönsten per Post nach Hasue zu schicken…. mal sehen! Auf jeden Fall fühle ich mich „steinreich“! Und entspannt! Meine Hose rutscht – nicht, weil ich etwa abgenommen habe, es sind meine Schätze in meinen Hosentaschen! Berge und Meer zusammen, das ist einfach unglaublich!
Und so geht die Strasse genau dazwischen in den Norden. Neben ein paar „Lookouts“ an den wir Bilder machen, fahren wir nun durch bis zu den „Pancakes“ – Felsen, die aussehen wie aufgeschichtete Pfannkuchen. Eines der letzten Geheimnisse der Forschung – keiner weiß wirklich, wie es zu diesen Formationen gekommen ist. So steht es auf den Plakaten – aber ich glaube ja, dass es noch viel ungelöste Rätsel gibt…
Nichtsdestotrotz sind sie genau beeindruckend wie beim letzten Mal. Nur dass ich da so viel früher war und nahezu alleine, jetzt ist der Parkplatz voll und die Touristen schwirren überall herum. Vor allem in den Cafés. Wir nehmen uns viel Zeit für den Rundgang, der unglaublich gut ausgebaut und gesichert ist. Es erstaunt mich immer wieder, wie gepflegt die Wege sind, und nirgendwo zahlt man Eintritt. Dann und wann stehen da Spendenboxen, die wir dann ein wenig füllen.
Unser Körper ruft zwar laut „Cappuccino“, aber es ist uns zu touristisch und voll. daher fahren wir weiter und finden bald eine kleine Stadt, die Unterwelt-Abenteuer anbietet und ebenfalls ein Café hat. Und hier ist es wesentlich ruhiger und wir machen eine schöne Pause, die ich mit Schreiben und Bernd zum Lesen nutzen.
Nach einer kurzen Weiterfahrt erreichen wir bereits Westport. Ich ahnte nicht mehr, was für ein nettes kleines Städtchen das ist. Erst denke ich, nie da gewesen zu sein, aber dann erkenne ich die Library wieder, die einzige, in der man sich einen Kaffee machen konnte und die ich genutzt hatte, um einen Film zu gucken. Ich weiß noch genau, wo ich mich hingesetzt hatte. (Und was ich geguckt habe…)
Heute Abend ist mir nach einem guten Stück Fleisch und nach Gemüse. Wir haben die Gasflasche in Greymouth auffüllen lassen und somit dürfte Kochen kein Problem sein. Wir kaufen also noch in Westport ein – ein schönes Stück Steak und Tiefkühlgemüse. – und machen uns dann auf den Weg. Wir planen noch eine Strecke zu fahren, daher beruhige ich meinen Magen schon mal mit einer Packung Reiskräcker, einer Banane und ein paar Süßigkeiten. Doch nicht lange drauf kommen wir an diesem Campground vorbei, nicht kostenlos, siehe oben, aber schön, und eigentlich habe ich auch zum Fahren keine Lust mehr. So mieten wir uns hier ein, bauen Tisch, Stühle und Kocher auf und lassen es uns richtig gut gehen!
Danach dann eben noch dieses Bier hier in der Bar, denn draußen kann man es vor Sandflys wirklich nicht aushalten. Gerade in der Dämmerung und am frühen Morgen kommen sie in Scharen! Sie mögen zwar das Anti-Mücken-Öl nicht, setzen sich aber trotzdem auf die Haut, um es zu probieren…
28. Dezember: Eine heiße Fahrt
Gegen den jetzigen Platz zum Schreiben war der gestrige allerdings Gold wert – nun sitze ich an der Hauptstrasse, 30 km vor dem angepeilten Ort, Autos und Laster rasen vorbei, immerhin haben wir ein schattiges Plätzchen unter einem Baum.
Nein, freiwillig würden wir hier keine Pause einlegen!
Doch nach einer anständigen Berg- und Talfahrt blinkt plötzlich ein Lämpchen im Auto auf. Mein Blick geht gleich zur Temperaturanzeige, das bin ich ja noch gewöhnt vom letzten Toyota hier, und die sieht so aus als wolle sie explodieren, es geht kaum höher! Schnell halten wir an, haben zum Glück einen Seitenstreifen und sehen, dass Wasser ausläuft. Es qualmt unter der Motorhaube durch. Wir öffnen sie und lassen nun erst mal den Motor auskühlen, bis wir den Kühlwasserbehälter öffnen. Zum Glück sind wir zu zweit, zum Glück haben wir Netz-Empfang und zum Glück auch ein gutes Buch zum Lesen. Am glücklichsten bin ich aber darüber, dass ich mir keine Sorgen mache.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der Wasserbehälter kühl genug, dass wir Wasser nachfüllen können. Wir starten und versuchen, als alles im grünen Bereich bleibt, weiterzufahren. Wir kommen jedoch keine 500 m weit, eher 300 m (darauf können wir uns gerade nicht einigen), da schnellt die Anzeige wieder rapide in die Höhe, so schnell kann man kaum gucken. Nun heißt es sofort wieder anhalten, und hier gibt es keinen Seitenstreifen. Egal, Warnblinker raus und sicher auf den Grünstreifen. Wir rufen den AA, den ADAC von Neuseeland, an. Was bin ich froh, dass ich in Deutschland noch auf der ADAC-Seite gesehen habe, dass ich eine Bescheinigung auf Englisch brauche, die ich dann auch angefordert habe. Mit der bin ich dann hier in ein AA-Büro gegangen und habe eine Membership-Karte mit einer entsprechenden Nummer bekommen. So rufen wir da an, die nette Frau gleicht die Daten ab und schickt uns einen Monteur. Inzwischen haben wir uns einen neuen Schattenplatz gesucht, und schon 10 min später kommt die Hilfe. Doch der Mann kann ebenfalls nichts machen und wird uns nun einen Abschleppwagen schicken, den wir so in einer Viertelstunde erwarten. Über das Smartphone haben wir die Nachricht bekommen, dass er unterwegs ist. Diese Vorteile der digitalen Welt begeistern mich immer wieder!
Wie es weitergeht, werde ich dann also später berichten!
20 km ungefähr fahren wir mit dem Abschleppdienst und sind dann in einer kleinen Stadt, in der auch dessen Werkstatt ist. Der Monteur macht sich sofort an die Arbeit und hat bald eine bzw. Drei Vermutungen. Die günstigste könnte heute noch gemacht werden, für alles andere müssten wir länger warten, könnten aber bis Nelson, die nächstgrößere Stadt fahren. Jetzt kommt ja der Jahreswechsel und die meisten Werkstätten haben dann ca. 1 Woche geschlossen…
Im Abschlappwagen
Wir gehen ins Café im Dorf und warten. Und um 16:00 die ziemlich erleichternde Mitteilung: es musste wirklich nur ein kleines Teil getascht werden, und die Wahrscheinlichkeit, dass nun die Temperatur da bleibt, wo sie hingehört, ist sehr groß. Was sind wir erleichtert, nur ein kleiner REstzweifel bleibt, der uns die restliche Fahrt nach Nelson auf die Anzeige starren lässt. Doch alles bleibt brav!
Wir suchen uns nun einen „anständigen“ TOP 10 Platz, um auch mal wieder Wäsche zu waschen. Leider gibt es keinen Platz mehr, doch als ich vorschlage auf einem normalen Parkplatz zu nächtigen, fällt der Mitarbeiterin, die im Hintergrund das mitbekommt, ein, dass eine Familie, die eine Kabine gebucht hat, ohne Auto gekommen ist. Dort stellen wir uns hin, bekommen sogar noch Rabatt und sind zufrieden und glücklich! Wäsche waschen, Essen machen, schön draussen sitzen – der Tag hat doch eine schöne Wendung genommen!
Später machen wir uns noch zu Fuß auf ins Städtchen – hier herrscht richtiger Sommertrubel. So viele Menschen sitzen draußen, essen, trinken oder chillen einfach. Life Musik, die sich zum Teil überschneidet, einfach richtig „Leben“! Auch wir setzen uns dazu, ordern einBier, ich mit wenig Alkohol und Bernd ein normales – und trinken uns teuerstes, ekligstes Bier ever had! Bitter, nicht mehr herb – Hopfen pur… Bäh! Aber ich schlage mich und trinke es fast aus – das shcöne Geld, Bernd schafft nur sein halbes… er meint, es wäre sonst eine teure Übelkeit…
Das wäre doch eine Idee für Worpswede..
Das Bier schmeckt eklig!
Trotzdem, es hat sich gelohnt, denn wir kommen aus dem Lachen gar nicht wieder raus! Als wären wir betrunken. Vielleicht ist es eher der Hopfen, der beschwipst und nicht der Alkohol? Wir wetten zumindest, dass jede Polizei uns pusten lassen würde…
Unser Bett haben wir vorher gebaut, die Zähne auch schon geputzt, nun gibt es noch einen zuckerfreien Pfefferminz, um den Biergeschmack weg zu bekommen, dass geht’s in wieder einmal gemütliche Bett.
Morgen werden wir noch einen Vormittag in Nelsen verbringen, da schreibe ich auch gerade in der Library. Anschließend geht es weiter Richtung Abel Tasman, da werden wir wandern, morgen und dann mit einem Wassertaxi zurückfahren. Es ist schade, dass wir nur einen Tag wandern können, haben wir doch die ganze Ausrüstung dafür mitgenommen, aber leider gibt es keinen freien Platz mehr – weder in einer Hütte, damit hatte ich sowieso nicht gerechnet, noch auf einem der diversen Campingplätze… es sind halt Ferien. Im letzten Jahr war ich früher da!
Also werde ich bis mindestens Sonntag kein WLAN haben – wundert euch also nicht…
31. Dezember: Zwei Tage
Die Fahrt von Nelson geht nach Motueka, es ist eine kurze Fahrt – und nach Marahau sind es dann auch nur noch 25 Min laut Google Maps. Wir beschließen, hier zu bleiben, und lieber früh zu starten. Der kostenlose Campground hat schlechte Bewertungen, also suchen wir uns wieder einen Top10, der zwar ebenfalls voll ist, uns aber auch wie in Nelson einen Parkplatz anbietet. Mehr brauchen wir doch sowieso nicht. Und so verbringen wir einen gemütlichen ruhigen Abend, schlendern einmal durch die Hauptstraße und gucken Schaufenster, sitzen im Schatten auf dem Platz und lesen und genießen das tolle Wetter. Es ist laut hier, der Platz ist groß und voll, aber das stört uns nicht – als wir schlafen wollen, ist es still, das reicht mir. Für morgen packen wir noch unsere Tagesrucksäcke, schmieren Brote und checken, was wir alles benötigen. Badezeug, Handtuch, Kameras…. morgen früh werden wir dazu zu müde sein.
und so ist es auch:
am nächsten Morgen wecken wir uns um 6:30 Uhr und sind nach einem Frühstück dann eine Stunde später unterwegs. Der Berg vor Marahau, von wo alles losgeht, ist viel harmloser als in meiner Erinnerung.
Wir parken den Wagen direkt am Parkplatz des Wassertaxis, denn dort werden wir am späten Nachmittag ja landen. Wir haben das Boot um 16:00 gebucht, so haben wir ausreichend Zeit und können auch noch schwimmen gehen. Ich bin total aufgeregt, wie beim letzten Mal und muss immer wieder mein Gehirn einschalten, dass wir keinen Stress haben. Wo parken wir, haben wir nichts vergessen, was brauchen wir, schaffen wir das Taxi —- Silke an Großhirn, Du machst nur EIN Teilstück und das nicht alleine und Du hast genug Zeit!
Der Weg ist , wie ich es ja auch kannte, super ausgebaut und nur leicht bergauf. Da ich den Track von oben angefangen habe, erinnerte ich gut, wie erleichtert ich war, als dieser letzte Teil so gut zu laufen war – ich hatte so gar keine Kraft mehr. So zeitig und ohne „Vorwanderungen“ lässt es sich auch leicht-bergauf gut gehen, es sind wunderbare Aussichten auf die Buchten – und es ist viel los, besonders auf dem Wasser. Man merkt doch deutlich, dass sowohl Ferien als auch ein langes Wochenende ist, und ich versuche, das ganze Motorgetöse nicht zu nah an mein Gemüt zu lassen. Diese Ruhestörüng, dabei singen die Vögel so schön – Silke, nicht nerven lassen… Das ganze relativiere ich übrigens, sobald ich im Wassertaxi sitze….
Wir machen zweimal eine Pause, essen etwas und entspannen. Diese Pausen sind so wichtig für mich, und doch achte ich zu wenig darauf, sie zu machen. Dabei ist richtig neue Kraft da, wenn es weitergeht!
Inzwischen ist es warm geworden, wir haben uns mit Sonnencreme eingeschmiert und Sonnenhüte auf. Meistens ist der Weg zwar schattig, aber eben längst nicht immer.
Kurz bevor wir am Ziel sind, nach fast 14 km Strecke, entdecke ich auch den Campground, auf dem ich als letztes geschlafen habe. Den Berg vorher werde ich nie vergessen, ich hatte das Gefühl, er nähme nie ein Ende. Voll in der Sonne, steil bergauf, heller Sand, der blendet. Und nun gehen wir ihn bergab – ich habe noch einmal so ein Verständnis für mich! Auch bergab ist er anstrengend – die Zehen stoßen am Schuh vorne an, die Knie beginnen leicht zu wackeln, die Füße tun sowieso schon weh…. aber irgendwann kommen wir unten an und sind am Ziel – es ist halb eins…. noch zwei und eine halbe Stunde bis zum gebuchten Taxi… klar schwimmen können wir, aber dann? Es gibt kaum Schatten. Zwei Wassertaxis sind gerade angekommen und wir nutzen die Gelegenheit zu fragen, ob wir auch einen vorher nehmen können – es geht auf jeden Fall eines um zwei Uhr. Wir hätten es wissen müssen – die Neuseeländer sind unkompliziert. Klar, kein Problem, das eine fährt jetzt schon, wir können mit – und so verschieben wir das Baden auf später.
Oh, ich hatte vergessen, wie cool das Motorbootfahren ist. In der Bucht fährt es noch normal langsam – aber dann Vollspeed! Ein Genuss, einfach nur geil, nur berauschend! Ich wünschte wirklich, die Fahrt würde nie enden – wenn das beim Fliegen doch auch so wäre – und vergessen ist all der Lärm, der die Touristen nerven könnte…. oh, oh!
Wir sind erstaunt, wie lang die Strecke ist, die wir nun abfahren und dementsprechend gelaufen sind! Ursprünglich war der Gedanke da, zwei Etappen zu laufen, aber bei der zweiten hält das Boot nicht an – und somit war das Ziel gesteckt. Wir haben dann halt überlegt, dass wir von der zweiten noch ein Teilstück laufen könnten, aber unsere beider Füße waren echt Matsch!
In Marahau wird das Boot auf einen Hänger gewuppt, der wiederum von einem Trecker gezogen wird. Es sind viele dieser Traktoren im Wasser, die immer wieder Boote an Land bringen. Das Boot wird dann zum Parkplatz gezogen, mit uns an Bord.
Anschließend wollen wir noch einmal in den Pazifik springen, nehmen unser Badezeug und laufen zum Strand, der sehr dicht ist. Aber von wegen springen – bis das Wasser über die Knie geht, müsste man kilometerweit weit laufen… also legen wir uns nur einmal hin, um uns abzukühlen…
Egal, dafür haben wir richtig Zeit heute noch, fahren wieder nach Motueka, wo wir mit Ach und Krach noch ein offenes Kaffee finden – es ist viertel vor drei… dort sitzen wir dann und lesen, trinken literweise Wasser neben unserem Cappuccino und werden immer wieder aufgefordert zu bleiben, obwohl nebenbei schon geputzt wird. Ausgeruht und gestärkt wollen heute wieder kostenlos übernachten und fahren die halbe Stunde weiter nach Nelson. Zwischendurch machen wir in Matua Station, denn ich habe gelesen und beim letzten Mal ausprobiert, dass es dort leckere „Fish und Chips“ gibt. Als ich da war, war es ruhig, beschaulich – heute ist der Bär dort los. Der Parkplatz wurde auf eine Wiese ausgeweitet, es spielt eine Band und überall sitzen Leute und trinken und essen. Feiern den Sommer! Auch bei dem kleinen Laden, in dem wir essen wollen, müssen wir warten, aber nicht zu lange. Und so sitzen wir bald draußen und essen Backfisch mit vielen dicken Pommes, alles in Papier gewickelt. Und lecker! Wir wandern noch durch einige Kunstgeschäfte und machen uns langsam wieder auf den Weg.
In Nelson wissen wir mehrere „self-contained“-Plätze. Der erste, direkt am Wasser und sehr ruhig gelegen, ist bereits voll, vier Autos sind erlaubt, und wir sind Nummer fünf… Zwei andere sind mitten in der Stadt auf riesigen Parkplätzen, auf denen die Anzahl der Übernachtungszahlen-erlaubten blau markiert ist. Dort stellen wir uns hin. Es ist zwar nicht wirklich gemütlich, aber witzig, denn wir sind nicht die einzigen, die ihre Stühle herausholen und dann chillen. Irgendwann gehen wir noch eine Runde durch die Stadt, suchen öffentliche Toiletten auf und machen uns dann bett-fertig. Ich bin unsagbar müde!
Und heute ist der letzte Tag des Jahres! Vielleicht schreibe ich nachher noch einen Rückblick, erst einmal mache ich Schluss, denn ich möchte so gerne mein Buch weiterlesen – ein Jugendbuch, das ich mir hier gekauft habe. Gut zu lesen, der Wortschatz so, dass ich nicht alles nachschlagen muss. Das zweite derselben Autorin habe ich auch schon erworben und daher muss ich das erste nun bald zu ende sein.
31. Dezember: eigentlich schon Neujahr
Wir sind ja nun schon fast 12 Stunden drin – im neuen Jahr! Ihr werdet es auch gleich erreichen! Ich wünsche Euch allen
EIN FROHES GESUNDES UND GLÜCKLICHES NEUES JAHR 2019
Bei uns ist es nicht nur bereits 2019, sondern auch Halbzeit! Die letzten Tage, eigentlich schon die letzten beiden Wochen, sind schnell vergangen. Vielleicht nicht gerade verflogen, aber doch schneller als am Anfang. Wir haben gestern überlegt, woran das liegt, sind aber zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Wahrscheinlich haben wir uns an dieses Leben gewöhnt, was nicht heißt, dass ich es immer so haben könnte. Für diese Zeit ist es toll, aber ich freue mich auch auf Worpswede! (Ich weiß, ich wiederhole mich:-))
Gestern sind wir nun nach Picton gefahren. Von hier startet morgen unsere Fähre auf die Nordinsel. So haben wir gestern Abend noch eine Route ausgearbeitet, die wenig Stress und schöne Orte verspricht. Vieles werden wir auslassen, was zwar bedauerlich ist, aber sonst sitzen wir einfach zu viel im Auto, dazu habe ich derzeit überhaupt keine Lust.
Natürlich haben wir auch ein wenig auf der letzte Jahr zurückgeblickt. 2018 war für unsere Familie sehr positiv ereignisreich – Bernds Abschied von Hamburg, Sven und Björn in Montreal zum Studieren, und ich komme mit meinem Wal-Buch im nächsten Jahr ins Fernsehen. Alles spannend! Dazu kommen tolle neue Kontakte, superschöne Kurse mit netten Teilnehmern, das Jahr war toll! Es war noch viel mehr, aber das hier ist ja ein Reiseblog und kein Jahresrückblick…
Den Vormittag an Silvester haben wir auch noch in aller Ruhe in Nelson verbracht – Café, Bibliothek, Café. Die Nacht war unruhig, weniger von den Campern, die brav alle gegen 23:00 im Auto waren, als von einem Idioten, der mitten in der Nacht laut hupend über den Parkplatz fuhr und dann wieder verschwand, von der Müllabfuhr, die schon um 5:00 ihre Arbeit verrichtete, außerdem war der Platz die ganze Nacht über hellst beleuchtet. Kann mir mal einer sagen, wozu? Unsere Vorhänge schafften es kaum, das Licht einigermaßen rauszuhalten! Und wenn sich eine Gardine löste, kommt leider immer wieder vor, wurde ich wach, weil es so hell war….
Na egal, wir stehen um halb acht auf und packen alles zusammen und begeben uns ins erste Café.
Weil Bernd noch einiges am Rechner erledigen muss und auch unsere Geräte Strom brauchen, begeben wir uns danach in die Bücherei, und ich schreibe meinen Blog. Anschließend, auf dem Weg zum Auto, klingelt plötzlich mein iPhone – es ist Bernd, der doch neben mir geht, der mich auf WhatsApp anruft. ??? Er weiß auch nicht, was das soll. Und wir schieben es auf die Hosentasche – bis Sven eine SMS schreibt, warum Bernd ihn immer anruft. Und ob wir gerade Zeit hätten zum telefonieren… so schnacken wir abwechseln mit Sven, erst ich, dann Bernd. Während die beiden am Erzählen sind, hole ich mir einen Stuhl aus dem Auto, setzte mich in den Schatten vor der Bibliothek und lese. Um eine Vokabel nachzuschlagen, brauche ich mein Handy – und sehe, dass meine Freundin Andrea gerade angerufen hat. Ups? Es ist ist halb eins, also bei denen mitten In in der Nacht… Ich rufe zurück – und es ist so schön, ihre Stimme zu hören, so nahe, als ob wir uns gleich für einen Kaffee verabreden würden. Nur – sie schwört, dass sie mir zwar gerade eine SMS schreibt, mich aber nicht angerufen hat. ??? Was ist da bei uns, oder bei What’sApp los? Ich kann bei Google nichts finden, finde es aber sehr seltsam. Zufall? Virus? Höhere Mächte? Wir werden es weiter beobachten… Andrea hatte Spätdienst und muss nun dringend ins Bett, so legen wir also bald auf.
Wir haben noch keine Lust auf Auto-fahren, dazu hab ich derzeit sowieso komischerweise wenig Lust, also sitzen wir wieder draußen in einem anderen Café – ich esse etwas Herzhaftes, Bernd trinkt einen Kaffee. Erst anschließend begeben wir uns auf den Weg, es sind ca. 100 km, also nicht viel, dafür aber umso mehr Kurven, man kommt sich vor wie auf einer Skipiste – nur hat man da mehr Platz…. Die Landschaft nach Picton ist wunderschön – uch hier wiederhole ich mich, ich weiß. Doch ergibt immerzu Blicke auf das grünblaue Wasser des Malborough-Sounds, dazu blauer Himmel und dunkelgrün bewaldete Berge. Das von allen Höhen! Am schönsten ist es natürlich von ganz oben.
Richtig gut drauf bin ich heute nicht. Am letzten Tag des Jahres bin ich eigentlich nie gut drauf. Hab immer ein komisches Gefühl, was wohl kommen wird, was das nächste Jahr bringt – da das aber IMMER so ist, kann ich nicht gerade von Vorahnungen sprechen…
Bucht in PictonDen musste ich einfach fragen, ob ich Foto machen darf – er freute sich
Wir nehmen heute einen normalen Campingplatz, mit Duschen! Der erste ist bereits komplett voll, der zweite hat noch eine Platz für uns, richtig schön unter einem Baum auf einer Wiese. Die „Auflagen“ : Ab halb eins ist Ruhe angesagt und absolutes Feuerwerksverbot, da dieses ein Familien-Campingplatz ist. spätestens ab eins sollen auch alle Auswärts-Feiernden wieder hier sein, damit danach kein Autolärm mehr ist. Oh wie wundervoll. Mein dröhnender Kopf freut sich tierisch!
Viele Boote sind mit auf dem Platz
Und wirklich, hier und da wird ein wenig gefeiert, mit etwas Musik, insgesamt alles sehr harmlos! Wir machen uns einen leckeren Salat und Spiegeleier, planen danach ein wenig unsere weitere Reiseroute und lesen dann. Ich habe mein Buch inzwischen durch, und kann nun ein nächstes anfangen. Irgendwann, weit vor Mitternacht, werden wir müde. Sollen wir wirklich noch eine Stunde warten?? Wir machen es uns im Bett gemütlich – die Deckenbeleuchtung an, eine Flasche Wein zum Anstoßen, und lesen hier weiter, ein Auge auf die Uhr.
Unser Bett mit Deckenbeleuchtung
Pünktlich stoßen wir an, bzw. Trinken nacheinander aus der Flasche, und gucken, ob wir aus dem Autofenster etwas Feuerwerk ausmachen können. Aber es gibt nur ein wenig Lichtschein, wie Wetterleuchten. Und auch das ist schnell zu Ende! Und wirklich um viertel vor eins ist es komplett still auf dem Platz – und ich schlafe bis auf merkwürdige Träume wie ein Murmeltier – aber vielleicht träumen die ja auch merkwürdig…
Den ersten Tag im neuen Jahr verbringen wir in Picton. Es ist superschönes Wetter, wir bleiben ein wenig in der Stadt, sitzen ein wenig am Hafen, machen eine kleine Wanderung, für mehr ist es einfach zu warm und wir springen einmal in den Pazifik. Wunderschön! Ein kleiner Strand etwas abseitig der Innenstadt, viele Badende, aber nicht zu überlaufen- und eben klein. Es gibt also nicht viel zu berichten.
Urlaub – Wasser, Sonne, PalmenAuf einer Toilete in PictonDie spinnen doch – den ersten Weltkrieg so zu glorifizieren!!
In Picton haben wir allerdings die modernste öffentliche Toilette: sobald du die „Zelle“ betrittst, ertönt eine männliche Stimme, die dich auffordert, einen Knopf zu drücken, damit die Tür verschlossen ist, und erzählt dir anschließend, dass du nun 10 Minuten Zeit hast, bis sich die Tür selbst öffnest. Also Verstopfung darf man da nicht haben… nachdem das gesagt ist, ertönt eine meditative Musik. Die Spülung geht erst in Gang, wenn Du Dir die Hände wäscht! Bei Bernd musste man sogar auf einen Knopf drücken, damit das Klopapier langsam rausgerollt kam. Wenn Du dann den Knopf drückst, um die Stadt wieder zu entsperren, bedankt die Stimme sich für Deinen Besuch… Da bringt der Klogang richtig Spaß. Ich erwartete glatt, dass die Stimme auch noch irgendwelche Bemerungen macht von wegen „Entspannen Sie sich“ oder „Hocken Sie gerade“ und hab mich umgesehen, ob irgendwo eine Kamera installiert ist. War aber nicht – oder ich hab sie nicht gesehen.
Auf dem Campingplatz können wir diese Nacht nicht bleiben, aber 10 km weiter ist ein DOC-Campground, superschön gelegen an einer Bucht und an einem Fluß, an den wir uns stellen. DIe Sandflies lieben diesen Platz aber auch – und so sitzen wir bald voll eingemümmelt da, damit wir kaum freie Haut haben, die angreifbar ist.
Die Nacht ist ruhig und ich schlafe wunderbar. Als ich aufwache, zeigt mir die Uhr 8:15 – höchste Zeit aufzustehen! Bernd ist auch gerade wach und so erübrigt sich das Wach-machen. Als ich dann aus dem Van krabble, und noch einmal richtig auf die Uhr schaue, sehe ich, dass der Winkel vorhin wohl nicht ganz gestimmt hat, es ist eine Stunde früher – umso besser. Der Nebel lichtet sich gerade und es sieht fast mystisch aus, wie die Berge langsam durchscheinen.
Wir verzichten auf Grund der Sandfliegen auf ein Frühstück hier und begeben uns in die Stadt. Heute geht es mit der Fähre auf die Nordinsel. Um 12:00 sollten wir ungefähr am Anleger sein, und die Zeit bis dahin überbrücken wir mit Cappuccino und Geräte aufladen. Es ist schon sehr warm, ich beneide alle, die mit irgendeiner Form Boot auf dem Wasser sind! Naja, wir werden ja auch bald auf dem Schiff sein.
Kunst in einem Laden – Skateboards
Und so stehen wir kurz vor zwölf in der Schlange, Lane 3. So ziemlich weit vorne. Schatten gibt es keinen – und wir warten. Und warten. Ab 12:30 sollen die ersten Autos rollen. Wir warten und schwitzen. Dann geht es los – für alle anderen! Es dauert ewig, bin wir endlich auf das Schiff dürfen, ich fürchte schon manchmal, es wird ohne uns abfahren. Es ist wirklich frustrierend, wenn links und rechts immer wieder gefahren werden darf – und Deine Reihe steht…. und es ist heiss!
Natürlich sind die meisten Plätze weg, als wir endlich den Passagierbereich betreten. Wir gehen aufs Sonnendeck, dort können wir auch sitzen, aber nach einer gewissen Zeit, auch während wir dann fahren, können wir es in der prallen Sonne nicht mehr aushalten. Irgendwie haben wir uns diese Fahrt anders vorgestellt. Wir wandern noch einmal durchs Schiff, können aber weiterhin keine freien Plätze entdecken – viele sind einfach reserviert. Badehandtuch-Mentalität…
Wir setzen uns eine Zeitlang weiter unten draußen auf den Fußboden, da gibt es im Gegensatz zum Sonnendeck keine Stühle, aber immerhin gute Luft. Die ist drinnen inzwischen Mangelware. Drei und eine viertel Stunde wird die Überfahrt dauern, es erscheint mir eine ziemlich lange Zeit. Hätten wir uns doch die Luxus-Variante gönnen sollen, so wie ich vor drei Jahren? Nein, das war es uns nicht wert, und es ist auch immer noch okay. Irgendwann gehen wir wieder aufs Sonnendeck, dort ist es dank des Windes inzwischen sehr viel angenehmer. Kleine Tröpfchen fühlen wir auf der Haut, sehr angenehm! Wir diskutieren gerade, ob es Nebel oder Meereströpfchen sind – aber es schmeckt richtig salzig, also kann es nur Meerwasser sein, allerdings sind die Wellen gar nicht so hoch – da kommt die Durchsage, dass dieses Deck geschlossen wird wegen des Windes. Eine Offizierin kommt durch und sorgt dafür, dass sich alle nach innen begeben. Hallo? Das Schiff schaukelt nicht einmal, es besteht also keine Gefahr, dass jemand über Deck geht, endlich ist die Abkühlung angenehm! Die Antwort auf meine diesbezügliche Frage lautet nur, dass der Kapitän das so angeordnet hat. Manchmal glaub ich ja doch, dass die spinnen, die Neuseeländer….
in einem einigermaßen netten Raum setzen wir uns mit unseren Büchern auf den Boden, können sogar dabei noch Geräte aufladen, neben mir ist eine Steckdose. Und irgendwie vergeht die restliche Zeit, und dann ist es 17:00 und wir sind in Wellington. Wir haben uns die Fahrt wirklich anders vorgestellt, lassen uns aber nicht zu sehr davon nerven, sondern freuen uns, dass wir einen Top10 für heute Abend gebucht haben!
2. Januar: Wellington
Wir buchen gleich noch eine weitere Nacht, es ist so schön hier, und die Stadt nur einen Tag zu sehen, wäre einfach schade. So nehmen wir uns den Vormittag erst einmal viel Zeit. Da unser Abfluss verstopft ist, braucht Bernd eine Rohrzange, will also zum Baumarkt fahren. Vielleicht kann man da ja auch eine kurz ausleihen. Doch bevor wir überhaupt ans Losfahren denken, sehe ich einen Handwerker vom Platz und und wir fragen den, ob er uns kurz mit dem Werkzeug aushelfen kann. Es dauert eine weile, bis wir uns verständlich gemacht haben – das Wort Rohrzange befindet sich nicht in unserem Wortschatz, und was google uns anbietet, ist auch nicht so richtig. Doch der nette Mann versteht uns irgendwann, hat aber keine, will aber nachgucken, wo er eine findet. Ungefähr eine halbe Stunde später kommt er mit einem anderen Handwerker, beide in je einem Fahrzeug, zu uns und der hat eine dabei, öffnet uns ruckzuck den Verschluss und lässt uns seine Zange da. Wir sollten sie einfach an der Rezeption abgeben, wenn wir sie nicht mehr brauchen. Neuseeländische Hilfsbereitschaft! Ich glaube ja auch an die deutsche, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie hier noch ausgeprägter ist.
Unser Abfluss funktioniert wieder und wir machen uns gegen Mittag auf in die Stadt. Bernd kann sich nicht vorstellen, dass man die 15$, die ein Busticket für einen Tag kostet, „verpacken“ kann – aber das ist gar nicht so schwer. Parken ist in Wellington teurer als in Hamburg, und das soll schon etwas heißen. Egal, wir parken erst einmal am Museum für 1.5 Stunden für einen akzeptablen Preis und gehen ein wenig durch das Hafengebiet. Weiterhin gibt es die Badestelle, in der Jugendliche ins Wasser springen können, und die auch frequentiert wird. Besucher sitzen und stehen drum rum und freuen sich an dem Spaß!
Ein Rochen im Hafenbecken
Wir überlegen aber nach einem Besuch im Visitor-Center, heute nicht mehr ins Museum zu gehen, es ist schon später und das Wetter einfach zu gut. Wir parken unser Auto nach genau den bemessenden 1,5 Stunden um und halten an einem Platz am botanischen Garten, an der Straße, wo man 2 Stunden kostenlos stehen darf. Das reicht, um einmal durch den schönen Park zu wandern und oben eine Kleinigkeit zu essen. Die Cable-Car-Bahn bewundern wir nur von außen, es passt einfach nicht, mit ihr zu fahren, vielleicht ja morgen.
Der Stamm wir gehalten
Auf dem Weg zurück zum Campingplatz machen wir dann beim Supermarkt Halt – wir haben nahezu nichts mehr und machen einen Großeinkauf. Heute Abend gibt es Fisch mit Gemüse – einfach, schnell, gesund!
Unser Auto steht ja direkt unter einem von mit benannten „Weihnachtsbaum“ – ein riesiger Baum, der zu Weihnachten rote Blüten trägt, die aus kleinen Fäden bestehen – wunderschön und hier weit verbreitet. Und – ein Paradies für die Tuis:
Sie singen zwischen knarzig und wunderschön alle Tonarten… meistens hintereinander..
Nach dem Abendessen wollen wir uns noch eine Runde bewegen. Vor dem Campground und auch an anderen Stellen haben wir schon öfter Roller mit Akku-Antrieb gesehen , die ich so gerne ausprobieren möchte. Direkt hier stehen keine, aber ca. 200 m weiter ist noch eines. Ich melde mich an, und hurra – es fährt! So ein Spaß, ich kann nur Quieken vor Freude. Ich lasse Bernd auch mal (ungerne) fahren und er hat auch viel Spaß! Nur 10 min, dann parken wir es wieder und haben ca. 2 € bezahlt. Das mache ich morgen Abend noch einmal, so ein sagenhafter Spaß!! Man tritt einmal, um den Roller in Schwung zu bekommen und gibt dann Gas: mal eben komm ich auf etwas über 20 Stundenkilometer! Irre!
4. Januar: Wellington, die Zweite
Wir sind auf dem Weg nach Palmerston North, wo in der Nähe heute eine Bekannte besuchen, die ich beim letzten Mal kennenlernte, weil Sven mir einen Brief für sie mitgegeben hatte.
In Waikanae wollen wir eine Pause machen – da wir gestern erst spät gegessen haben, war uns vorher noch nicht nach Frühstück. Hier ist ein netter Platz, keine Autos, zwei nette Cafés, von denen wir das auswählen, in dem die Scones noch leckerer aussehen und wir schön draußen in der Sonne sitzen können. Ein richtig guter Sänger mit Gitarre sorgt für die Hintergrundunterhaltung – und wir haben zwischendurch mal etwas Geld gespendet, damit er auch weitermacht. Witzigerweise spielen alle hier in allen Kneipen immer das Gleiche – Lieder aus den 60-/70gern. Als hätten sie alle die gleiche CD-Box mit 20-30 Liedern. Wir hören sie gerne!
Doch zu gestern:
Da Bernd morgens Mails schreiben und beantworten muss, kommen wir doch später als gedacht los und nehmen wieder das Auto. Doch nun wissen wir ja, wo wir günstiger parken können und stellen unser Auto direkt am Eingang des Botanischen Gartens ab. In einem Kiosk kaufe ich ein Ticket, das uns erlaubt, länger als zwei Stunden zu parken und wir begeben uns hoch zu der Cable Car. Wir wollen einfach nur hinunter fahren, wissen aus der I-Site gestern auch, dass es problemlos möglich ist, und wir am Ausgang bezahlen können. Und so ist es auch – es gibt gar keinen Raum darüber nachzudenken, schwarz zu fahren – es ist extra ein Schalter eingerichtet, und man kommt auch nur mit einer Karte nach draußen. Nein, natürlich wäre es mir NIE in den Sinn gekommen, schwarz zu fahren….
Unser Plan sieht vor: Te Papa Museum, Café in der library, Cuba Streett. Aber ich schmeiße den gleich um- ich brauche erst einmal einen Cappuccino. Meine Nerven sind heute nicht so richtig stabil, will heißen, ich bin am „Mein-Opa-ist-tot-Wasser“ gebaut, könnte auf Hochdeutsch bei der kleinsten Kleinigkeit grundlos losweinen. Nein, es sind nicht die Wechseljahre, das hab ich schon immer gehabt, immer mal wieder. Kann keinen Grund nennen, und da ich nun nicht immer weinen möchte, gehen wir in die Bibliothek und trinken erst einmal in Ruhe den Kaffee und ich esse einen Pie. Wir nehmen uns Zeit, erzählen ein wenig und ich komme wieder zu mir, es geht mir besser, und ich bin bereit für den Tag.
Der Weg führt wieder einen wunderschönen Platz vorbei, an Museen und anderen Kunstwerken, bis wir zum Wasser kommen – auch hier wieder den Springern zusehen.
Fahrrad-Reparierständer
Nun geht es ins Museum. Ich hatte nicht mehr in Erinnerung, wie schön es hier ist! Es geht im Besonderen über Maori-Kultur, aber auch in einem anderen Bereich um Zugezogene aus verschiedenen Südseeinseln und um Flüchtlinge. Alles so dargestellt, dass ich es gerne lese und mir Filmchen anhöre. Diese Filme sind immer mit Untertiteln versehen, was der Verstehen sehr vereinfacht. Und da sind Bildschirme, auf denen authentische Menschen ihre Geschichte kurz erzählen. Und der Raum, in. Dem es über die Flüchtlinge geht, hat auf dem Fußboden „Stufen“ mit Jahreszahlen und den dazugehörigen Ereignissen zu der jeweiligen Flüchtlingswelle. Auf Plakaten sind Fotos und Zitate von verschiedenen Menschen aus den jeweiligen Ländern zu sehen – es läßt einen wieder einmal ins Grübeln kommen – was müssen manche – immer mehr – unschuldige Menschen, Kinder, Frauen und Männer, ertragen, weil sie in einem Kriegsland leben, geboren worden sind. Weil… ja warum? Wenn das so einfach zu beantworten wäre, gäbe es vielleicht auch Lösungen. Ich freue mich in diesem Moment für jeden einzelnen, der das Glück hat, in Neuseeland zu landen und hier aufgenommen worden zu sein. Wir verweilen ca. 2 Stunden. Eine großen Bereich, in dem es um den ersten Weltkrieg und einen über die Terrakotta-Krieger aus China, lassen wir aus. Die Schlange dahin ist sehr lang, und uns anstellen, dazu haben wir keine Lust. Ich bin immer wieder verwundert, dass dieses Museum wie so viele in NZ keinen Eintritt kostet. Außer der Sonderausstellungen, trotzdem! Diese Vielfalt, diese Größe, so viele Originale… So ist es für alle offen und sicherlich gehen viele hinein, weil es kostenlos ist und nehmen viel für sich mit. Ein Gewinn!
Unser Kopf kann nun auch nichts mehr aufnehmen, und wir wandern über die Hafenanlagen zur Cuba Street, die uns ein Backpacker in einem Hostel so empfohlen hat. Und wirklich, hier ist ein ganz anderes Leben als in der „normalen“ Innenstadt, in dieser einen Straße. Viele Bars, Cafés, Hippie-Geschäfte, Künstler, Wasserspiele, schräge Menschen. Zum Wohlfühlen! Wir wandern hoch, machen Bilder und werden dabei von einer etwas schrägen Frau angesprochen – da hinten sei Mac Donalds, da sollten wir hin und Fotos machen, da sitzen Leute auf dem Fußboden. Wir verstehen nicht so ganz, was sie meint. Bernd vermutet, dass sie sich mokiert, dass Bernd Bilder macht, auf denen die Konkurrenz drauf ist: Burger King. Aber wir wissen es nicht und gehen die Straße, in die sie zeigt, entlang – schaden kann es ja nicht. Bei McD. ist aber nichts außer mehr Müll auf der Straße, und so gehen wir die Runde zu Ende und landen wieder auf der Cuba Street. Unterwegs kommen wir an einem Geschäft vorbei, in dem sie leichte bunte sommerliche Flatterhosen haben, die ich immer wieder suche. Und Hurra, meine Auserwählte passt, dazu ein Top – und wieder einmal zeigt sich, dass es einfach am meisten Spaß macht, mit Bernd shoppen zu gehen. Der schleppt mir neue Sachen zum Anprobieren an, begutachtet mit und freut sich über die Modenschau. Zum Glück für unsere Urlaubskasse passt das meiste nicht oder sieht nicht gut an mir aus, aber ich bin glücklich über meine Errungenschaft. Zum Ende gönnen wir uns noch einen Wellington-Abschluss-Cappuccino hier in einer Bar namens „QBA“ – ich finde das sehr einfallsreich.
Sie wissen, dass man bei ROT über die Ampel geht – daher der Hinweis…
Straßenkünstler, der wirklich viel kann, aber so viel redet, dass wir uns trotzdem auf dem Weg machen
Nun müssen wir nur noch unser Auto wiederfinden. Google sagt, es sei eine halbe Stunde entfernt. Und so laufen wir vorwiegend bergauf – doch google ist einfach nicht für Fußgänger gemacht. Durch den Botanischen Garten gibt er uns Wege, die es gar nicht gibt, sagt erst, wir seinen richtig, dann doch nicht, und so sind wir glücklich, als wir endlich den Haupteingang erreicht haben und unser Auto sehen können.
Einen kurzen Abstecher in den Countdown, wir wollen ganz edel kochen: Hähnchengeschnetzeltes mit Champignons in Sauce auf Vollkornnudeln. Dass wir dazu eine Maggi-Schnellsauce nehmen, sei uns verziehen – der Rest ist frisch und das Huhn auch „frei laufend“ – Bio gibt es hier eh kaum und bei Fleisch schon gar nicht.
Auf dem Campground angekommen, ist die zeit dementsprechend vorangeschritten – seist fast halb acht und wir haben noch gar keinen Hunger. So duschen wir erst und lesen ein wenig, bis ich dann mit den Essensvorbereitungen beginne. Um 21:00 essen wir, so spät wie lange nicht – es ist Urlaub, also wen stört es? Und es schmeckt himmlisch!
Kein Wunder also, dass wir heute morgen ohne Frühstück losfahren – unsere Verdauungsorgane waren noch beschäftigt.
Auf zum Tongariro
Nun muss ich wieder über zwei Tage berichten – gestern konnte ich mich zum Schreiben nicht aufraffen – Ich hatte den ganzen Tag Hunger. Das hätte dann so ausgesehen:
Es war so schön – Hunger – Jane wieder zu sehen – Hunger und die Chemie stimmte sofort wieder – Hunger – …..
Ihr versteht dass das irgendwie nicht ging.
Nun hab ich gerade einen leckeren Scone intus, fühle mich satt und zufrieden, das einzige was stört, ist, dass hier im Café als auch aus der Küche Musik ertönt – verschiedene versteht sich. Ich muss mich also etwas mehr in mein Geschreibsel vertiefen, damit es mich nicht kirre macht – ich scheine auch die einzige zu sein, der es auffällt. Ich sitze heute ganz alleine hier – das erste Mal seit Wochen habe ich fast einen Tag alleine für mich. Ich genieße die Reise mit Bernd sehr, spüre immer wieder eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich ihm vor nun fast (Ende März genau) 30 Jahren begegnet bin! Dass ich – und auch er – fast ein Jahr dachte, wir seien nur einfach tolle Freunde unda gaaanz sicher niemals ein Paar, finde ich immer noch erstaunlich. Doch ich weiß, dass Ihr alle es gut nachvollziehen könnt, dass ein paar Stunden ganz alleine einem sehr gut tuen. Heute morgen fühlte ich mich wie früher, als die Kinder zur Schule gingen, und ich wußte, ich habe ein paar Stunden für mich.
Bernd läuft heute das Tongariro-Crossing. Das wollten wir eigentlich gemeinsam machen, aber ganz eignetlich hatte ich keine Lust. Der Track ist sehr anstrengend und ich bekam schon wieder Bekemmungen, als wir das Ausgangsdorf erreichten. Aber der Reihe nach:
5. Januar
Wir treffen wie verabredet Jane zu Hause an, sind durch unsere Pause etwas später als gedacht, aber sie ist genauso relaxed, wie ich sie in Erinnerung habe. Und die Chemie stimmt sofort, es geht Bernd genauso. Es ist locker und unkompliziert. Wir sitzen wegen der Sonne drinnen und trinken einen Tee – mit Kräutern aus dem Garten. Ganz begeistert zeigt sie uns ihr Paradies draußen, sie baut viel an – ihr Grundstück wirkt so richtig naturverbunden und geliebt – aber nicht ober ordentlich und akkurat. Wir freuen uns richtig darauf, zu hause auch mehr anzubauen und ich hoffe schon jetzt auf einen schönen Sommer!
Gerade heute sind alle ihre Kinder da: 2 Jungs im Alter von 15 und 18 und ein zwanzigjähriges Mädel. Ich hatte nicht in Erinnerung, dass ihre Kinder jünger als meine sind, zumal sie älter als ich ist. Aber das ist natürlich auch das typische Schubladen-Denken: Sie ist älter, also müssen ihre Kinder auch älter sein…. So lernen wir alle kurz kennen. Ich bin erstaunt, dass sie alle schon genau wissen, was sie machen werden – der mittlere weiß schon, seitdem er 4 Jahre ist, dass er zu Armee will – und das bei der pazifistischen Mutter. Da er schon so lange daran festhält und auch in seiner Jugend schon diverse Lehrgänge und Freizeiten mitgemacht hat, hat sie sowieso keine Wahl, als ihn seinen Weg finden zu lassen. Und Jane nimmt es supertoll gelassen. Wir sind uns einig, dass wir unsere Kinder gut ihren Weg gehen lassen können, solange sie nicht z.B. rassistisch sind oder andere gänzlich andere moralische Vorstellungen als wir haben. Vielleicht muss ich da natürlich auch anders denken – die Armee in Neuseeland hat mit Sicherheit andere Aufgaben als bei uns. Der jüngere wird Filmemacher, auch das ist sicher. Er hat schon Preise gewonnen. Ich habe nicht verstanden, ob er mit der Schule weitermacht, zumal alle Kinder „Home-Schooling“ machen. Jane selbst ist Lehrerin und hat die Einstellung, dass alle Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen von sich aus lernen wollen und sich ihre Neigungen suchen und dann vertiefen. Wir diskutieren nicht darüber – ihre Kinder zeigen ja den vollen Erfolg, in meinen Augen, soweit ich das in der Kürze beurteilen kann. Sie wirken offen, selbstbewusst, sozial-kompetent. Jane erklärt uns, dass man hier zwar ein Konzept einreichen muss, weil die Regierung Angst hat, dass die Kinder so nicht genug lernen, aber sich dann keiner mehr darum kümmert. Prüfungen müssen sie nicht machen, erst wenn sie auf die Uni machen, müssen sie im Internet irgendwelche Credits sammeln. Was für die Hanna wohl kein großes Problem war, denn sie fängt nach 2 Jahren Auslandsaufenthalt in Europa nun ein Studium in Wellington an.
Es stellt sich nicht die Frage, ob wir über Nacht bleiben, schon alleine, weil sie den letzten Abend in Familie haben- alle fahren gegen 16:00 gemeinsam an den Strand, und wir weiter Richtung Tongariro-Nationalpark, über Whanaka.
Ich kann mich schwer dagegen wehren – ich fühle mich im Auto ziemlich klein. Die, die mich gut kennen, können sich das denken. Alles war so perfekt, nicht im Sinne von Ordnung und so … sondern es wirkte und war echt, unkompliziert und authentisch. Während ich zum Teil meine englische Worte nicht finden konnte, was mich ärgerte … nein, ich bin nicht neidisch, naja, jedenfalls nicht so doll, also vielleicht etwas – aber worauf? Ich weiß es nicht, vielleicht auf die Gelassenheit, auf die innere Ruhe, die Jane ausstrahlt, die ich wohl mein Leben lang suchen werde? Nein, die strahlt sie eigentlich gar nicht aus, vom Temperament ist sie mir eher ähnlich.
Ich brauche einen Moment, um wieder mehr zu mir zu kommen – aber es klappt! Ich muss mir nicht einmal bewusst machen, wie gut ich es habe, sondern das Gefühl ist tief da. Das Wissen, dass jeder seine Päckchen zu tragen hat, man selbst seine eigenen nur am besten kennt, brauche ich nicht abzurufen, es ist da, ohne etwas zu relativieren. Nicht nach dem Motto: na, da ist bestimmt auch nicht alles so toll…. wie ich es früher in mein Bewusstsein rufen musste, damit ich mich nicht so verschwindend gefühlt habe. Ich notiere es als echten Fortschritt! Und : keine Migräne weit und breit zu sehen….
Es geht also nun weiter nach Whanganui, etwa eine Stunde Fahrt. Dort wollen wir auf einem kostenlosen Platz bleiben, finden auch schnell einen, der auch nett liegt. Da wir aber noch öffentliche Toiletten brauchen, fahren wir noch ins Städtchen. Dort finden wir nicht nur die erwünschten – frisch geputzten Klos, sondern auch noch einen schöneren Platz – direkt am Fluss, dort wo ich mich vor drei Jahren mit meiner Nachbarin Els und ihrer Tochter getroffen habe, dort, wo ich Yoga machte. Dort,…. Bernd muss da durch, alle meine Erinnerungen. Abends bei Grease, Outdoor-Kino. Kaffee hier, und da auch…. Dampfmaschinenfahrt.
In dem nahen Kaffee/Bar trinken wir noch ein kleines, (teures), leckeres Bier und lesen.
So kann man einen Zaun auch schmücken…
– erst einmal einen neuen Cappuccino geordert und eine zweite Literflasche Wasser geholt ——
6. Januar:
Wir schlafen fast 10 Stunden, und der Tag kann beginnen! Während Bernd in die Stadt geht, zu den öffentlichen Toiletten, wandere ich durchs gerade geöffnete, wesentlich dichtere Cafe, zu ebenfalls public toilets, die allerdings von der anderen Seite erst geöffnet werden, wenn die dranhängende I-Site öffnet. Ich kenne da ja nichts – und die im Café interessiert es auch nicht. So kann ich anschließend schon mal das Bett zusammenbauen und das Frühstück machen – ein Müsli mit Blick auf den Whanganui-River, dazu einen Tee. Eigentlich wollen wir nach einem anschließenden Gang durch die Stadt, in der wir übrigens zum ersten Mal einen Organic-Shop finden und das erste(!) leckere krosse Brot kaufen, uns wieder auf den Weg machen, aber so schnell mag ich doch noch nicht weg und wieder Auto fahren.
Kross aussehen tun hier viele Brote, aber dieses IST es auch!
Also trinken wir noch einen gemütlichen Cappuccino in dem Café bei der I-Site und lesen. Sehr entspannend, nun bin ich bereit zur Weiterfahrt. Wunderbar.
Noch edler als in Wellington! – Fahrrad-Reparatur-ServiceOhne Worte…
Wir fahren wieder durch eine wunderschöne Landschaft, eine grüne hügelige Gegend, bergauf, mit plötzlichem Blick in die Tiefe. Hügel mit gleichzeitig steilen abfallenden Felsen – eigentlich fast ein Widerspruch, hier aber möglich!
Wir wollen in den Nationalpark und morgen dann die Wanderung machen, das Tonganriro Crossing. 19,4 km, teilweise sehr anstrengend, superschöne Aussichten auf die Vulkane und in einen unglaublichen Vulkanschlund. Die Erinnerung daran spaltet mich – die Aussichten waren toll, aber ich war so unglaublich kaputt danach. Hatte auch viel zu wenig zu essen mit und überhaupt nur wenige Pausen eingelegt. Das wird dieses Mal anders.
Unterwegs kommen wir an einem kleinen Dorf vorbei, in dem offenbar hauptsächlich Maori leben, und das in seinen Unterschieden auffällt: zum einen einen relativ neuen Tennisplatz, gegenüber ein altes Schwimmbad. Baufällige Häuser, dann wieder richtig nette, gut erhaltene, viele verlassener Geschäfte, einige, die sich halten, ein gut aussehender Campingplatz, auf dem laut Schild Kanu-Touren und geführte Wanderungen angeboten werden.
Wir fühlen uns verschwitzt und gehen ins Bad – 2$ pro Erwachsener – wie halten die sich??? Wir sind allerdings nicht nur die einzigen Ausländer, ich denke auch, wir sind die einzigen, die nicht aus diesem Ort kommen.
es ist erfrischend und macht einfach Spaß und duschen können wir auch – kalt, aber immerhin!
Und plötzlich ist er zu sehen, nicht der Tongariro, sondern der Nebenberg- Namen vergessen. Wunderschön! Wir erwarteten hier keine Schneeberge mehr – aber wie Ihr seht:
Und hier: Der Tongariro!
In dem Dorf, von wo der Startpunkt recht gut zu erreichen ist, am einfachsten sogar mit einem Shuttle, bekommen wir keinen Campingplatz mehr. Alles full-booked. Wir beschließen bei einer Pause, dass wir an das andere Ende fahren, dort einen Campground suchen und dann das Auto auf dem Endplatz parken und mit dem Shuttle zum Start fahren. Dann sind wir unabhängiger. Dieser Platz ist näher an einer kleinen Stadt, in der wir einkaufen und überlegen, erst einen Tag später zu wandern und heute einen Top10 aufzusuchen, der 17 km weiter und bereits am Lake Taupo liegt. So gibt es am Abend Nudeln mit frisch zubereitetem Rindfleisch-Geschnetzelten. Dazu ein großer gemischter Salat – lecker!
Bei dem Abendspaziergang am See merke ich deutlich, dass ich eigentlich lieber weiter in den Norden fahren würde als die Wanderung zu machen. Und als Bernd meint, er könne auch die Wanderung alleine machen, ich würde sicherlich auch gerne mal Tag einfach nur chillen und alleine sein trifft er genau meinen Gedanken. Ich mochte das nicht sagen, mir gegenüber nicht einmal zugeben – gestreift hatte mich diese Idee durchaus. Wir beschließen es so und gleichzeitig, dass es doch dann schlau wäre, dass Bernd gleich morgen – also heute – die Wanderung macht. Er sucht seine Sachen zusammen und in mir keimt ein kurzer Gedanke, dass ich doch etwas verpassen könnte – „das hast du doch immer, wenn ich was alleine mache. Aber was sollst du verpassen, du hast es doch schon gemacht?“ – Keim erstickt!
Und so wecken wir uns sehr früh, sprich um 6:00 und ich will ihn bis zum Startpunkt bringen und dann am Ende wieder abholen. Ganz soweit kommen wir allerdings nicht: unser Benzintank zeigt zumindest beim Bergauf-fahren gelbes Licht und ich zweifel, dass ich es vom Startpunkt, der noch ziemlich weit ist, zurück zum Tanken schaffe. Zum Glück haben wir die Abfahrt zum Shuttle vom Endpunkt zum Anfang gerade vor uns – und so setze ich Bernd in den Bus und fahre zurück zum kleinen Städtchen und füttere unser Auto. Es ist kurz vor acht, als ich mir dieses Café suche. Nach drei Stunden werde ich nun meinen Blog noch mit Bildern füttern. Und dann mal sehen….
Ostern beginnt hier wirklich gleich nach Weihnachten – noch früher als bei uns…
7. Januar: Pferderettung – hoffentlich
Da denkt man, man verbringt einen komplett ruhigen Tag, eben wie ich die meiste Zeit, und dann kommt ein Pferd, das einen beschäftigt.
Bevor mir das allerdings begegnet, besuche ich noch nach dem langen Aufenthalt in dem Café eine Ausstellung über Vulkane und Erdbeben in der Touristen-Information. Es ist toll gemacht, und bringt mir die Nordinsel in seiner Beschaffenheit noch viel näher. Die tektonischen Platten, wo sie aufeinander treffen, und wie es im inneren der Erde brodelt. Da ich nicht weiß, wie lange Bernd wirklich für die Wanderung braucht, nehme ich mir nicht die Zeit, alles zu verstehen, obwohl es mich gerade so aufbereitet interessiert.
Es gibt auch einen Film über die beiden schweren Erdbeben in Christchurch 2010/2011, im Abstand von 5 Monaten. Diese Berichterstattungen machen es mir noch einmal deutlich, welche Zustände da geherrscht haben und wie bewundernswert ich es weiterhin finde, dass die Bewohner den Mut aufgebracht haben, alles wieder aufzubauen. Alleine der Gedanke, wie das ganze Zerstörte aufgeräumt wurde, sprengt meine Vorstellungskraft.
In einem kleinen offenen Abteil kann mal die Erdbebenstärke nachempfinden – es ruckelt so, dass ich nicht angelehnt sitzen bleiben kann. Unglaublich, wenn man so etwas „in echt“ erlebt!
Und nun die Pferdegeschichte:
Um 15:30 ungefähr fahre ich los, um Bernd abzuholen. Er hat mit geschrieben, wann e ungefähr am Endpunkt sein wird und ich möchte ihn nicht warten lassen, kann lieber mit meinem Buch Zeit überbrücken. Gleich am Anfang der Straße, die zum Nationalpark führt, steht es ein Pferd, festgebunden am Zaun, Leine circa 6m lang, gerade so, dass es nicht auf die Straße kann. Das hätte mich nicht berührt- wenn es nicht einen Tag vorher genauso da gestanden hätte. Da dachte ich allerdings, dass der Besitzer ja in der Nähe sein müsste und fuhr weiter. Aber heute? Ich wollte nun nicht halten, weil ich eben erst einmal Bernd holen wollte, aber auf dem Rückweg würde ich noch kümmern, das stand fest. Jedenfalls einen Apfel sollte er haben.
Bernd kommt mir bereits entgegen, ist glücklich, dass der nicht nicht den ganzen Kilometer zur Straße laufen muss. Er ist natürlich total erschlagen, hat aber viel gesehen und freut sich dass er die Wanderung gemacht hat. Er wünscht sich nie Dusche- die muss aber leider noch warten. Denn erst ist das Pferd dran, mit Bernds völligem Verständnis. Auch er ist erschrocken, dass das arme Tier immer noch da steht, neben einem leeren Trog.
Ich gebe ihm erst einmal einen Apfel, maulgerecht (heißt es beim Pferd eigentlich Maul?) geschnitten. Gut, dass er den dankbar annimmt, da hätte ich auch nichts anderes erwartet. Ich hole eine Flasche Wasser aus dem Wagen, und schon beim Einfüllen fängt er an zu saufen, so schnell kann ich nicht hinterher kippen. Ich fülle insgesamt 4 l hinein, mehr habe ich nicht, und ich glaube, das 10-fache hätte nicht gereicht.
Der Hengst tut mir so leid, und ich werde mich kümmern. Also biegen wir wieder in den Ort ab, ich frage an der Tankstelle nach, an wen ich mich wenden kann und der nette Mann empfehlt mir den „District Council“ hier, wohl eine Art Gemeindeverwaltung. Die Frau dort gibt mir eine Telefonnummer des Tierschutzbundes, sie selbst könnten da nichts machen. Zum Glück können wir ja telefonieren mit unseren Handys, aber dort sind wir zu spät, das Büro ist nicht mehr besetzt. Angeblich würden wir weitergeleitet, aber es passiert nichts. Wir wandern zur Polizei, in der Hoffnung, da jemanden zu erreichen. Doch die hat seine 10 Minuten geschlossen, eine Telefonnummer ist angegeben, neben der „Emergency 111“, bei der aber auch niemand reingeht. Als ich um das Haus gucke, weil doch eben ein Polizeiwagen vorbeigefahren ist, vielleicht hat er ja geparkt, sieht mich ein Officer und kommt nach vorn. Wir schildern dem wirklich netten freundlichen Mann unser Anliegen und er verspricht, sich darum zu kümmern. So können wir beruhigt fahren und steuern nun den nächsten Campingplatz an, nicht zu weit, damit mein Mann seine wohlverdiente Dusche bekommt!
Der Campground hat mittlere Bewertungen, aber wir brauchen ja vorwiegend eine Dusche. Wie erstaunt sind wir, als der Besitzer mehr Geld als für einen TOP10 verlangt? Bernd und ich gucken uns an und ich erkläre, dass ich sehr überrascht bin über den Preis, weil wir normalerweise höchstens 40$ für beide zahlen. Na gut, wenn das so ist, ich sollte es keinem weitersagen, er würde uns den Platz dafür lassen, also 40$. Wieso habe ich nicht 30 gesagt??
Der Platz ist seine 40$ nicht wert. Er liegt zwar ruhig am See, hat aber gerade mal zwei Duschen pro Geschlecht – und da ist das nun immer mit ausgeschriebene dritte nicht mit eingerechnet!. Und die sind auch noch schlecht – entweder man verbrennt sich bei einem ganz dünnen Wasserstrahl oder man muss kalt duschen. Ich bekomme es immerhin auf lauwarm, also mehr lau als warm. Die Toiletten sind sauber – aber durch offenbar eisenhaltiges Wasser so braun, dass sie eben nicht mehr sauber aussehen. Immerhin ist die Küche wunderbar, und da bereite ich dann unser Abendessen zu , dessen Zutaten ich extra eingekauft habe damit Bernd abends eine anständige Mahlzeit bekommt! Ja, manchmal kann ich eine richtig nette Ehefrau sein!
Und es gibt immerhin nette Bilder von Campground und von der Umgebung, gerade nach einem kurzen Regen…
Spieglein, Spieglein an der Wand….
Nach einem kurzen Gang an den See machen wir uns auch schon bettfertig, freuen uns auf einen zeitigen Schlaf! Aber pustekuchen – bis nach Mitternacht sind wir immer wieder am Mücken-killen, die sich offenbar beim Betten-machen eingeschlichen und versteckt haben und nun einzeln rauskommen, immer wenn wir einschlafen wollen. Haben die Nummern gezogen? Fenster sind alle zu, es ist zum ….. unser Van entwickelt sich zum Leichenwagen und wenn ich nicht wüsste, dass alle Fenster zu sind, würde ich denken, die Verwandten kommen, um sich zu rächen. Aber auch aus anderen Autos höre ich das Schlagen an die Decke… Tja, Pferde möchte ich retten, bei Mücken ist das schon anders… und ich fühle, dass die Pferde-Geschichte auch noch nicht beendet ist.
Heute morgen gibt es nun zwei Möglichkeiten nach dem Frühstück: entweder zum Pferd und gucken, ob etwas passiert ist oder weiter nach Taupo, unser nächstes Ziel. Ihr könnt Euch denken, wie ich mich entscheide. Wir füllen alle Flaschen mit frischem Wasser (5 mal 1,5 l) und fahren zurück. Das Pferd steht immer noch da, ich hab es fast so erwartet. Es wiehert, als wir näher kommen – und trinkt so schnell, dass wir schon überlegen, ob der Trog doch ein Loch hat. Die fünf Flaschen sind schnell weg und wir halten den Behälter schräg, damit es alles bekommt. Das Seil ist fest um den Hals, ich kann es auch nicht lockern. Statt dessen könnte ich heulen. Immerhin kann es trinken … mehr können wir erst mal nicht machen, der Weg, um mit ihn in den Ort zu laufen, ist zu weit. Abmachen wäre zu gefährlich wegen der großen Straße. Aufgeben? Sich auf die Polizei verlassen? Nein! Ich habe in meinem Leben nahezu nichts mit Pferden zu tun gehabt und hab von ihnen wirklich keine Ahnung, bin eher zögerlich, an eines heranzugehen. Aber hier? Ich bin langsam in meinem Bewegungen, damit es sich nicht erschreckt, aber ich streichle es, stehe dicht bei ihm.
Zurück im Ort, schweren Herzens, gehen wir erneute zur Polizei und haben nun einen anderen Officer vor uns. Nach unserer Schilderung sagt er uns nett und freundlich, aber genau so klar, dass die Polizei her erst zuständig ist, wenn das Tier am Straßenrand verendet. Und dass das leider in diesem Bezirk häufig vorkommt. Ich bin geschockt. Hat denn der nette sympathische Officer von gestern, uns nur beruhigen wollen, als er versprach, sich zu kümmern? Von wegen, Touristen, die wollen wir mal nicht aufregen, sollen sich nicht mit solch üblen Sachen belasten? Nicht mit uns, mein Lieber, wir bleiben am Ball! Der Polizist rät uns auch, noch einmal beim Tierschutzbund anzurufen, je mehr sich melden, desto besser!
Und so sind wir erst einmal in dieses Café gegangen, in dem ich gestern bereits den Vormittag verbrachte, und ich habe ausführlich mit einer Dame vom Tierschutz gesprochen. Die ließ sich alles genau beschrieben, fragte nach, wie schnell das Pferd denn getrunken hatte, und ließ sich den Ort genau beschreiben. Ich schickte ihr dann noch gemachte Fotos und habe nun das Gefühl, dass sich gekümmert wird. Noch einmal werde ich nicht nachsehen können. Und mehr kann ich nicht machen – außer ich eröffne hier eine Farm für ausgesetzte Pferde – und das ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet…. Außerdem möchte ich ja doch zurück zu Euch!
8. Januar: Taupo – ein wunderbarer Ort
Nach dem Kaffee gestern geht es dann weiter nach Taupo, die Strecke von 60 km ist überschaubar. Das Pferd liegt mir weiterhin etwas auf dem Magen, doch natürlich muss ich einsehen, dass ich nicht mehr machen kann. Trotzdem….
Um wieder mehr Fahrpraxis zu bekommen, fahre ich mal wieder. Meistens sitzt Bernd am Steuer – ich finde es so angenehm, und ihm macht es nichts aus. Und die Gangschaltung ist echt schwierig, der dritte will bei mir nicht so richtig reingehen. Ich schalte immer erst in den Vierten, dann geht auch der dritte – falls ich ihn noch benötige. Aber ich merke schon, dass man sich mehr ans Linksfahren gewöhnt, wenn man selbst am Steuer sitzt. Beim letzten Wagen hatte ich Automatik, es ist schon ungewohnt, mit der linken Hand den Schaltknüppel zu bedienen, der dann noch genau in die Richtungen geht wie in Deutschland . Man muss also doppelt umdenken…
Das Wetter ist immer noch traumhaft! Und so werden wir von dem großen tiefblauen See empfangen.
Wir werden hier auf jeden Fall kostenlos übernachten, aber wo, das bleibt noch offen. So müssen wir uns auch nirgends anmelden.
In der I-Site erfahren wir, wo wir den Parkplatz finden, um die Wanderung zu den Huka-Falls zu machen, der direkt an einer Badestelle vorbeiführt, in die eine heiße Quelle führt. Ich erinnere sie gut vom letzten Mal – es war wie in einer Badewanne zu liegen, die langsam kühl wird und man erneut heißes Wasser zulaufen lässt. Die Dame freut sich, dass ich diesen Ort bereits kenne und erzählt, dass er inzwischen vergrößert wurde und es auch dort Toiletten gibt. Er sei aber immer noch kostenlos.
Und wirklich – aus dem kleinen Badeplatz ist ein wesentlich größerer geworden, immer noch gemütlich, aber mit leichteren Möglichkeiten, hinein- und herauszukommen. Außerdem richtig gute Toiletten und eine Umziehe-Möglichkeit, die wir aber nicht benutzen. Natürlich ist es recht voll, aber gerade als wir kommen, verlassen mehrere das Wasser und eine Menge kommen nach, als wir gerade gehen wollen. So ist es angenehm, nicht zu voll, gerade in Ordnung. Bernd ist wie ich total angetan! Diese Badestelle, das muss ich dazu sagen, befindet sich in dem Fluss, aus dem sich dann später die Huka-Falls ergeben – er ist eiskalt und hat eine starke Strömung. So nehmen wir „Wechselbäder“ – an der Quelle ist das Wasser so heißt, dass die Haut anfängt zu kribbeln, ich schätze, es hat 39 Grad. Je weiter wir uns vom einlaufenden Wasser entfernen, umso kälter wird es, bis es dann richtig eisig ist. Da müssen wir auch aufpassen – die Strömung zieht einen so mit, dass man es nicht schafft, gegenan zu schwimmen. Eine Schwimmerin macht nahe am Ufer richtiges Training – sie schwimmt die ganze Zeit gegen die Strömung, kommt weder vor noch zurück – sie ist wirklich schon gut trainiert.
Bernd verlässt das Bad vor mir und macht noch Fotos, danach gehen wir dann beide – wieder zum Auto.
Auf eine Wanderung, die mit 45 Minuten one way ausgeschrieben ist, haben wir eigentlich gar keine große Lust und man kann zu den Wasserfällen auch mit dem Auto kommen. Also angeschnallt und ein paar Augenblicke später sind wir auf dem Parkplatz für Fußfaule und bewundern das strömende, laut tosende Wasser. Da ich hier keine Videos rein stelle – die Zeit nehme ich mir einfach gerade nicht- können diejenigen, die bei Facebook sind, ein oder zwei ansehen – dort sind leicht einzustellen.
Durch die plötzliche Enge, in die das Wasser gepresst wird und dann noch durch den stärkeren Höhenabfall kommt es zu diesem Wunderwerk. Die Geschwindigkeit ist enorm: 200.000 Liter pro Sekunde fließen hier – ich frag mich, wo das ganze Wasser herkommt und wo es hin will. Gleich nach dieser Enge wird der Fluss wieder breit und dementsprechend schnell wieder ruhiger. Aus dem Grunde können Boote auch sehr dicht heranfahren. Um diese Uhrzeit sind aber keine mehr da.
Eine der heißen Quellen
Inzwischen ist es mindestens Abendessens-Zeit und wir haben noch keine Ahnung, wie wir unsere Mägen füllen. Hunger hab ich, oh ja. Und dementsprechend wenig Muße darüber nachzudenken, wie ich dem entgegenwirken kann. Ganz pragmatisch entscheiden wir, uns eine „Take-away-Pizza“ zum Teilen zu ordern. In der Viertelstunde, die wir warten müssen, schnippelt Bernd einen leckeren Salat und ich kaufe im nahe liegenden Laden Eiswürfel und noch zwei,drei Sachen, die uns fehlen.
Direkt am Parkplatz ist eine Bank, die Stadt ist inzwischen sehr ruhig und so haben wir ein wunderbares Abendessen! Schnell, lecker und genau richtig in der Menge.
Abendessen
Nun geht’s es zum inzwischen gewählten Schlafplatz – ein riesiger Platz direkt am See, 5 km vor Taupo. Von der Innenstadt eine Kurve weiter sind wir bereits wieder am See – und hier tobt das Leben. Restaurants, Kneipen, Strand – alle Örtlichkeiten sind brechend voll, wir können es kaum fassen. Der Strandweg ist gepflastert von fotografierenden Menschen und wirklich, der Abendhimmel ist grandios. Wir halten schnell in einer nicht ganz legalen Parkbucht und gesellen uns mit unseren Apparaten dazu – so ein schöner Sonnenuntergang! Die Sonne ist gerade hinter dem Berg verschwunden und taucht alles in ein tiefrotes Licht. Die Berge im Hintergrund sehen in ihrer Blässe im Kontrast dazu wie eine kitschige Postkarte aus! Wunderschön!
Der Campingplatz ist schon ziemlich voll, trotzdem er soviel Platz bietet, findet sich kaum noch ein Schlafplatz, an dem man gerade steht. Doch wir haben Glück, sind zwar nicht direkt am Wasser, aber das macht ja gar nichts. Es gibt ein Plumpsklo, ist dementsprechend auch nur für self-contained Camping-Vans und kostenlos. Solange wir noch etwas sehen können, machen wir schnell unser Bett und begeben uns auch nach einem kurzen Gang an den See hinein.
9. Januar: Noch einen Tag in Taupo
Um mich herum dampft und qualmt es- und es riecht nach Schwefel! Wir sind in Rotorua gelandet. An jeder Ecke ist die Erdaktivität spürbar, und wenn es nur durch den Geruch ist.
Doch mit dem Bericht bin ich erst bei dem gestrigen Tag. Es ist Mittwoch Morgen, viertel vor sieben, als ich nach einer kurzen Nacht aufwache. Ich konnte einfach nicht schlafen, es ist stickig im Auto, trotz geöffneter Fenster, das Bett ist verwuschelt, immer wieder geht die eine Gardine auf und ich höre dicke Laster von der Hauptstrasse. Ich mache autogenes Training, versuche zu meditieren – nichts hilft. Irgendwann liegen meine Nerven ziemlich blank – ich will nach Hause! Bernd wird wach und fragt, weshalb ich so unruhig bin. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, als ich anfange zu weinen, weil „alles blöd“ ist. Weinen ist auch etwas untertrieben, Sturzbäche trifft es eher. Bernd hört mir in seiner Ruhe zu, hat Verständnis und findet es mal wieder alles nicht so schlimm – nicht, dass er nun wach ist, nicht, dass ich so weine, nicht, dass er nun wach bleiben wird und mit mir erzählt. Ich beruhige mich langsam, und wir erzählen bestimmt noch eine Stunde, kommen vom jetzigen Urlaub zu frühere, auf Situationen, die wir besonders erinnern, die nicht geplant waren und übers Leben überhaupt. Solche Nächte sind besondere Nächte – und lassen sich auch nicht planen…
Es ist weiterhin warm, Bernd schläft wieder ein, während ich noch ein wenig auf dem Handy lese. Dann schlafe ich auch wieder ein – und wir sind morgens trotzdem ausgeruht.
Der Lake Taupo ist ein sehr klarer See und wir machen uns mit einem Handtuch und Badezeug bewaffnet zum Frühschwimmen. Ach, ist das erfrischend, wunderbar! Nicht zu warm, nicht zu kalt, einfach nur schön!
Wir schwimmen ein paar „Runden“ und fühlen uns wie frisch geduscht. Perfekt – der Tag kann beginnen.
Das Bett ist schnell zusammen gepackt und wir fahren ins Städtchen für unseren ersten Kaffee und endless water…
Anschließend geht es erst einmal in die Bibliothek, WLAN und Strom nutzen. Wir lassen gleich zwei Bücher da, die wir gebraucht in der Nelsener Bibliothek gekauft haben, die können sie gleich weiterverkaufen – und wirklich, wenige Minuten finde ich sie bereits auf dem Verkaufsstand. Gute Wiederverwertung!
Weil wir die Stromschnelle, die „Aratiatia Rapids“ heute ansehen wollen, die ja nur vier am Tag geöffnet werden, machen wir uns auf dem Weg, um um 12:00 sie sehen zu können. Es ist immer wieder beeindruckend: da werden zwei riesige Tore geöffnet und es schießt das Wasser heraus, füllt die ersten Becken, rennt weiter, füllt das nächste und wird zu einer unglaublichen Stromschnelle. Bernd und ich sind auf verschiedenen Aussichtspunkten, noch haben wir die Bilder nicht verglichen. Ich zumindest kann mich wieder nicht satt sehen, Wasser hat eine unglaubliche magische Anziehungskraft auf mich, und mache Fotos und Videos, als gäbe es kein Morgen mehr, und vor allem nie wieder Wasser. Und dabei hab ich die doch exakt vom letzten Mal, da wird sich nichts geändert haben, aber vielleicht ja doch?
Bevor es losgeht, heulen 3 mal im Abstand von 3 Minuten Sirenen auf, dann öffnen sich die zwei Tore und bis zu 90.000 l pro Sekunde schießen heraus. Das Aratiatia – Kraftwerk ist das erste von einer Kette von 8 Laufwasser-kraftwerken am Waikato. Diese Stromschnellen werden allerdings nur geflutet, vier mal am Tag, weil die Stromschnellen eine große Touristen-Attraktion sind.
Weil wir ja früh aufgestanden sind und nur wenig gefrühstückt haben, haben wir Hunger und fahren wieder ins Städtchen. Bei einem Thailänder genehmigen wir uns Lunch- und bei der Wärme gibt es nicht besseres als kaltes Zitronenwasser dazu – und das wird gleich selbstverständlich mit auf den Tisch gestellt. Es erstaunt mich immer wieder, wie selbstverständlich Wasser hier überall ist. Es ist absolut kein Problem, dass man nichts anderes zum Trinken dazu bestellt. Und so wird es nicht arg teuer – was uns dazu bewegt, gleich darauf den Cappuccino in der Nachbarschaft zu uns nehmen. Wir lesen und lassen es uns richtig gut gehen. Bevor wir uns aufmachen, telefoniere ich kurz mit Björn, der gerade auf dem Weg zu einer Freundin ist und schreibe mit Sven, mit dem ich mich für ein Abendtelefonat verabrede. Denn wir wollen jetzt los zu den „Craters of the moon“ . Sven ist inzwischen in die WG zu Björn gezogen, da wurde gerade ein Zimmer frei und so wohnen die beiden noch einen Monat zusammen, dann kommt Björn ja wieder nach Deutschland.
Die Mondlandschaft besteht aus einer dampfenden Landschaft – überall sind Löcher, aus denen es brodelt und qualmt. Der Eintritt ist mit 8$ moderat- und es müssen die Wege ja immerzu kontrolliert und ausgebessert werden. Man sollte besser nicht vom Weg abkommen – der Boden könnte überall dünn und brüchig sein, und ein Einsacken wäre bestimmt kein Spaß! Wir sind eben in einer sehr vulkanigen Landschaft! Der Rundweg dauert eine knappe Stunde, dann sind wir im Ausgang, völlig verschwitzt durch die Schwüle der Lust zuzüglich der Wasserdämpfe.
Wir brauchen eine Dusche – oder ein Bad. Bevor ich also mit Sven telefoniere, springen wir in den wunderbaren See und kühlen uns ab. Was für ein Luxus, wenn der See direkt greifbar ist. Da er sich aus einem ehemaligen Vulkanschlund gebildet hat und die Erdwärme schließlich hier immer aktiv ist, kühlt er selbst im Winter nicht sonderlich aus. Die Wärme spürte ich durchaus an den Füßen – wie eine angenehme Fußbodenheizung im Schwimmbad!
Unser Abendessen nehmen wir in Form von Brot mit Aufschnitt am Rande des Parks ein – wir können fast am Bank und Tisch parken und haben es sehr gemütlich. Beeindruckend finde ich die Schaukel direkt hinter uns für Rollstuhlfahrer:
bevor es dunkel wird, steuern wir unseren Schlafplatz von gestern wieder an, finden auch jetzt einen Platz, auf dem wir gerade stehen und machen uns bettfertig. Eine kurze Runde Lesen – dann schlafen wir- wunderbar bis zum nächsten Morgen!
10. Dezember: Rotorua
in dieser Nacht habe ich wunderbar geschlafen! Und eigentlich wollen wir wieder ein Frühbad nehmen, aber Bernd ist eher nach einer Dusche und meine Haare würden sich auch darüber freuen. In Taupo kann man öffentlich duschen, nein, das ist nicht ganz richtig ausgedrückt – gibt es öffentliche Duschen, 4 min zum Preis von 2,50$. – 50 Cent allerdings, um überhaupt in den Toilettenbereich hineinzukommen.
Wir parken direkt davor, suchen unsere Sachen zusammen und zum ersten Mal in einem Leben benutze ich eine öffentliche Dusche – ist gar nicht so viel anders als die auf dem Campingplatz, supersauber. Und die vier Minuten reichten gut aus – ich hatte aber für den Fall der Fälle ein weiteres 2$ Stück bereit…
Frisch und sauber beginnen wir nun den Tag, in dem wir in dem Café von gestern ein kleines Frühstück zu uns nehmen und uns anschließend auf den Weg nach Rotorua machen. Ich hoffe so, dass ich die Stelle mit den Matsch-Löchern finde, aus den es brodelt und qualmt, dass man denkt, man sei im Harry-Potter-Film.
Und wirklich, bald kommt die Abzweigung von der Hauptstraße, an die ich mich erinnere, sie führt eigentlich zu einem großen Thermalbad. Zunächst geht es aber an einem kleinen Pool vorbei, in dem beim letzten Mal ganz viele saßen, heute aber nur einer – ebenfalls wie nahe der Huka Falls ein heißer Zufluss in einem, in diesem Fall, kleinen kalten Fluss. Wir testen das Wasser mit den Unterschenkeln , das reicht uns und wir fahren dann weiter.
Die Schlamm-Monster lassen nicht lange auf sich warten – schon bald kommt die Ausschilderung „Mud-Pools“ und schon sind wir an diesem blubbernden, matschigen Areal, gut eingezäunt, damit wirklich keiner hinein fällt. Ich kann mir vorstellen, dass man sich wirklich schwerste Brandverletzungen holen würde. Wir kommen aus dem Fotos- und Videos-Machen gar nicht raus, man möchte doch gerade dann abdrücken, wenn der Schwall am höchsten ist.
Das ist Farbaufnahmen!:-)
in Rotorua stinkt es heute zwar nicht sooo doll wie wenn es Regenwetter ist, aber der Schwefelduft ist trotzdem latent überall. An einem Park wollen wir Pause machen, haben ziemlichen Hunger und freuen uns auf ein Müsli. So suchen wir uns einen Schattenplatz, bauen Tisch und Stühle auf und bereiten alles zu. Nervig ist nur, dass es immer wieder Autofahrer gibt, die ihren Motor anlassen, während sie Pause machen. Mich nervt es und ich kann mich nicht daran gewöhnen – die Abgase stinken und der Lärm nervt!
Wir wandern mit unseren Utensilien zehn Meter weiter und da stinkt es zumindest nicht mehr.
Satt und zufrieden machen wir nun einen Gang durch den recht großen Park, in dem ebenfalls lauter Löcher und sogar ganz heiße Seen gibt, die zwar eingezäunt sind, damit man nicht zu nahe kommt, aber gut sichtbar. Es ist unfassbar, wie viel Energie hier einfach aus der Erde kommt und „verpufft“. Ein kleines Loch, umrandet von Steinen, ist offen und ich fasse zum Spaß mal in das heraus-sprudelnde Wasser – nur ganz kurz! Ich schätze, mit der Hitze kann man sich einen Tee aufbrühen, vielleicht nicht gleich einen schwarzen, aber einen grünen bestimmt. Ich schätze die Temperatur auf 70-80 Grad, nicht zum Baden geeignet. Auf einem Holzsteg an dem See muss ich meine Füße während des Fotografierens immer wieder bewegen – der Wasserdampf kommt durch die Ritzen und ist richtig heiß!
Pukeko
Pukeko mit Jungen
Nachdem wir nun noch in der Stadt einen leckeren ( ihr erinnert natürlich: hier gibt‘s nur leckere!!) Cappuccino zu uns genommen haben, wollen wir unseren Schlafplatz suchen und von dort aus noch auf einen abendlichen Markt gehen. Der wird nämlich schon gerade aufgebaut. Und der self-contained-Platz liegt recht zentral. Aber von wegen – es sind alle Plätze belegt, das hatte ich nicht erwartet, so spät ist es doch gar nicht. Trotzdem, da hilft kein Klagen und kein Hoffen, wir fahren weiter und suchen kurzerhand einen Top10 auf, obwohl wir heute morgen geduscht haben. Der ist zwar unerhört teuer hier, aber wir haben keine Lust, weiter zu suchen, ich bin müde und kaputt. So springe ich nach einer kurzen Ruhepause unter die Dusche und bin danach wieder fit genug, um auf den Abendmarkt zu gehen bzw. fahren. Der Top10 liegt ein wenig außerhalb und so weit mag ich heute nicht mehr laufen.
Es herrscht viel Trubel in der Stadt. Dieser Abendmarkt findet jeden Donnerstag Abend statt und es wird neben Kunst und Schnickschnack viel zum Essen angeboten, dazu gibt es an beiden Enden Live-Musik. Richtig nett.
Viel Hunger habe ich nicht, daher essen ich bei Bernds thailändischem Nudelgericht etwas mit und wir sind beide glücklich gesättigt.
Ist das nicht ein gemeiner Straßenname? Fehlt nur das Leerzeichen….
11. Januar: Rotorua – ein Worpsweder Treffen
Es muss im Sommer 2018 gewesen sein, denn wir saßen im Sonntag in Worpswede (für alle Nicht-Worpsweder: es ist kein Schreibfehler: das Sonntag ist eine tolle Kneipe, in der man auch super eine Kleinigkeit essen kann) – wahrscheinlich war es aber auch an einem Sonntag – draußen, trafen Bekannte, die mit dem Bruder des Mannes dort waren., und setzten uns dazu. Wir erzählten von unserer geplanten Reise und brachten Jörg offenbar auf den Geschmack, etwas Ähnliches in Angriff zu nehmen. Der Gedanke wuchs in ihm, wir trafen die drei noch manches Mal dort – bei uns ist es eine Art Ritual geworden, das Wochenende mit einem Bier im Sonntag zu beenden, gerade solange man draußen sitzen kann. Wir tauschten die Handy-Nummern aus – wir wollten mal sehen, ob wir nicht in Neuseeland einen gemeinsamen Kaffee trinken können.
Und nun ist es soweit, aber der Reihe nach…
Wir beginnen den Tag nach einem schönen Frühstück auf dem Campingplatz – Bernd macht uns ein englisches: Toast mit Speck und Eiern – mit einem Waldspaziergang. Dazu fahren wir in den Redwood-Forest und entscheiden uns für einen etwa einstündigen Weg. Es ist wunderbar, entspannend, ein Traum, Balsam für die Seele. Der Weg verläuft auf einem weichen Waldboden, riesige Bäume um uns herum, nicht so dicht, so dass sie nicht einengen und auch genügend Licht durchlassen, aber natürlich ganz viel Schatten spenden und für eine angenehme Kühle sorgen. Ich bin mit leichten Kopfschmerzen heute aufgewacht, daher tut dieser Gang mir besonders gut.
Spiegelungen
Wir unterhalten uns gar nicht viel, genießen einfach jeder auf seine Weise.
Und ich bin die einzige, die den Anweisungen folgt – nur alle schaffe ich alleine nicht:
Nun wollen wir uns noch ein Maori-Dorf ansehen, gucken uns erst noch die mitgenommenen Prospekte durch und entscheiden gegen die angebotenen Veranstaltungen. Es sind nicht die Kosten, die uns abhalten, es ist das touristische. Ich würde zwar gerne mal erleben, wie sie ihre traditionelle Gerichte zubereiten, sie garen sie unterirdisch, und ihre Tänze finde ich beeindruckend – aber so extra in der Krieger-Kleidung, ich weiß nicht. Da kann ich mich nicht so für begeistern. Bernd geht es genauso. Vor drei Jahren sah ich eine Aufführung im Rahmen einer Weihnachtsveranstaltung. Das war anders, denn ich war die einzige Ausländerin, die nicht aus dem Örtchen kam. Alle anderen waren Einheimische.
Wir fahren also in die Stadt, parken unser Auto in einem Parkhaus, so dass wir nicht so auf die Zeit achten müssen, und wandern zum Maori-Dorf, das man auch einfach so ansehen kann. Leider können wir das Versammlungshaus nur von außen bewundern, aber ich habe eine Kopie davon im Te Papa-Museum in Wellington gesehen. Es ist schade, dass ich es nicht fotografieren durfte, das war dort verboten. (Ich habe es sogar versucht, aber innen saß ein maorischer Aufpasser, der mich lautstark ermahnte -und den ich nicht gesehen hatte… )
Im Prospekt hingegen steht extra für die bezahlten Touren, dass man auf keinen Fall seinen Fotoapparat vergessen sollte – also darf man dann Bilder machen. Na gut.
In diesem Dorf war ich eben vor drei Jahren auch, hatte damals noch so nett mit der Maori-Frau in dem Shop erzählt und ihr Smartphone-Unterricht gegeben – ihr gezeigt, was „das Ding, das sie eigentlich doch gar nicht brauchte, die Kinder ihr aber angeschnackt hatten“, alles konnte und sie so in wahre Begeisterungsstürme gebracht. Die Kette, die ich von ihr als Dank geschenkt bekam, trage ich heute. Eine kleine Hoffnung hege ich, dass ich sie treffen könnte, aber erstens ist der Shop nicht mehr im gleichen Gebäude, zweitens sitzt ein muskulöser Maori-Mann an der Kasse. Ich kann ihn mir gut in einem Kriegstanz vorstellen – und möchte auch nicht wirklich eine ernste Meinungsverschiedenheit mit ihm haben. Natürlich erklärt er mir sehr nett und freundlich, dass die Schule umgezogen ist, in ein größeres Gebäude, und daher nun der Shop hier und nicht mehr unten ist. Da ich den Namen der netten Frau nicht mehr weiß, kann ich nicht nach ihrem Verbleib fragen. Vielleicht hätte sie ja heute Nachmittag Dienst. That‘s life. Hätte ich gewusst, dass ich so schnell hierher zurückkehren würde, hätte ich ihren Kontakt nicht gelöscht. Hätte, hätte….
Und mittendrin eine Kirche
direkt in der Wohnsiedlung wieder ein heißer Teich
Wieder einmal bin überrascht, dass direkt an den Wohnhäusern heiße Quellen verlaufen, sprudeln und nicht abgesichert sind. Passiert den Kindern denn nie etwas? Cool ist, als uns ein Einheimischer mit seinem Sohn auf Fahrrädern entgegenkommt und ihm etwas zuruft, was wir überhaupt nicht verstehen können – uns grüßt er mit „Kia Ora“ , der maorisiche Willkommensgruß! Wie schön, zu erleben, dass sie Sprache wirklich lebt! Überall in Rotorua steht alles auf beiden Sprachen. Hier leben viele Maoris, richtig toll!
Nun sind wir wirklich viele Schritte gelaufen und suchen uns ein nettes Café, in dem wir lesen, schreiben und chillen. Bis… zunächst ist es wirklich richtig schön, aber dann kommt ein Obdachloser entlang, der mir vorher auch schon mal aufgefallen war, ging in den daneben liegenden Hauseingang und kehrte wenige Minuten später zurück. Seitdem riecht es gelinde gesagt, sehr unangenehm. Ich denke erst, dass er es sei, aber geht weiter und es stinkt weiterhin. Der Abfluss an der Straße? Nein, als ich aufstehe, um aufs Klo zu gehen, sah ich, was er im Hauseingang gemacht hat. Ich werde es eurer Fantasie überlassen, mir wird jedenfalls total übel. Klar kann ich mich nicht mehr wieder dahin setzen. Man erlebt eben auch unschöne Sachen auf so einer Reise.
Noch während wir lesen, habe ich Jörg, mit dem wir immer mal sporadisch Kontakt haben, das letzte Mal Silvester, angeschrieben, wo er denn inzwischen sei. Er befindet sich im Bus auf dem Weg nach Rotorua – was für ein witziger Zufall. Wir wollen zwar heute noch weiterfahren, das hat aber Zeit bis zum späteren Nachmittag. Jörg will sich melden, wenn er sein Hostel bezogen hat.
Unser nächstes Ziel ist eh die Bibliothek, in der wir erst noch eineinhalb Stunden verbringen, und dort treffen wir uns dann. Unten gibt es Kaffee, mit dem wir uns gemütlich nach draußen setzen, gerade sind Sitzkissen unter einem Sonnenschirm frei geworden. In der prallen Sonne kann man es noch nicht aushalten. Witzig, dass bei beiden meiner Neuseeland-Reisen etwas Worpswede dabei ist: letztes Mal das nette Treffen mit meiner damals noch Nachbarin Els (inzwischen ist sie weggezogen, zum Glück aber in Worpswede geblieben), und nun eben dieses mit Jörg.
Wir schnacken ungefähr eine Stunde, haben es nett berichten von unseren unterschiedlichen Erlebnissen. Jörg reist mit dem Bus und erlebt natürlich ganz andere Dinge als wir. Die Busse hier kutschieren die Backpacker zu den unterschiedlichsten Orten, halten dabei durchaus auch mal an unterwegs liegenden Sehenswürdigkeiten. Gerade wenn man nicht so viele Wochen hier unterwegs ist oder das Risikos des Auto-Kaufens nicht auf sich nehmen möchte, ist das eine tolle Art zu reisen und viele Kontakte aus aller Welt zu bekommen.
„Happiness is a cup of coffee and a good book“
Wir fahren nun weiter – Ziel ist die Ostküste. Da ich aber nun nach meinem Cappuccino fast die dritte Flasche Wasser leer habe und Bernd allmählich Hunger bekommt, berichte ich später oder morgen weiter…
20:15 Uhr – wir sind inzwischen in Whangamata
Eigentlich wollten wir hier nur einen Zwischenstopp einlegen, nun sind wir geblieben.
Nach unserem Treffen mit Jörg fahren wir nun wirklich weiter, ohne Ziel. Wir wollen mal sehen, wie weit wir kommen. Langsam aber sicher melden sich meine Kopfschmerzen von morgens wieder. Ich habe nun auch noch meine Regel bekommen – hört das denn nie auf??? – und dann bin ich eh anfälliger für Migräne. Ich fackele nicht lange und nehme meine Dröhnung – eine Anti-Migräne- und eine entzündungshemmende Schmerztablette. So bin ich nach 20 min jedenfalls schmerzfrei und eine weitere halbe Stunde später auch von der Migräne erlöst. Bis dahin mämpfe ich besonders mit dem ganzen Sonnenlicht, das mich bei Migräne besonders stört. Wir sind an der Ostküste gelandet und wollen nun einen Schlafplatz suchen – kostenlose gibt es in Mengen, sollte also nicht so schwer sein. Doch pustekuchen – je Platz darf man gerade mal 2-3 Plätze zum Übernachten besetzen. Keine Ahnung, warum… Und die sind natürlich schon voll, die Küste ist sehr beliebt, besonders an einem Freitag Abend! Wir ändern unseren Plan und fahren weiter nach Tauranga, dort sind zumindest drei hintereinander zum Abklappern. Und schon beim ersten – siehe da- neben dem Wohnmobil ist der Platz noch frei! Hurra, was bin ich glücklich! Die Toilette ist nicht weit und hat bis 21:00 geöffnet, also schnell etwas gegessen, ich nur wenig, das sind noch die Folgeerscheinungen, dann das Bett gemacht, Zähne putzen – fertig. Der Platz ist direkt an einem großen Kinderspielplatz. Erst ist noch lebhaftes Treiben, aber hört bald auf. Dann und wann kommt noch ein Auto angefahren, als ich schon im Bett liege, manchmal mit etwas lauter Musik, aber die bleiben nie lange. Und so schlafe ich tief und fest – bis wir um 6:30 !!!! von superlauter Popmusik geweckt werden! Meine Güte, was für ein Depp, Idiot, Blödmann! Ich sehe aus dem Fenster- zwei junge Leute, die ihr Hab und Gut zusammenpacken und ins Auto verstauen. Wahrscheinlich haben sie hier übernachtet und hauen lieber ab, bevor möglicherweise noch kontrolliert wird – es ist nämlich nur ein einfacher PKW – weit entfernt von self-contained. Und das kann teuer werden. Trotzdem – haben die denn noch nie das Wort „Rücksicht“ gehört? Empathie? Mitdenken? Dann sind sie weg- und wir sind wach… Na gut, haben wir mehr vom Tag! Bernd hat noch keinen Hunger und ich mache mir ein kleines Brötchen, das reicht. Gemütlich sitzen wir in der Sonne, Blick auf das Meer, es gibt Schlechteres! Nicht weit von unserem Auto gibt es sogar einen Wasserhahn, an dem wir uns etwas frisch machen können!
12./13. Januar:
Nach dem Mini-Frühstück am Wasser fahren ins kleine Städtchen, von dem wir gar nicht weit entfernt sind. Wir sitzen in einem netten Café, trinken unseren Cappuccino und literweise Wasser. Ich wechsle zwischendurch nach drinnen, weil ich Strom brauche, und schreibe und schreibe. Währenddessen fragt mich die nette junge Bedienung, ob ich noch Wasser möchte und bringt mir eine weitere Flasche, dann nach einer Zeit die dritte. Zwei Cappuccino hatte ich, Bernd einen, er ist weiterhin draußen. Nach ungefähr eineinhalb Stunden wollen wir gehen. Ich warte auf der Straße auf Bernd, der noch kurz zum Klo ist, und die Bedienung fragt mich, ob wir die Nummer noch benötigen – das verstehe ich jedenfalls. Nein, nein, alles okay. Daraufhin ruft sie mir noch etwas zu – ich gehe noch einmal näher und frage nach. Ob wir bezahlt hätten? Mist, oh nein, das haben wir nicht, total vergessen. Meine Güte, das ist mir unglaublich peinlich. Sie haben sich so supernett gekümmert und wir bezahlen nicht. Dazu die Erklärung: normalerweise orderst du und zahlst sofort. Es ist mir sehr unangenehm, aber natürlich glauben sie uns.
Wir spazieren noch ein wenig am Wasser und kommen an einem kleinen Fischereihafen vorbei. Die Leute essen alle Fish und Chips, also gesellen wir uns dazu – es ist sehr lecker.
Nun wollen wir aber weiter in den Norden und landen nach ungefähr zwei Stunden in Whangamata, einem sehr netten kleinen Städtchen. Wir finden auf Anhieb einen Parkplatz mit öffentlichen Toiletten, der genügend Schlafplätze bietet- und noch völlig leer ist. Wir lassen das Auto da, schnappen uns die Badesachen und laufen die ca. 400 m zum Meer. Es ist warm und somit der Strand gut besucht. Wellenreiter, Schwimmer, Kajakfahrer, SUP-Paddler, alles sind vertreten. Fehlen eigentlich nur die Delfine.
Wir schlüpfen in unsere Badesachen und gehen ins Wasser. Ach, ist das erfrischend! Wellen, die einen immer wieder zum Ufer tragen, aber nicht zu hoch sind, schnelle eine angenehme Tiefe, einfach eine Erfrischung pur mit einem hohen Spaßfaktor. Und das Wasser ist sehr angenehm warm, wenn man erst einmal die Hürde geschafft, ganz nass zu sein!
Nach dem Bad fühlen wir uns munter – und klebrig. Salzwasser dient nicht gerade zur Reinigung. Wir nehmen unsere Sachen und wandern zur Surfschule, wo wir eine Außendusche vermuten. Und wirklich können wir uns kalt abduschen und uns vom Salz befreien. Abgesehen von den Haaren sind wir wieder sauber.
Die einzelnen Strandzugänge sind nummeriert und so suchen wir uns unsere Nummer 6 und sind bald am Auto. Ein kleines Abendessen und einen kleinen Gag durch die Hauptstraße, die, es ist Samstagabend, sehr belebt ist, dann geht es ins Bett.
Die Nacht ist ruhig und ich schlafe wunderbar. Den Tag beginnen wir mit einem Spaziergang, und verleben ihn ansonsten sehr entspannend. Das Meer hat immer etwas beruhigendes für mich, wir werden eine weitere Nacht bleiben. Zwar gehen wir heute nicht baden, spazieren aber wunderbar am Strand lang, chillen in Cafés, lesen, und kochen abends: Spaghetti Bolognese – lecker! Dazu einen Salat! Auf dem Parkplatz.
Ich bringe ein Mückennetz an – nun werden die Nächte hoffentlich kühler…
14. Januar: Es kommt immer anders als man denkt…
Heute werden wir unsanft geweckt, mitten im Traum, um 7:00 Uhr: jemand klopft ordentlich an unsere Scheibe, ich höre es gar nicht und denke, Bernd spinnt, als er das sagt. Doch wir öffnen die Tür – und davor steht eine Frau in Uniform und einem Formular in der Hand, die uns erklärt, dass sie von der Gemeindeverwaltung ist und die self-contained-Fahrzeuge kontrolliert. Wir denken natürlich, sie möchte unser Klo sehen, aber weit gefehlt – sie erzählt uns, dass wir nicht registriert seien und uns vorne die Plakette fehlt. Der blaue Aufkleber hinten zählt nicht, weil viele den einfach klauen oder irgendwo kaufen. Ups, das wussten wir natürlich alles nicht – nur dass ich den Gedanken in Worpswede auch schon hatte, von wegen, ob man den Aufkleber nicht einfach ausdrucken könnte und so. Sie habe auch unsere Autonummer unter den Registrierungen nicht gefunden, ob wir einen anderen Nachweis hätten. Sie ist dabei total nett und wir erklären, dass wir alles an Bord haben, und dachten, dass alles in Ordnung sei. Immerhin hatten die Vorbesitzer erzählt, dass sie das Auto registriert haben lassen. Nun wissen wir es besser. zwischendurch kommt ein Einheimischer, der sie anpöbelt, dass die Gemeinde nur geldgierig sei und dass sie uns in Ruhe lassen sollte. Sie bleibt ruhig, erklärt, dass sie nur ihren Job macht und dass wir sehr nette Leute seien, und sie uns nichts Böses wollte. Der gleiche Typ hatte uns gestern schon über die Politik und Sonstiges unterhalten. Von wegen, dass wir die Welt retten müssten und dass Neuseeland dazu Hilfe bräuchte und die Regierung sowieso nur ihre eingeben menschlichen Interessen verfolge usw. Einmal Welt retten und zurück, er war kaum zu bremsen. Sie erzählt danach auch, dass sie täglich ihre Diskussionen mit diesem Herren hätte. Die 200$ Strafe werden wir zahlen müssen, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Allerdings fühlen wir uns nicht ungerecht oder blöd behandelt und das macht doch wirklich viel aus. Wir wollten nicht beschupsen, fühlten uns gerade mit unserer Luxus-Toilette total auf der sicheren Seite und das hat sie uns auch abgenommen. Nun wandert unser Blick auf die anderen Wohnmobile und siehe da, die haben alle vorne auch die Zertifikats-Plakette….
Nun werden wir den Tag noch hier verbringen, denn der Klempner, der diese Zertifizierung abnehmen darf, hat erst heute Nachmittag Zeit. Es kommt halt doch immer anders als man denkt…
So, später geht es weiter, mehr ist nämlich nicht passiert.
Später:
Es fängt an zu regnen, wir wissen eigentlich gar nicht, wie wir den Tag herum bekommen sollen. Können ja nicht immerzu im Café sitzen, in der Bücherei wird es uns auch schnell langweilig, draußen gießt es – was ist das denn für ein blöder Tag?
Als es weniger wird mit dem Regen, beschließe ich, dass ich raus muss, baden oder spazieren. Aber die Stimmung ist so blöd, Bernd ärgert sich total und das kommt natürlich rüber und lässt mich nicht kalt. Und alleine hab ich auch keine richtige Motivation.
Und dann werde ich pragmatisch: ich beschließe, dass wir weiterfahren – für heute Nacht haben wir eh den Campingplatz an der Hot-Water-Beach gebucht, und dann sehen wir weiter. Zur Not bleiben wir halt jede Nacht auf einem bezahlten, es müssen ja nicht immer die teuersten sein. Alles ist besser als sich nun immerzu zu ärgern. Aber jetzt noch die ganze Zeit zu warten, nicht wissen, was wir bis heute Abend machen sollen, wir wissen ja nicht einmal, wann der Typ anruft, das ist doch blöd. Und Bernd ist einverstanden. Er ärgert sich immer noch, er kann ja auch nicht aus seiner Haut.
Die Fahrt dauert eine Stunde, in der ich versuche, mich von der Stimmung nicht so doll runterziehen zu lassen.
Dann erreichen wir die „Hot Water Beach“, werden total nett auf dem Top10-Platz empfangen und bekommen auch gleich Hilfe bei der Suche nach einem zertifizierten Monteur als wir nachfragen, ob sie jemanden wissen. Das nette Mädel am Tresen gibt uns eine Internetadresse, und dort können wir uns etwas später schlau machen.
So setzen wir erst einmal eine Wäsche an, machen eine kleine Brotzeit, bei der wir schon mal googeln, wie wir weiter mit dem Auto vorgehen können. Es gibt mehrere Möglichkeiten, und Bernd schreibt einen Mechaniker gleich an.
Als die Wäsche fertig ist, wandern wir an den Strand, an dem man bei Ebbe Löcher buddelt, aus denen dann warmes bis heißes Wasser kommt. So baut man sich seine eigene Badewanne. Noch ist das Wasser nicht vollständig weg und so kommen immer wieder starke Wellen, die unsere schönen Löcher wieder wegspülen. Die ganzen Plätze, die etwas vom Wasser entfernter sind, sind alle besetzt, dieses Teilstück des Strandes ist übervölkert- und alle haben ihren Spaß. Ich lasse Bernd ordentlich buddeln – bekanntermaßen baut körperliche Arbeit Ärger und Aggressionen ab…. den Spaten haben wir auf dem Campingplatz leihen können.
Und wir haben wirklich Spaß, es ist lustig, wenn es unter den Füßen schon heiß ist, dann aber eine kalte Welle kommt. Die Ruhe, sich hinzulegen oder noch schwimmen zu gehen, hat Bernd nicht, und ich gehe dann mit ihm zurück auf den Campingplatz. Es ist völlig in Ordnung, sonst wäre ich einfach noch alleine geblieben.
Aber so duschen wir erst einmal, sortieren die Wäsche ein und kochen uns dann Kartoffeln, die wir mit Butter und Salat essen. Wir haben inzwischen eine Antwort erhalten und uns mit mehreren Möglichkeiten angefreundet: entweder können wir es hier in der Nähe machen lassen oder bei der Fahrt in den Norden in Auckland, oder ganz am Ende in Auckland – oder gar nicht. Die Stimmung wird immer besser!
Zeitig geht’s dann ins Bett, irgendwie brauchen wir derzeit viel Schlaf! Oder verbraucht Ärger mehr Kraft?
15. Januar: Self-contained…
Wir lassen den Vormittag erst einmal langsam angehen, frühstücken in Ruhe und fahren dann zur Cathedral Cove, 9 km entfernt. Ich rechne wohl damit, dass der Parkplatz um diese Uhrzeit voll sein würde, aber nicht damit, dass es ihn gar nicht mehr gibt… Statt dessen haben sie am Ortsrand einen großen Platz eingerichtet, von dem Shuttle Busse fahren – was für eine Erleichterung für die Anwohner, die zum Teil ihre Vorgärten als Parkplätze vermietet hatten. So entgeht ihnen zwar eine Einnahmequelle, aber sie gewinnen eine Menge Ruhe.
Wir nehmen also den Shuttle, fahren an den Wanderweg-Beginn und laufen ca. 40 min zur Cove. Der Berg mit seinem riesigen Loch ist beeindruckend, sieht toll aus, aber Bernd geht es so wie mir vor drei Jahren: auch er hat mehr erwartet, dafür, dass er überall so hoch gepriesen wird. Es ist schön, gerade mit dem Strand und den anderen Felsen im Wasser, den Wellen und den Bäumen, die fast von den Felsen fallen. Natürlich ist viel mehr leben als bei letzten Mal, wo ich morgens um halb sieben hier war. Da konnte ich den Felsen noch menschenleer fotografieren.
Heute sitzt hier sogar der Rettungsschwimmer und passt auf!
Wir machen unsere Bilder, laufen einmal hin und her und begeben uns wieder auf den Rückweg. Uff, bergauf ist es wirklich anstrengend, auch wenn man morgens 3 Eier gegessen hat. Aber meine iWatch freut sich! Der Trainingsring ist gleich doppelt geschafft!
Wir holen unser Auto, trinken in der Ortsmitte noch unseren Kaffee und beschließen, eine halbe Stunde weiter südlich zu fahren, wo Bernd dann einen Termin um halb sechs ausgemacht hat, dass unser Zertifikat abgenommen werden kann. Dann haben wir es hinter uns, und heute kann man bei dem unerwarteten tollen Wetter die Zeit gut überbrücken. Wir werden unser Auto auf jeden Fall noch so herrichten, dass das Klo gleich vorne ist und einen Eimer als Deckel brauchen wir auch noch.
Wir fahren also nach Tairua, suchen uns einen Schattenparkplatz und kaufen erst einmal einen Eimer. Anschließend räumen wir dann auf. Dinge, die wir nicht brauchen, wie unsere Schlafsäcke, kommen in die großen Rucksäcke, das Klo nach vorne, der Eimer wird als Mülleimer eingerichtet.
Was soll noch schief gehen? Wir freuen uns jetzt schon über unsere Entscheidung, dann haben wir es vom Tisch. Dann werden wir morgen unsere 200$ Strafe zahlen und nicht mehr dran denken!
Glauben wir….
Bis zum Treffen um halb sechs teilen wir uns eine Pommes und lesen. Wir denken, dass wir gegen sechs/halb sieben weiterfahren können!
Das Haus finden wir schnell, es ist nur 5 min vom Parkplatz entfernt und an zwei Camping-Bussen und einen Van gut zu erkennen.
Die Frau kommt zu uns, bewaffnet mit einem Formular, das ausgefüllt werden muss, der Mann mit einem Gerät, mit dem er Millimeter-genau abmessen kann , hinterher. Beide sind sehr nett – verlieren aber an Sympathie, als sie meinem, dass unser Auto nicht als self-contained zertifiziert werden kann, bevor da nicht diverse Änderungen gemacht wurden. Uff, das hört sich schon gleich nach viel Zeit und viel Geld an – dazu hab ich keine Lust. Das Klo muss so stehen, dass man im Auto pinkeln kann – kann man doch, wenn man die anderen Kisten wegnimmt – dazu muss das Brett durchgesägt werden. Die Wasserbehälter sind zu klein – der Gesetzgeber schreibt 4l pro Person für drei Tage vor – uns fehlen 5 l pro Kanister! Außerdem braucht der Mülleimer einen Deckel… Na toll… Wir fragen genau nach: wie lange wird das dauern, was kostet es? Dauer ca. 1-1,5 Stunden, Kosten ca. 120$. Okay, dann ist es keine Frage! Das machen wir. Dann haben wir ein gutes Gefühl und können es auch besser verkaufen.
Und los geht’s: das Brett wird gesägt und neu angebracht, die Frau meint, wir sollten einen Behälter mit Deckel finden, egal was für einen. Kisten haben wir ja genug – wird akzeptiert. Zwei neue 25l-Kanister haben sie da, die dann etwas mühsamer sind, einzubauen. Das Formular schreibt eine bestimmte Schlauchdicke vor, die wir natürlich nicht haben – aber der pragmatische Mann nimmt einen anderen und setzt ihn drüber. Von einem Innendurchmesser steht da ja nichts.
Nach wirklich ca 1,5 Stunden haben wir das Papier in unseren Händen, mit der Zertifizierungsgebühr 200$ bezahlt und müssen nun noch ans Amt 30 $ überweisen und dann schicken sie uns den Aufkleber zu – egal, wo wir dann gerade sind, mit Expressversand. Mit dem Zettel dürfen wir auch ab jetzt „zertifiziert“ schlafen! Hurra!
Es ist noch früh genug, um zu unserem weiteren Ziel zu fahren: wir wollen an die westliche Seite der Coromandel-Pensuela, in die District-Hauptstadt Thames. Dort werden wir morgen früh unsere Strafe bezahlen und einmal die Küstenstraße nach Coromandel town fahren, aber das ist morgen.
Thames ist nach einer Dreiviertelstunde erreicht und wir finden auch gleich den kostenlosen Platz, Toiletten sind nicht weit uns haben sogar 24 Stunden geöffnet. Wir lassen den Wagen stehen und gehen noch ins Einkaufszentrum.
Meistens haben die großen Läden hier ja bis mindestens 22:00 geöffnet, daher ist es nur zur Sicherheit, dass wir nachsehen, wie lange wir beim Pack‘n Save Eis kaufen können, damit unser Gemüse und das Fleisch, was wir eigentlich heute machen wollten, bis morgen hält. Ansonsten überlegen wir erst einmal etwas herum zu gucken. Es ist 20:05 – und er schließt um 20:00! Die letzten Kunden kommen gerade heraus – und Silke schlüpft schnell hinein, fragt den jungen Mitarbeiter, ob sie nur gaaanz schnell einen Beutel Eis kaufen kann, und er winkt sie hinein. Die Truhe mit den Eiswürfeln steht direkt an der letzten geöffneten Kasse, wir zahlen und freuen uns.
Nun geht‘s zurück zum Auto, wir machen uns ein Müsli, und dann geht‘s ins Bett.
16. Januar: Und wieder kommt es anders als man denkt
Wir sind wieder, nein ich bin wieder in Orewa – Bernd ohne wieder… Orewa liegt nördlich von Auckland, direkt an der Küste und ist der Ort, in dem ich letzten Tage vor drei Jahren verbrachte, und wo ich mich so wohlgefühlt habe! Klar, ich hatte mein Auto verkauft, musste nichts mehr organisieren und konnte drei Tage einfach ohne Planungen genießen. Ob wir hier bleiben oder später noch weiterfahren, weiß ich noch nicht, erst einmal haben wir hier eine Essenspause gemacht und sitzen nun in einem Wifi-fähigen Café. Ich muss euch schließlich wieder aktualisieren…
Den gestrigen Morgen beginnen wir mit einem Besuch beim Council – der Gemeindeverwaltung. Wir wollen unsere Strafe zahlen – bevor wir frühstücken! Bernd versteht nicht ganz, warum ich den Zettel für das Zertifikat mitnehme, aber ich weiß schon warum.
Die Dame, der ich alles erzähle, von wegen, wie überzeugt wir waren, alles richtig und legal gemacht zu haben und es leider ja nicht besser wussten, bekam großes Mitleid. Und dass ich nicht wüsste, ob ich die Frau, die uns aufgeschrieben hatte, richtig verstanden hätte, dass wir vielleicht nicht zahlen müssten, wenn wir den Zettel hätten, aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob sie das so gesagt hätte, wir wären ja deutsch, und der Sprache nicht so mächtig…. (Mir war schon bewusst, so zu 7/8, dass sie gemeint hat, wenn ein Zettel auftauchen würde…). Diese Dame zumindest bespricht sich kurz in unserem Beisein mit ihrer Kollegin, die zu einem weiteren Mitarbeiter ins Nebenzimmer geht, ich vermute, dass es der Vorgesetzte ist. Inzwischen erzählen wir mit ersten Angestellten, über unsere Reise. Sie fragt, ob es uns denn trotzdem hier gefallen würde und wie lange wir reisen würden und wo wir gewesen seien. Wir schwärmten ihr von den tollen Landschaften und Erlebnissen vor. Ihre Kollegin kommt wieder und meint, es sei alles storniert. Und sie hoffen, dass wir weiterhin eine tolle Reise hätten!
Wie cool ist das denn? Ich kann mein /unser Glück nicht fassen und Bernd geht es ebenso. Es ist ja nicht so, dass wir auf Mitleid gemacht haben, eben genau so, wie es eben auch wirklich war. Dass wir uns sicher gewesen sind, völlig legal gehandelt zu haben. So gesehen, habe wir den Umbau nun quasi umsonst bekommen – hätten wir ihn nicht gemacht, hätten wir die Strafe zahlen müssen und hätten auch nicht mehr kostenfrei übernachten können. Hurra, hurra, hurra!! 200$ Umbau – 200$ Strafe erlassen!
Nun heißt es Frühstück und wir suchen uns ein Café – ich schicke eine Bestellung ans Universum: es soll gemütlich sein und Scones haben. Wir müssen nicht lange warte – nur das Wifi habe ich in der Bestellung vergessen und somit kann ich nicht schreiben. Man kann nicht alles haben… Aber wir sitzen schön, freuen uns und genießen ein kleines Frühstück.
Vor einem Friseur neben dem Café
In der I-Site informieren wir uns über Wanderwege in der Gegend und fahren danach in einen Teil des Coromandel Forest, in dem Kauri-Bäume stehen. Auch dort ist ein Visitor-Center, bei dem wir uns beraten lassen und uns für einen Weg entscheiden. Das Center ist nett gemacht und wir gucken uns noch die kleine Ausstellung an.
Der Weg, den wir uns ausgesucht haben, soll eine gute Stunde dauern und zum ältesten Baum gehen. Er startet am vorletzten Campingplatz, zu dem wir erst noch eine Viertelstunde auf einer recht holprigen Straße fahren. Mir tut unser Auto immer ein wenig leid – und ich hoffe immer, es bricht nicht auseinander…
Zunächst ist es ein Traumweg, den wir gehen – durch den kühlen gemischten Wald, leichte moderate Anstiege, ein toller Untergrund, einsam, einfach nur schön – bis dann Treppen kommen, immer nach oben, sie nehmen kein Ende. Ich schwitze, keuche, immer wenn ich denke, wir seien oben, kommen weitere. Und als ich überlegte, dass es noch zwanzig Minuten dauern würde – sind wir plötzlich da. Wie aus dem Nichts steht der gewaltige Riese plötzlich vor uns, geschützt durch eine Abtrennung. Oh wie schnell kommen die Kräfte wieder, wenn man weiß, man muss nicht weiter, nur noch zurück! Der Weg war offenbar für Familien berechnet worden. Wir machen unsere Fotos, bewundern den Baum und gehen zurück. Trepp ab geht es auch wesentlich einfacher und ich vertreibe mir die Zeit damit, die Stufen zu zähen: alle zehn Stufen schreibe ich ein Z in meine Notizen-App und zähle am Ende alles zusammen! 721 Stufen sind wir gelaufen – kein Wunder, dass es kein Ende nahm und mir immer noch die Beine zittern, als ich unten auf Bernd warte, der noch auf dem Weg Fotos macht.
Wir sind ziemlich verschwitzt, wollen in einen ausgewiesenen Pool uns erfrischen – und verpassen ihn. Plötzlich ist das Visitor-Center da und wir fahren auf den recht leeren Parkplatz, breiten unsere Stühle aus und machen ein Picknick. Wir haben richtig Hunger, und nicht auf Fast Food, das auch im Café angeboten wird.
Wider zurück in Thames geht die Fahrt weiter in den Norden von Coromandel. Wir wollen einen Teil der Küstenstraße fahren, die so wunderschön ist! Nur einen Teil, dann umkehren und zurück. Die Straße führt auf dem ersten Teil immer zwischen Pazifik und Bergen, schlängelt sich hindurch und bietet unglaublich schöne Ausblicke. Ich erinnere sie gut, bin sie allerdings von oben gekommen. 10 km vor Coromandel Town geht es in dann von der Küste weg und durch die Berge, ebenfalls mit so schönen Ausblicken, dass wir überlegen, nicht umzukehren, sondern in Coromandel einen Kaffee zu trinken und dann erst zurückzufahren.
Wir sitzen lange im Café, nach dem Cappuccino fließt das Wasser wieder in rauen Mengen, ich schreibe (den gestrigen Bericht) und Bernd liest. Als wir dann wieder los wollen, ist die Zeit schon ordentlich voran geschritten, und wir überlegen die beste Planung – wir müssen heute kochen, damit uns das Fleisch nicht schlecht wird. Hunger haben wir jetzt schon, und wo wir landen, wissen wir ja noch nicht.
Also fahren wir an den Hafen, wo ein neben einer Skater-Bahn eine Picknickbank mit Tisch finden, bauen unseren Kocher auf und bereiten unser Gemüse und das Fleisch zu. Es ist wie zu erwarten ein sehr leckeres Mahl!
Gegen sieben machen wir uns auf dem Rückweg, der nun mit dem Sonnenuntergang noch schöner ist.
Zwischendurch gucken wir auf verschiedene Plätze, auf denen man übernachten darf, aber entweder gibt es kein Klo oder er ist voll. Eine Frau im Wohnmobil bietet uns an, uns neben sie zu stellen – wir würden ihr damit den schönen Ausblick aufs Meer nehmen, aber sie steht direkt am Schild und wir wollen lieber nicht „gesetzwidrig“ stehen. Trotzdem finde ich ihr Angebot supernett!
Ich konnte mich nicht entscheiden…
Im Endeffekt landen wir wieder in Thames und schlafen dort auf einem anderen Parkplatz, der zwar keine Schilder hat, aber auf der Website der Gemeinde als erlaubt ausgewiesen ist. Direkt am Park, dahinter das Meer, auf der anderen Straßenseite Einfamilienhäuser – richtig nett.
So war dieser Tag voll und schön. Ich bin absolut ko und fühle mich klebrig – eine Dusche wäre nicht schlecht, aber die muss bis morgen warten.